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Pfützthal Pfützthal: Ortsfeuerwehr ist ausgelöscht

Von Oliver Müller-Lorey 22.06.2014, 19:12
Das Tor bleibt zu: Die Feuerwehr Pfützthal ist nicht einsatzfähig
Das Tor bleibt zu: Die Feuerwehr Pfützthal ist nicht einsatzfähig Günter Bauer Lizenz

Salzatal/MZ - Wenn die Temperaturen wieder steigen, gegrillt und mancherorts gekokelt wird, dürfte einigen Pfützthalern Angst und Bange werden. Denn seit Oktober 2013 gibt es im Ort keine einsatzfähige Freiwillige Feuerwehr mehr. Von ehemals 26 Brandschützern sind gerade einmal sieben geblieben - nach dem Gesetz zu wenig, um aktiv gegen Brände zu kämpfen. Also wurde Pfützthal aus der Liste der Feuerwehren, die Einsätze fahren, gestrichen. „Zeitweise Außerdienststellung“ heißt so etwas in Beamtendeutsch. Wenn es jetzt in Pfützthal brennt, müssen umliegende Feuerwehren aus Lieskau, Zappendorf, Kloschwitz, Schochwitz oder Fienstedt aushelfen.

Streitereien lähmen die Ortswehr

Im Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz Sachsen-Anhalt ist klar geregelt, wie schnell die Feuerwehr bei einem Brand oder Unfall am Einsatzort sein muss. In Paragraf zwei heißt es:

„Die Feuerwehr soll so organisiert werden, dass sie in der Regel zu jeder Zeit und an jedem Ort ihres Zuständigkeitsbereiches, der über öffentliche Verkehrsflächen zu erreichen ist, unter gewöhnlichen Bedingungen innerhalb von zwölf Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort eintreffen kann.“ (oml)

Problematisch dabei: Laut Gesetz muss eine Feuerwehr innerhalb von zwölf Minuten am Unfallort sein. Von Lieskau nach Pfützthal fährt man bei normalem Verkehr aber alleine acht Minuten, von Kloschwitz und Schochwitz sogar zehn Minuten. Dass die Anfahrtszeiten zu lang sind, ist Frank Kittel, Ortswehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Lieskau bewusst: „In etwa 50 Prozent der Fälle sind wir rechtzeitig da“, sagt er.

Das sieht die Bürgermeisterin der Gemeinde Salzatal, zu der die Orte gehören, offenbar anders: „Aus den bisherigen Einsatzprotokollen geht hervor, dass die umliegenden Feuerwehren immer rechtzeitig am Unfallort ankamen“, hält Juliane Sperling-Lippmann (CDU) dagegen.

Dass die Pfützthaler mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden sind, sollen „Hunderte“ Unterschriften belegen, die ein ehemaliger Feuerwehrmann gesammelt haben will. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Die Unterzeichner fordern in der Petition, deren Text der MZ vorliegt, „konstruktive Maßnahmen zur Wiederherstellung der vollen Einsatzbereitschaft der Ortsfeuerwehr Pfützthal“, da die Einsatzfähigkeit nicht mehr gewährleistet sei.

Dabei ist der Mann, der die Unterschriften sammelt, selbst beteiligt am Konflikt in der Feuerwehr Pfützthal. Er und vier weitere Mitglieder waren im März 2011 ausgeschlossen worden. Ein Schritt, der jedoch Mitte 2012 wieder rückgängig gemacht wurde. Das Klima in der Feuerwehr ist seitdem jedoch nachhaltig vergiftet. Die fünf ehemaligen Mitglieder weigern sich seitdem, aktiv an Ausbildungen oder Einsätzen teilzunehmen.

Fahrzeuge bleiben fast ungenutzt

In dem seit mehreren Jahren dauernden Streit wechselte auch der Ortswehrleiter der Feuerwehr Pfützthal, irgendwann führten neuer und alter Ortswehrleiter einen Wahlkampf um den Posten. Die Feuerwehr selbst litt unter den Streitereien, immer mehr Mitglieder traten aus, bis am Ende nur noch eine Hand voll da waren - zu wenig. Juliane Sperling-Lippmann, die Bürgermeisterin, sagt, „die Kameradschaft ist bis heute nicht wiederhergestellt“. Mehrere Gesprächsrunden zwischen den mittlerweile drei untereinander zerstrittenen Parteien blieben bisher erfolglos, weshalb nun auch der Landkreis mit einbezogen werden soll.

Und eine schnelle Lösung ist nicht nur im Sinne der rund 150 Pfützthaler, sondern würde auch eine Menge Geld sparen. Derzeit stehen nämlich drei Fahrzeuge - eines davon wurde 2010 generalüberholt - fast ungenutzt im Pfützthaler Feuerwehrhaus. Während die Feuerwehrautos hier nur noch zu Ausbildungszwecken genutzt werden, könnten andere Ortsfeuerwehren die Fahrzeuge gut gebrauchen.