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Pokal-Sensation in Leverkusen Pokal-Sensation in Leverkusen: Wie die Wildcats den historischen Erfolg feiern

Von Petra Szag 15.01.2019, 08:57
Unbändige Freude vereint Halles Wildkatzen nach dem Pokalsieg über den großen Favoriten Bayer Leverkusen.
Unbändige Freude vereint Halles Wildkatzen nach dem Pokalsieg über den großen Favoriten Bayer Leverkusen. Holger John

Halle (Saale) - Die Muskeln von Nadine Smit sind akut verkatert. Diesen brennenden Schmerz in nahezu jeder Faser hat die Kapitänin der halleschen Erstliga-Handballerinnen lange nicht so intensiv gespürt. Doch am Tag nach der Pokalsensation zeigt ihr dieses Körpergefühl, dass sie alles an Kraft gegeben hat. „Das nehme ich gern dafür in Kauf“, sagt Nadine Smit lachend.

Dafür, das ist der 35:31-Sieg ihrer Wildcats am Sonntag gegen Bayer Leverkusen. Kaum einer hatte mit diesem gerechnet. Schließlich sind die Aufsteiger aus Halle immer noch sieglos in der Punktspielserie, und die Gäste gehören als Nummer fünf zu den Topteams.

Wildcats aus Halle feiern die Pokal-Sensation

Im September hatte das Ruhrpott-Team Halle noch die Grenzen aufgezeigt (24:32). Doch im Pokal gelang nun die Revanche. Mit dem Viertelfinalsieg erstritt sich der Außenseiter das Startrecht für das Final-Four-Turnier Ende Mai mit dem Thüringer HC, Bietigheim und Metzingen.

„Jede Spielerin träumt davon, einmal da dabei zu sein, vor so einer Wahnsinnskulisse, gegen Mannschaften, die die Crème de la Crème sind“, gibt Nadine Smit zu. „Gerade nach dem schwierigen Saisonstart habe ich nie für möglich gehalten, dass wir uns diesen Traum jetzt erfüllen.“

Erfolg der Wildcats ist nicht nur Kopfsache

Möglich war das, weil die Hallenserinnen diesmal den fast obligatorischen Einbruch nicht zuließen. Lag es daran, weil niemand einen Sieg vom Underdog erwartete? „Sicher spielt der Kopf eine Rolle“, sagt Nadine Smit. Doch auch der Rest des Körpers spielt nun immer besser mit.

Die Bestätigung hatte sie jüngst im Training beim sogenannten Pendellauf bekommen. Bei diesem muss man zwischen den Hütchen auf dem Parkett hin- und herflitzen, während die Zeitvorgaben immer kürzer werden. So lange, bis die Beine versagen und nur noch das Herz rennt. Bei diesem Test hat sich die 25-Jährige enorm verbessert.

Die starke Kondition hat sich am Sonntag ausgezahlt. Da spielte Halles Allzweckwaffe fast durch. Weil die Abwehrchefin und Kreisläuferin in Personalunion, Pia Dietz, wegen Schulterproblemen pausieren musste, übernahm Nadine Smit den Part als Unruhestifterin am gegnerischen Kreis.

Nadine Smit überragt mit acht Toren

Acht Tore steuerte sie zum Gesamterfolg bei. Laura Winkler wiederum bewährte sich als Tore-Verhinderin vor einer ebenfalls überragenden Keeperin Anica Gudelj. „Alle sind bis an ihre Grenzen gegangen“, lobt Nadine Smit. Das hat den Erfolg erst möglich gemacht.

Sportlich ist dieser der bisher größte in der Vereinsgeschichte. Was ihn für Präsident Bodo Meerheim noch wertvoller macht: Er hebt die Moral. „Die Mädels haben gesehen, was sie zu leisten imstande sind“, sagt der Vereinschef. Gekämpft haben die Wildcats ja auch vorher, aber eben nicht immer miteinander.

In Musketier-Manier wurde diesmal kein Ball verloren gegeben. In aussichtslosen Situationen, wenn eine Hallenserin das Spielgerät nicht zu fassen kriegte, weil der Pass zu ungenau war oder eine Gegnerin dazwischen sprang, erkämpften andere das Leder zurück. So vermieden die Wildcats schnelle Gegentreffer. Und erhöhten selbst ihre Torekonto.

In der Handball-Bundesliga wartet Bietigheim auf Halle

Die Frage, ob es ihm lieber gewesen wäre, dass Union den Sieg und damit zwei Punkte in der Bundesliga geholt hätte, hat sich Meerheim so nie gestellt. „Was sollen wir Vergangenem hinterherzutrauern.“

Er hofft vielmehr, dass dieses Erfolgserlebnis noch einmal Auftrieb gibt und das Vertrauen, wie man so schön sagt, in die eigene Fertigkeiten stärkt.

Geld spült der Finaleinzug übrigens nicht in die Vereinskasse. „Es gibt wohl eine kleine Antrittsprämie, aber der Aufwand für uns mit Reise- und Übernachtungskosten ist höher“, sagt Meerheim.

Gegen einen Finalgegner können die Wildcats bereits am Mittwoch testen. Dann geht es auswärts in der Liga gegen den Zweiten Bietigheim. Die Regenerationsphase ist kurz, das weiß die gelernte Physiotherapeutin Nadine Smit. Ihren Muskelkater hofft sie bis dahin los sein. Die Hochstimmung darf ruhig noch bleiben. Auch wenn niemand eine erneute Sensation erwarten sollte. (mz)