Othello Othello: Theaterdonner vor Premiere
Halle (Saale)/MZ. - Wohl bei keinem Stück am Neuen Theater waren bisher die Wellen im Vorfeld so hochgeschlagen, wie bei William Shakespeares "Othello", das am Donnerstag Premiere hat. Der Stein des Anstoßes ist der Untertitel "Venedigs Neger", der der Übersetzung von Werner Buhss folgt. Halles Schauspiel hat sich eben für diese entschieden, da man nach einer Übersetzung suchte, die dem shakespearischen Text am nächsten kommt.
Doch eben über diesen Untertitel beziehungsweise das Plakat, auf dem der Titel des Stückes mit "Othello. Venedigs Neger" bezeichnet wird, ist in diversen Internetforen eine heiße Diskussion ausgebrochen. So wird dem Theater Rassismus vorgeworfen.
"Die Auseinandersetzung auf Facebook langweilt mich zutiefst", meint Wolfgang Engel, der Regisseur des Stücks. "Die Leute dort tun so, als wenn nur sie die Wahrheit machen. Es gibt weit über hundert Einträge, die wenigsten bekennen sich mit ihrem Namen und Adresse zu ihrer Meinung. Darauf reagiere ich nicht", so seine Ansicht. "Und irgendwie erinnert mich das Ganze an bösartige Denunziationen zu DDR-Zeiten, als Theaterleute unter Druck gesetzt wurden und viele Dinge wieder zurücknahmen."
Deshalb plädiere er vielmehr dafür, dass die Leute kommen und sich die Aufführung ansehen sollen. Hinterher werde es auch Besuchergespräche geben. Er verstehe seine Inszenierungen immer als Angebote zur Diskussion, meint Engel.
"Das ist kein rassistisches Stück, wohl aber erzählen wir von rassistischen Verhältnissen." Othello verhalte sich anders als die anderen. Es werde danach gefragt, "was sind das für Figuren, die Othello zum ,Neger' machen"? Wie entsteht Rassismus? Der Krieg mit den Türken auf Zypern fällt aus. Die Söldner können nicht ausleben, was sie gern tun - Krieg führen und Gewalt anwenden. "Das wischt sich auf die innere Ebene der Figuren", versucht es Engel auf den Punkt zu bringen. Es entstehe Bitterkeit und Hysterie.
"Das liebe ich an unseren Klassikern, nicht nur an Shakespeare, sondern auch an vielen anderen: Die Figuren meinen, dass sie sich politisch, gesellschaftlich verhalten, dabei geht es um ihren privaten Scheiß." Ganz besonders zeige sich das an Jago, der von Petra Ehlert gespielt wird. "Jago ist kleinschissig, weil er keinen Aufstieg hat."
Engels Inszenierung ist nicht in der Shakespeare-Zeit angesiedelt, aber auch nicht im Heute. "Die Uniformen sind nicht italienisch, obwohl wir uns in Venedig befinden, sondern erinnern an englische Uniformen", so Engel. Die Frauenfiguren seien aristokratisch gekleidet. "Es sind Spielkostüme, die das gesellschaftliche Verhalten unterstreichen."
Für Kostüme und Bühnenbild zeichnet Henrik Scheel verantwortlich, der schon die Ausstattung für das Stück "KingKong-Theorie" für das NT geschaffen hatte. Die Bühnenverhältnisse im großen Saal des Neuen Theaters seien besondere, meint Wolfgang Engel. Man habe die Spielfläche um 83 Zentimeter erhöht. Im Wesentlichen aber habe man einen Einheitsraum geschaffen mit einer Wand, die auch eine Mauer sei, mit Fotocollagen vom Meer.
Premiere am Donnerstag, weitere Vorstellungen am Freitag sowie am 27. und 28. Mai, jeweils 19.30 Uhr, im Neuen Theater. Es gibt noch Karten.