Pleite in Wohnungswirtschaft Pleite in Wohnungswirtschaft: Mieter-Schock im Südpark
Halle/MZ. - Die Südpark-WG zählt 901 Mitglieder. Unter ihnen herrscht helle Empörung. Viele wussten von finanziellen Schwierigkeiten, dennoch hat der Insolvenzantrag überrascht (siehe Artikel rechts). Nun befürchten die Mieter finanzielle Verluste - in etwa zwischen 750 und 1 400 Euro. In dieser Höhe haben sie - gestaffelt nach Wohnungsgröße - Genossenschaftsanteile erworben. Auch Nagel befürchtete am Donnerstag, dass das Geld verloren ist.
"Ich bin schockiert und fühle mich betrogen", sagte Harry Jahr, der vor einem Jahr ausgezogen war bei der WG und jetzt die Auszahlung seiner Anteile erwartete - rund 1 400 Euro. "Das Geld kann ich wohl in den Wind schreiben", vermutete der 74-jährige Neustädter am Donnerstag.
Zwei Banken sollen der Südpark-WG nach Angaben von Nagel am 4. August die Kredite gekündigt und per Gerichtsbeschluss die Zwangsverwaltung des Wohnungsbestandes erwirkt haben. Seit Donenrstag ist die Firma Treubau, ansässig im Ernst-Grieg-Weg 15, für die Verwaltung zuständig. Treubau sei bundesweit tätig und auf Zwangsverwaltungen spezialisiert, sagte Niederlassungsleiter Nico Hädrich. Alle Mieter würden schriftlich informiert über die neue Situation. Geplant sei auch, eine Mieterversammlung einzuberufen, der Termin stehe aber noch nicht fest.
Ungeachtet der Insolvenz bestünden die Mietverträge fort, sagte Hädrich, "für die Mieter ändert sich nichts." Treubau sei aber nicht zuständig für Angelegenheiten, die die Genossenschaft betreffen.
Die WG Am Südpark ging 1997 mit 588 Wohnungen an den Start, sie gehörten bis dahin der Halle-Neustädter Wohnungsgenossenschaft. Durch die Ausgründung konnte die Halle-Neustädter WG Auflagen nach dem Altschuldenhilfe-Gesetz erfüllen und wurde finanziell entlastet. "Im Gegenzug musste aber die Südpark-WG Kredite aufnehmen, um den Kauf der Wohnungen zu finanzieren", erläuterte Nagel, der erst seit 1999 Vorstandschef ist. Noch vor seiner Zeit seien weitere Südpark-Wohnungen - diesmal von der Leuna-Genossenschaft - erworben worden. Die Käufe seien fast vollständig über Bankkredite finanziert worden. Rund 75 Prozent der Mieteinnahmen hätten für Zins und Tilgung aufgebracht werden müssen.
"Die Rechnung ging von Anfang an nicht auf. Es war ein Fehler, die Genossenschaft überhaupt zu gründen", sagte Nagel, obwohl in einem zuvor erstellten Gutachten der neuen Genossenschaft sogar ein jährlicher Gewinn von 1,6 Millionen Mark vorausgesagt worden sei.
Allerdings nur, wie Nagel einräumte, wenn der Leerstand nicht über sechs Prozent steigen würde. Doch Mieter berichteten, inzwischen stehe fast jede dritte Wohnung leer. Erbost sind sie auch, weil noch im Vorjahr beschlossen wurde, jedes Mitglied solle für 153 Euro einen zusätzlichen WG-Anteil kaufen. Viele haben inzwischen gezahlt. "Die Banken haben darauf bestanden", begründete Nagel. Auch dieses Geld werde verloren sein.