Oberarzt gibt Ton an Oberarzt gibt Ton an: Mediziner und Dirigent erhält Ehrennadel des Landes

Halle (Saale) - Kurz vor dem Konzert wirkt Volker Thäle angespannt. „Sogar der Rektor und der Dekan der Medizinischen Fakultät sitzen im Publikum“, sagt der Dirigent zu seinen Musikern. Cellisten und Klarinettisten verkneifen sich ein Schmunzeln. Denn im Gegensatz zu ihrem Dirigenten wissen sie, warum die prominenten Gäste das Semesterabschlusskonzert des Medizinerorchesters der Martin-Luther-Universität besuchen.
Mediziner gründete 1996 das Orchester der Medizinischen Fakultät
Thäle, der hauptberuflich als Oberarzt an der Uniklinik und Poliklinik für Geburtshilfe arbeitet, hat für sein ehrenamtliches Engagement im Orchester die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt erhalten. „Er war zuerst Musiker, dann Arzt“, sagt Steffen Eichner, Vizepräsident des Landesverwaltungsamtes, in seiner Laudatio.
Denn schon mit fünf Jahren begann Thäle Klavier zu spielen, später wechselte er zum Cello. Während der Schulzeit kam auch noch das Dirigat hinzu. 1996 gründete er das Orchester der Medizinischen Fakultät.
Erst ein Jahr später bekam er seine Approbation. Seitdem arbeitet er als Arzt an der Uniklinik und hat in dieser Zeit schon über 1.500 Kindern auf die Welt geholfen. Das Hobby Musik hat er trotz des stressigen Berufsalltags nie aufgegeben.
Mediziner dankt Orchester und Publikum für Ehrennadel
Der 50-Jährige ist von der Auszeichnung sichtlich ergriffen, reagiert aber bescheiden: „Was wäre ich hier ohne das Orchester hinter mir und das Publikum.“ Was er noch nicht weiß: Die Orchestermusiker selbst haben ihren Dirigenten in der Staatskanzlei für die Ehrung vorgeschlagen. Denn Thäle kümmert sich nicht nur um die komplette Organisation des Orchesters, inklusive Probenlager, Konzerte und Sommerfest in seinem Garten.
Er sorgt auch in den wöchentlichen Proben im Hörsaalvorraum der ehemaligen Frauenklinik stets für eine gute Atmosphäre. Mit Anekdoten lockert der Mediziner regelmäßig die Stimmung auf, bevor schwierige Takte in den Variationen von Johannes Brahms geübt werden.
50 Laienmusiker haben alle einen Beruf oder studieren noch
Gelingt es mal nicht so gut, sagt Thäle gern: „Da waren schon viele schöne Ansätze drinnen.“ Wenn ein Musiker patzt und in die Stille zum Beispiel einen falschen Ton spielt, wird ein humorvolles „Orchesterrunde“ durch den Saal gerufen, anstatt demjenigen einen bösen Blick zuzuwerfen.
Die rund 50 Laienmusiker haben alle einen Beruf oder studieren noch. Die Orchestermusik soll da einen Ausgleich darstellen und Spaß machen. Viele sind dem Orchester schon seit etlichen Jahren treu verbunden und haben sich miteinander angefreundet. Und auch Volker Thäle wird so schnell nichts aufgeben: Weder die Musik, noch die Medizin. (mz)