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Protest an Grundschule Hanoier Straße Protest an Grundschule Hanoier Straße: "Hier wird Lehrermangel groß geschrieben"

Von Robert Briest 23.11.2016, 10:00
Eltern protestieren im September 2016 gegen den Lehrermangel an der Grundschule in der Hanoier Straße.
Eltern protestieren im September 2016 gegen den Lehrermangel an der Grundschule in der Hanoier Straße. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - „Hier wird Lehrermangel groß geschrieben“, mit diesem und ähnlichen Plakaten haben am Mittwochmorgen Eltern und Schüler der Grundschule Hanoier Straße gegen die Personalnot an ihrer Schule demonstriert. Elternsprecher Ronny Wagner schätzte, dass sich knapp 50 Menschen an der Protestaktion in Silberhöhe beteiligten. Parallel ging eine Protestnote an das Landesschulamt.

Aufgerufen hatten die Eltern zur Demonstration, weil sich zu der ohnehin knappen Personaldecke der Schule noch ein hoher Krankenstand gesellte. So waren am Dienstag nur noch neun Lehrer und eine Direktorin anwesend bei 308 Schülern. Zur Demo am Mittwoch erreichte Wagner die nächste Hiobsbotschaft: Da sich ein weiterer Lehrer krank gemeldet hat und sich damit das Lehrer-Klassen-Verhältnis auf 1:2 verschlechterte, greift ab Donnerstag ein Notfallplan. Demnach sollen die Kinder in der Zeit von 7.30 Uhr bis 11.05 Uhr betreut werden, ein regulärer Unterricht findet vorerst nicht statt.

Landesschulamt: „Situation in der Hanoier Straße ist ein extremer Einzelfall“

Dies hat die Schulleitung mit dem Landesschulamt abgesprochen. Der dort für die Lehramtsversorgung zuständige Referent Christian Walbrach erklärte: Die Situation in der Hanoier Straße sei ein extremer Einzelfall. „Es haben sich mehrere unverhersehbare Ereignisse verkettet.“ Zwar fehle aktuell die Pädagogische Mitarbeiterin, weil die seit Sommer als Lehrerin arbeitet und noch kein Ersatz gefunden wurde, eigentlich sei die Schule jedoch mit einer guten Lehrerausstattung in das Schuljahr gestartet. Doch dann habe sich eine Lehrerin dauerhaft krank gemeldet und nun sei die aktuelle Krankheitswelle hinzugekommen.

Deswegen habe man am Mittwochvormittag bereits ein Hilfeersuchen an die andere Grundschulen in Halle und dem Saalekreis geschickt, sie sollen sich, wenn sie Abhilfe leisten könnten, bei der Schulleiterin der Hanoier Straße Sabine Breier melden. Die lobte Walbrach ausdrücklich für ihr Krisenmanagement und unterstrich zudem den hohen Arbeitsethos der Lehrer vor Ort. Die sollen möglichst noch in dieser Woche durch eine Abordnung aus Eisleben verstärkt werden.

Auch die Eltern loben den Einsatz der Pädagogen

Auch die Eltern loben den Einsatz der Pädagogen. Was die personelle Ausstattung der Schule angeht, haben sie jedoch eine konträre Wahrnehmung. In ihrem Schreiben richten sie deutliche Worte an das Landesschulamt: An ihrer Schule sei eine angemessene Schulbildung nicht gegeben. Die noch anwesenden Lehrer würden auf dem Zahnfleisch kriechen, einige sogar trotz Krankheit weiter unterrichten. In den vierten Klasse würde kein Musik mehr unterrichtet.

Die Eltern fühlen sich von Landesregierung und –schulamt hingehalten: „Es reicht! Wir brauchen Lehrer, Lehrer, die auch anwesend sind, Lehrer und pädagogische Mitarbeiter, die nicht nur auf dem Papier oder Computer stehen.  […] Unsere Schule ist am Ende“, heißt es in dem Schreiben, das mit dem Aufruf an Eltern anderer Schulen endet, sich die Situation nicht länger anzuschauen, sondern aufzustehen.

Die Demonstration am Mittwoch war nicht die erste in diesem Schuljahr. Bereits im September gab es Proteste vor der Grundschule in der Hanoier Straße. Wegen fehlender Lehrkräfte hatte es damals auch Wochen nach Schuljahresstart noch keinen Unterricht nach Stundenplan, sondern lediglich Klassenleiterstunden gegeben. (mz)

Elternvertreter der Grundschule Hanoier Straße demonstrieren für eine angemessene Schulbildung.
Elternvertreter der Grundschule Hanoier Straße demonstrieren für eine angemessene Schulbildung.
Günter Bauer