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Opernhaus in Bad Lauchstädt Opernhaus in Bad Lauchstädt: «Titus» - alles aus einer Hand

Von Detlef Färber 25.06.2002, 18:30

Halle/MZ. - Eigentlich spräche eine Premiere kurz vor Saisonende nicht als besonders gutes Timing. Aber die Gelegenheit, die sich dem Opernhaus am Mittwoch in Bad Lauchstädt bietet, konnte sich das hallesche Musiktheater einfach nicht entgehen lassen. Auf den Tag genau vor 200 Jahren eröffnete in dem Kurort eine kleine idyllische Bühne, die inzwischen Goethe-Theater heißt. Gegeben wurde seinerzeit Mozarts Oper "La clemenza di Tito" unter Regie des Weimarer Dichterfürsten, des Chefs dieses neuen Hauses.

Da war die Frage, mit welchem Stück das Jubiläum gefeiert werden soll, natürlich gar keine Frage mehr. Wieder wird am Mittwoch zur Feier des Tages der "Titus" gegeben. Für den Regisseur, den als Gast im Opernhaus schon durch zwei Inszenierungen bekannten Pet Halmen, ist die Neuinszenierung kein Job wie jeder andere. Eine Spielleitung, quasi von Goethes Regiestuhl aus - "für mich ist ein Traum wahr geworden", sagt Halmen gerührt.

Und so hat er sich dann auch Gedanken gemacht, wie der Geist des großen Prinzipals in seinen "Titus" Eingang finden kann. Geholfen haben ihm dabei die Erinnerungen des Schauspielers Eduard Genast, der Goethe als leicht konfusen und zugleich aufbrausenden Spielleiter schildert. Ganz in diesem Sinne lässt Halmen bei seiner Inszenierung das - wohl unvermeidliche - Chaos der Theatereröffnungs-Premiere einschließlich Goethe in die Eröffnungs-Szenen einfließen.

Das könnte einen spannenden Kontrast geben, läuft doch die Handlung des einst als Festoper für die Krönung des böhmischen Königs Leopold II. im Jahr 1791 komponierten Singspiels auf königliche Milde, Harmonie und Verzeihung hinaus. Roms Kaiser Titus begnadigt letztendlich die Beteiligten eines gegen ihn selbst gerichteten Mordkomplotts, womit er schon insofern nicht falsch liegt, weil die finsteren Pläne unter dem Eindruck komplizierter Liebeswirren von gebrochenen Herzen geschmiedet wurden.

Der neue "Titus" in Lauchstädt wird seinem Publikum übrigens fast gänzlich aus einer Hand gereicht. Denn Halmen hat neben der Regie auch die gesamte Ausstattung mit Bühnenbild und Kostümen übernommen. Diese Universal-Regie sei gar nicht mehr so selten, meint Halmen - und zwar vor allem deshalb, weil die Ausstatter zunehmend unzufrieden mit den Regisseuren seien, fügt er schmunzelnd an. Halmen muss es wissen, hat doch seine Laufbahn auf Seiten der Bühnenbildner begonnen. Gelernt hat er Theatermaler, bevor er sich im Spektrum der Bühnenberufe zur Regie vorgearbeitet hat.

Auf diesem Hintergrund ist die Arbeit im Lauchstädter Theater für Halmen ein besonderer Genuss. "Schon wenn man hört, wie hier die Dielen und Prospekte knarren", sagt er, sei man von dieser unverwechselbaren Atmosphäre gefangen genommen. Folglich hat Szenenbildner Halmen auch versucht, das "Lachstädter Grau" und andere Farben des Theaters für die Bühne aufzugreifen - und für sein nicht ganz komplettes Gesamtkunstwerk. "Denn dafür müsste ich auch noch selber dirigieren", lacht Halmen. "Aber dazu ist es für mich wohl schon zu spät."

Die Premiere am Mittwoch läuft als geschlossene Veranstaltung. Die Publikums-Premiere findet Samstag um 14.30 Uhr statt.