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Odysee Odysee: Nach vier Jahren Platz für die Halbkugeln

Von HEIDI POHLE 14.07.2010, 19:20

HALLE/MZ. - Jahrelang schien es, als wollte niemand die Magdeburger Halbkugeln haben. Doch nun gibt es einen neuen Standort und ein neues Outfit - seit Mittwoch ist ihr Platz auf dem Weinberg-Campus in Heide-Süd. Und statt mit Kinderzeichnungen sind sie mit altgriechischer Schrift bedeckt. Die hat die hallesche Künstlerin Christiane Jung für das Kunstwerk entworfen, das vor rund vier Jahren aus Magdeburg gekommen war - als Geschenk an Halle zum 1 200-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2006.

Damals standen die Kugel-Hälften, die an den berühmten Versuch Otto von Guerickes erinnern, zwischen den beiden Fußgänger-Tunneln am Hauptbahnhof / Riebeckplatz. Doch die Freude daran währte nicht lange. Das nicht unumstrittene Präsent aus der Landeshauptstadt wurde mehrfach beschmiert und beschädigt, woraufhin es die Stadt abbauen und im Grünflächenamt einlagern ließ - zwecks Reparatur.

Fast wäre im wahrsten Sinne des Wortes Gras darüber gewachsen, hätte nicht der Vorschlag der Verwaltung, die Plastik auf das Gelände einer Kita zu verbannen, Anfang vergangenen Jahres plötzlich eine kontroverse Debatte über die Halbschalen und deren künftigen Standort unter den Hallensern ausgelöst. Aber auch die legte sich.

Bei Prof. Peter Wycisk allerdings keimte damals eine Idee. Dem Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät III der Uni Halle schwebte vor, das heimatlose Kunstwerk als Blickfang auf den Weinberg-Campus zu holen. Das Projekt nahm Gestalt an, und gestern Vormittag fand sozusagen die Wiedergeburt der Halbkugeln statt - an der Theodor-Lieser-Straße / Ecke Karl-Freiherr-von-Fritsch-Straße (in der Nähe des ehemaligen Kasernen-Platzes an der Heideallee). Gut verankert auf einer Betonplatte stehen sich dort die rund anderthalb Meter großen Halbschalen gegenüber.

Die Freude darüber war groß: Bei der Stadt Halle, weil eine elegante und wohl nun dauerhafte Lösung für das Geschenk aus der Landeshauptstadt gefunden wurde und die Kugeln "hervorragend auf den Campus passen", wie Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) sagte. Auch Magdeburgs Bürgermeister Rüdiger Koch war erfreut, habe doch die Künstlerin Christiane Jung vor zehn Jahren in der Landeshauptstadt das Ur-Modell der Kugeln geschaffen. Davon gibt es in Magdeburg 40 Kopien, bemalt von Laien und Künstlern.

Wie Christiane Jung betonte, habe man ihr von Seiten der Uni bei der Gestaltung der gewölbten Schalen völlig freie Hand gelassen. Lange habe sie über uni-gemäße geometrische Figuren und Formeln nachgedacht. "Die Erleuchtung kam mir schließlich beim Joggen", erzählte die 48-Jährige, die aus dem Land Brandenburg stammt und seit rund 20 Jahren in Halle lebt. Es seien nur ihre geliebten alten Griechen in Frage gekommen. Schließlich lägen dort die Wurzeln aller abendländischen Kultur. Und so zieren Zitate von Hippokrates, Aischylos sowie von Sophokles die Halbkugeln; die Übersetzung steht gut lesbar auf einer am Sockel angebrachten Tafel. Es seien einfache, aber große Weisheiten, mit denen eigentlich jeder etwas anfangen könne, so die Schöpferin des Kunstwerks.