Nach tödlichem Unfall auf Europachaussee Polizisten aus Halle gedenken mit Fußballturnier ihres getöteten Kollegen

Halle (Saale) - Wie viele andere Polizisten in Halle kann sich auch die 27-jährige Nadja Kirchhof noch genau an den 23. April vorigen Jahres erinnern: An diesem Tag kam ihr Kollege Alexander S. ums Leben. Ein Motorradfahrer riss ihn während einer Geschwindigkeitskontrolle in den Tod - eine Geschwindigkeitskontrolle, die Nadja Kirchhoff eigentlich mit ihrem Kollegen durchführen sollte. „Hätten wir es nur wie geplant am Tag zuvor gemacht“, sagt die junge Beamtin. Doch andere Aufgaben kamen beiden dazwischen, so dass Alexander S. am falschen Tag am falschen Ort war. Mit einem anderen Kollegen bildete er am 23. April das Team, das die verschobene Verkehrskontrolle durchführte, während Nadja Kirchhof an diesem Tag dienstfrei hatte.
Auch HFC-Präsident trauert
Noch heute betrauern die Beamten den Verlust des Kollegen, der auch von Nadja Kirchhoff in den höchsten Tönen gelobt wird: „Er war der loyalste Mensch, den ich je kennengelernt habe.“ Deswegen wollte sie den Jahrestag des Todes nicht einfach so verstreichen lassen und hatte eine Idee: Mit einem Fußball-Gedenkturnier wird am Sonntag an den Polizisten und leidenschaftlichen Fußball-Schiedsrichter Alexander S. erinnert.
„Es war mir ein persönliches Bedürfnis, die Eltern am Todestag nicht alleine zu lassen“, sagt die junge Frau, die das Turnier zusammen mit dem Polizisten Martin Götze organisiert hat. Beide sind in der „Jungen Gruppe“ der Gewerkschaft der Polizei (GdP) engagiert, die das Turnier unterstützt. Und auch HFC-Präsident Michael Schädlich wird dann in der Neustädter Kicker-Arena vor Ort sein, wenn um 14 Uhr Anstoß ist. „Es tut weh“, sagt Schädlich, denn er kannte Alexander S. nicht nur als Schiedsrichter seines Clubs, sondern auch seit Jahren privat - der HFC-Chef ist weitläufig mit der Familie des getöteten Polizisten verwandt. Schädlich war oft auf gemeinsamen Familienfeiern als Gast, wo er auch mit Alexander S. viele private Gespräche über Fußball und andere Dinge geführt hat. Bislang hat Schädlich nicht darüber gesprochen.
Gedenkturnier könnte jährliche Veranstaltung werden
„Das Schicksal war hier besonders hart“, so Schädlich, der Alexander S. als talentierten Sportler und verantwortungsvollen, hilfreichen Menschen in Erinnerung hat. „Er hat sowohl hart an seiner beruflichen Karriere gearbeitet als auch als Schiedsrichter ein gutes Zeugnis gehabt. Deswegen habe ich ihn doppelt geschätzt.“ Dass das Leben des 27-Jährigen ein so tragisches Ende genommen hat, bedrückt Schädlich genau wie die Kicker des HFC, seine Schiedsrichterkollegen, seine Berufskollegen und Freunde noch heute.
Deswegen sei die Idee von Nadja Kirchhoff auch eine besonders angemessene und würdige Veranstaltung, um an Alexander S. zu erinnern. Künftig soll dieses Gedächtnisturnier, wenn es nach den beiden Organisatoren und Michael Schädlich geht, eine jährliche Einrichtung werden. Denn es gab eine riesige Resonanz und zahlreiche Hilfsangebote, als die Idee aufkam: „Der Vorschlag wurde von allen unterstützt, auch weil es eine breite und gute Erinnerung im Revier an Alexander gibt“, sagt Nadja Kirchhoff.
Und auch Externe wollten das Turnier mit Spenden unterstützen - daraus ist nun mit Einverständnis der Eltern des getöteten Polizisten eine Spendenaktion für den Verein zur Förderung krebskranker Kinder geworden. Denn finanziert wird das Turnier aus GdP-Spenden. (mz)
