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Ortsbürgermeisterin von Zappendorf Ortsbürgermeisterin von Zappendorf: Große Klappe reicht Ina Zimmermann nicht

Von Tina Edler 21.11.2015, 11:05
Die 31-jährige Ina Zimmermann ist die Ortsbürgermeisterin von Zappendorf.
Die 31-jährige Ina Zimmermann ist die Ortsbürgermeisterin von Zappendorf. Andreas Stedtler Lizenz

Zappendorf - Wippende blonde Locken bei jedem Schritt. Ina Zimmermann strahlt über das ganze Gesicht. Man muss unweigerlich mitlächeln. Die 31-Jährige ist die Ortsbürgermeisterin von Zappendorf. Die Gemeinde im Salzatal vor den Toren Halles hat in diesem Jahr den Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ gewonnen. Das habe Mut gemacht, sagt Ina Zimmermann. Nun wolle man im kommenden Jahr sogar am Wettstreit um den Europäischen Dorferneuerungspreis teilnehmen.

Ina Zimmermann hält im Ort alle Fäden zusammen. Viel zu oft schaue sie nicht auf die Uhr, abschalten falle ihr leider schwer, sagt sie. So wie auf dem Weg zur „Helene-Weber-Preisverleihung“ nach Berlin im Juni dieses Jahres. Den bekam sie von Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig für ihr „politisches und zivilgesellschaftliches Engagement“ als Nachwuchspolitikerin. Damit war sie eine von 20 Frauen, die aus über 100 Bewerbern ausgewählt wurde für diesen Preis.

"In Halle kennt mich keiner"

Anstatt die Zugfahrt zur Preisverleihung entspannt zu genießen, arbeitete die 31-Jährige die ganze Zeit am Laptop. Neue Projekte bleiben eben nicht lange liegen. So wie die „Zappendorf-Hymne“. Die stammt zwar nicht von ihr, aber das Lied verdiene es, dass viele Menschen es kennenlernen, meint die junge Bürgermeisterin. Deswegen macht sie sich stark dafür, dass im kommenden Jahr eine CD damit auf den Markt kommen kann. Sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, ist der Mutter von zwei Kindern unangenehm. Sie erzählt viel lieber davon, was alle Bürger gemeinsam geschaffen haben. Auch über ihre Familie spricht sie nicht gerne öffentlich. „Das soll privat bleiben.“ Ein Grund, warum sie öfter nach Halle zum Einkaufen fährt: Um auch ein bisschen Abstand von ihrem Amt und den Bürgern Zappendorfs zu bekommen. „In Halle kennt mich keiner und ich kann einfach nur als Ina meine Wege erledigen.“

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Dann lässt sie sich doch ein paar private Details entlocken. Geboren in Höhnstedt. Aufgewachsen in Bennstedt. Nun wohnt sie in Zappendorf. Sie mag die Landschaft hier, die Hügel links und rechts vom Sal-zatal. Das hat sie ins Herz geschlossen. „Ich wünsche mir, dass die Orte hier als Gemeinde Salzatal noch mehr zusammenwachsen“, sagt die Bürgermeisterin und hat geschickt die Kurve weg vom Privaten genommen. Also ein neuer Versuch. Zog es sie schon immer in die Politik? „Nein, das kam erst die letzten Jahre.“ Ina Zimmermann startete ganz unpolitisch. Als 16-Jährige machte sie im Bundeswehrkrankenhaus in Leipzig eine Ausbildung zur Arzthelferin. Zwischenzeitlich verließ sie die Heimat und arbeitete in Bamberg beim Kreiswehrersatzamt der Bundeswehr. Doch das Heimweh war groß. Also zog sie zurück und fing in einer Praxis in Halle-Dölau als Arzthelferin an.

Die lebhafte Frau hat sich warm geredet. Nun sprudeln auch mehr persönliche Informationen aus ihr heraus. Nach der Geburt ihres ersten Kindes, Sohn Emil, habe sie neue Herausforderungen gesucht. Also wagte sich die junge Mutter vor fünf Jahren an ein Studium der Pädagogik in Merseburg. Das ging erstaunlicherweise ziemlich gut, stellt sie fest. „Mit einem Kleinkind zu studieren, war nicht so schlimm. Ich war flexibel und konnte beides gut miteinander vereinbaren.“ Mit Note 1,6 schloss sie ihr Studium ab, worauf sie besonders stolz ist.

Willkommenspäckchen für Neugeborene

Nebenbei beteiligte sie sich ehrenamtlich an Vorhaben in ihrer Heimatgemeinde - als Mitglied im Karnevalsverein oder um neue Projekte voranzutreiben. Wie etwa die Einführung eines Willkommenspäckchens für Neugeborene in Zappendorf. Doch seinerzeit stieß das Vorhaben hier nicht auf offene Ohren. Erst als Ina Zimmermann selbst Ortsbürgermeisterin wurde, konnte sie das Projekt auch umsetzen. „Das liebe ich an meinem Job: Man kann etwas mitgestalten, formen.“ Zu ihrem „Job“ kam sie aber durch Zufall. Rüdiger Wagner, ehemaliger Ortsbürgermeister von Zappendorf, empfahl ihr, sich für die Gemeinderatswahl zu melden. „Er sagte mir, mit meiner großen Klappe passt das“, lacht sie - und tat es. Ende 2013 wurde sie tatsächlich Ortsbürgermeisterin. Doch damals war die junge Frau mit dem zweiten Kind, Tochter Frieda, hochschwanger und hatte eigentlich ganz andere Dinge im Kopf. Die Geburtsvorbereitung und das Leben mit zwei kleinen Kindern. Aber: Sie wagte es und nahm den „Job“ an. Eine Entscheidung, die sie auch ihrem Partner Frank Schulze zu verdanken hat. Warum? Das ist ihr nun wieder zu privat, wieder lieber übers Amt reden.

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Kritik der Bürger nimmt sie ernst. So wie den Unmut vieler über den schlechten Zustand des Feldweges, der zum Händel-Weinberg führt. Das soll bald besser werden. Durch die Gemeindegebietsreform, so sagt sie, sei die Umsetzung auch kleiner Vorhaben mitunter eine große Herausforderung. Projekte und Entscheidungen liegen nicht mehr nur in der Hand der Zappendorfer, sondern man müsse immer alles mit den Interessen der gesamten Gemeinde Salzatal unter einen Hut bringen. Manches geht aber auch einfach. Durch eine Anfrage aus dem benachbarten Lieskau entstand die Idee, eine Fahrradtour mit den Bürgern durchs Salzatal zu organisieren, einen Familientag. Um so in der Gemeinde darauf aufmerksam zu machen, wo es bessere Fahrradwege gibt und wo noch Bedarf ist. Gut vorangekommen ist man in Zappendorf beim Ausbau eines Wanderwegenetzes, das sorgfältig ausgeschildert ist. Eine beliebte Runde bei Einheimischen und Besuchern ist der acht Kilometer lange Höhenweg rund um Zappendorf.

Mittlerweile geht Ina Zimmermann nicht mehr ganztags arbeiten. Eine bewusste Entscheidung: „So ist es am besten für mich. Da fällt nichts von den Dingen, die mir wichtig sind, hinten runter.“ Etwas bleibt aber doch auf der Strecke - die alten Hobbys. Den Karnevalsverein besucht sie nur noch „von Amts wegen“, als Bürgermeisterin. Zum Tanzen bleibe leider keine Zeit. Lediglich die Mädelsabende lässt sie sich nicht nehmen. „Ab und zu schaffe ich das mit meinen Freundinnen.“ (mz)