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Parken wie im Hochregal

Von Heidi Pohle 08.01.2008, 16:56

Halle/MZ. - Alles andere erledigt ein vollautomatisches Bediengerät, das nach der Hochregal-Lagertechnik arbeitet. Sein Auto wird in einer von drei Gassen wie von Geisterhand auf der vergitterten Palette angehoben, bis zum zweiten Stock gefahren (insgesamt gibt es sieben Etagen) und in der linken Box abgesetzt. Das ist Platz 112 und damit Knoths Dauerstellfläche. Ausschließlich sein Auto parkt dort. Will er rausfahren, "ruft" er es wieder per Chip-Berührung, diesmal allerdings auf der anderen, der Straßenseite der Garage. Das Bediengerät holt den Wagen heran und stellt ihn innen vor dem Rolltor ab. Das öffnet sich - Knoth braucht nur noch einzusteigen und loszufahren. Es rumpelt etwas, als die leere Palette auf Platz 112 zurückkehrt.

Die Quartiersgarage, außen hell verputzt und innen ganz in Gelb und Blau gehalten, ist die erste ihrer Art in Halle und seit rund sechs Wochen in Betrieb. "In der technischen Ausführung ist sie europaweit ein Prototyp", erklärt Geschäftsführer Stefan Zorn von der Firma KL-Bau nicht ohne Stolz. Das Unternehmen hat das automatische Parkhaus mit 125 Plätzen ausschließlich für Dauernutzer gebaut und betreibt es auch. Der Fördermittelanteil der Investitionssumme lag bei rund einem Drittel.

Im Gegensatz zu ähnlichen Garagen laufe die hallesche bislang ohne Störungen, so Zorn: "Es ist ausgeschlossen, dass ein Auto verwechselt wird." Zudem sei das System einfach konstruiert: "Die Autos müssen nicht gedreht werden - sie fahren vom Hof her rein und vorn wieder raus." Für das Konzept des "Parksafes" wurde ein Patent angemeldet.

Peter Knoth parkt in der Garage seit etwa vier Wochen und ist zufrieden. "Der Stress, im Paulusviertel einen Parkplatz zu finden, ist endlich weg", erzählt er. Freilich müsse er nun ein paar Minuten Fußweg in Kauf nehmen und für den Platz zahlen. Aber das sei ihm allemal lieber, zumal sein relativ neuer Wagen nun trocken und sicher stehe. Jeder Stellplatz ist mit einer Sprinkleranlage ausgerüstet sowie einer direkten Brandmeldeleitung zur Feuerwehr. Pro Monat und Platz, so Architekt Dieter Lehmann, müssen 65 Euro bezahlt werden. Sein Büro hat die Garage entworfen.

Ursprünglich sollten nach dem Abriss von zwei Altbauten im Jahr 1997 Wohnhäuser in die Lücke gebaut werden. Da aber schon damals eine große Parkplatzknappheit im gesamten Viertel herrschte, entschieden sich die Investoren - darunter der verstorbene Bestattungsunternehmer Walter Lühmann aus Halle - ein Parkhaus zu bauen.

Um Lärm- und Abgasbelästigungen für die Anwohner zu vermeiden, wurde daraus ein geschlossener Bau, der zur Zeit etwa zur Hälfte vermietet ist.