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Porsches Zukunftsfabrik  Porsches Zukunftsfabrik : Wie Halles Star Park mit Smart-Industrie 4.0 durchstartet

Von Dirk Skrzypczak 20.12.2019, 11:35
Im Vordergrund zeichnet sich das Fertigteillager ab. Direkt dahinter wird der Komplex mit der 600 Tonnen schweren Pressenstraße gebaut.
Im Vordergrund zeichnet sich das Fertigteillager ab. Direkt dahinter wird der Komplex mit der 600 Tonnen schweren Pressenstraße gebaut. Smart Press Shop

Halle (Saale) - Ein animiertes Video zeigt im Bürocontainer der Smart Press Shop GmbH & Co. KG ein innovatives Stück Zukunft im Automobilbau. Voll automatisiert werden die Platinen - dünne Platten aus Aluminium oder Stahl - von Greifarmen zur Pressenstraße gehoben. In sechs Arbeitsschritten entstehen unter den Pressen die Karosserieteile. Mit der ungeheuren Kraft von 8500 Tonnen werden Kotflügel, Motorhauben oder Türen geformt.
Ab September 2021 soll im weltweit modernsten Werk seiner Art im Star Park die Produktion aufgenommen werden.

Schnelles Tempo beim Bau: Mit Porsches Zukunftsfabrik kommt Industrie 4.0 zum Star Park

Mit technischen Finessen für die Smart-Industrie 4.0, die derzeit noch keiner bieten kann. Die gewaltigen Pressen und die Krananlage für die Fertigungshalle sind deshalb Spezialanfertigungen für das neue Werk im Star Park, für das der Sportwagenbauer Porsche und der Anlagenhersteller Schuler im Januar die Smart Press Shop GmbH gegründet hatten.
Die junge Firma legt ein atemberaubendes Tempo vor - passend zu den schnellen Flitzern mit dem aufbäumenden Pferd im Logo.

Im August hatten die Erdarbeiten begonnen. Kurz vor Weihnachten zeichnen sich die Konturen des Gebäudes ab. „Im Frühjahr 2020 wollen wir mit den Erdarbeiten fertig sein und das Dach geschlossen haben“, sagt Markus Hees, Projektleiter bei Porsche für das neue Presswerk im Star Park. „Wir brauchen jetzt einen milden Winter“, sagt er. Das ganze Team darf sich angesichts des sportlichen Zeitplans keine Fehler erlauben.

Weltneuheit im Star Park: Krananlage arbeitet voll automatisiert

Ab August 2021 sollen im Star Park Karosserieteile der Vorserie für den neuen Elektro-Macan aus dem Porsche-Werk in Leipzig vom Band laufen. „Die Teile stellen wir her. Es gibt kein anderes Werk dafür. Deshalb müssen wir auch rechtzeitig fertig sein“, meint Hees und macht trotz der Herausforderung ein zufriedenes Gesicht. „So ein Projekt ist keine One-Man-Show. Da müssen alle mitziehen - von der Stadt über die Planer und Versorgungsunternehmen bis zu den Baufirmen. Bislang passt es.“

430 Meter wird der Hallenkomplex lang, 25 Meter hoch und bis zu 118 Metern breit. Das Werk soll der Branche den Takt vorgeben. Die Krananlage arbeitet voll automatisiert - Weltneuheit. Die Presse schafft 20 Bauteile pro Minute und dabei bis zu vier Karosserieteile parallel - Weltrekord. 135 Mitarbeiter sollen ab Herbst 2021 zunächst in zwei Schichten qualitativ hochwertige Bauteile produzieren - nicht nur für Porsche.

Strenge Vorgaben: „Mit Tag eins muss die Qualität stimmen"

„Unser Werk agiert frei am Markt. Wir wollen auch andere Hersteller gewinnen“, sagt Hendrik Rother, Geschäftsführer der Smart Press Shop GmbH. BMW in Leipzig etwa sei nur 33 Kilometer vom neuen Werk in Halle entfernt - logistisch mache eine Zusammenarbeit Sinn. Unterdessen läuft bereits die Suche nach dem Personal. Unter anderem wirbt das Unternehmen am 27. Dezember auf der Rückkehrermesse in Halle um Fachkräfte.

Im nächsten Jahr soll der Mitarbeiterstamm weitgehend stehen, damit die Mitarbeiter qualifiziert werden können. „Mit Tag eins muss die Qualität stimmen. Befindet sich beispielsweise nur ein einziges Haar auf einer Platine, ist das ganze Bauteil Schrott. Das zeigt, wie hoch die Anforderungen sind. Und wir wollen unsere Kunden begeistern“, sagt Hees.

Öko-Strom, Bio-Gas, Elektroladesäulen: „Das Projekt ist auf die Zukunft ausgerichtet"

Hoch sind die Ziele auch, die sich die Firma in Sachen Nachhaltigkeit stellt - mit Öko-Strom, Bio-Gas, Elektroladesäulen, einer peniblen Wertstofftrennung und hoffentlich auch einen eigenen Bahnanschluss, wie Hees sagt. Halles OB Bernd Wiegand (parteilos) ist beeindruckt. Und er hofft, dass Porsche weiter in den Standort investiert.

13 Hektar sind jetzt belegt, weitere 37 Hektar haben sich die Schwaben für einen späteren Ausbau gesichert. „Das Projekt ist auf die Zukunft ausgerichtet. Wir werden die Investoren weiter unterstützen.“ Dass Halle Baugenehmigungen in Rekordzeit ausstellt, ist für die Saalestadt zu einem entscheidenden Standortfaktor geworden. (mz)