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Plastik für Riveufer Plastik für Riveufer: Kommt der kleine Trompeter zurück?

Von Michael Falgowski 22.10.2016, 10:00
Bekleckert und abgestellt: das Trompeter-Denkmal
Bekleckert und abgestellt: das Trompeter-Denkmal Andreas Stedtler/Archiv

Halle (Saale) - Das Stadtmuseum hat eine Leiche im Keller: Fritz Weineck, mit Farbe bekleckert. Die Bronze des Kleinen Trompeters, des in der DDR bis zur geistigen Erschöpfung besungenen, zum revolutionären Heiligen verklärten Hallensers, wurde im Jahr 1958 am Riveufer aufgestellt, das auch gleich noch in Fritz-Weineck-Ufer umbenannt wurde.

Weineck war 1925 im halleschen Volkspark von der Polizei erschossen worden. Er war Hornist im Spielmannszug des Roten Frontkämpferbundes, einem paramilitärischen Kampfverband der KPD. Mit dem „Lied vom kleinen Trompeter“ setzte noch in den 1920er Jahren die Verklärung des Ermordeten ein. In der DDR lernte es jedes Kind im Musikunterricht. Das Denkmal geriet rasch zur verordneten Wallfahrtsstätte. Während der Wende wurde die Heldenplastik zunächst mit Farbe beschmiert und im Stadtmuseum gesichert.

Ist die Plastik Kunst?

Klaus-Dieter Gerlang, der Chef des Saaleschwimmervereins, würde sie gerne wieder hervorholen. Diese Idee hat er zunächst den Mitgliedern des Saalestammtischs, Vereinen und gewerblichen Anliegern des Flusses, vorgestellt. „Ich finde es einfach schade, dass die Plastik im Depot vergammelt. In erster Linie ist sie für mich Kunst“, sagt Gerlang, der selber Plastiken am Saaleufer aufgestellt hat.

Eigentlich wollte der 71-Jährige seine Idee am Mittwoch im Stadtrat vorstellen. Inzwischen ist er aber unentschlossen. „Die Erfolgsaussichten scheinen nach allen bisherigen Reaktionen sehr gering“, vermutet er. Und auch im Internet wurde sein Vorschlag eher ablehnend diskutiert. „Dabei sollte das Denkmal nicht wider an die gleiche Stelle kommen. Und man müsste dabei beispielsweise auch die wahre Geschichte des Liedes erzählen“, sagt Gerlang.

So ist der Liedtext bereits 1914 entstanden, er besang den Tod eines Frontsoldaten. Das Lied wurde 1925 einfach auf den Kommunisten Fritz Weineck umgemünzt und dafür der Text im Grunde nur leicht verändert. Aus dem „Husarenblut“ des Originals wurde in der Kopie „Rotgardistenblut“, „Heimatlieder“ geriet zu „Freiheitsliedern“. (mz)