NS-Zeit und Sexismus NS-Zeit und Sexismus: Stura kritisiert Filmvorführung von "Feuerzangenbowle"

Halle (Saale) - „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann ist nicht nur für viele Familien in der Weihnachtszeit ein beliebter Film. Auch unter Studenten ist der Streifen von 1944 das Highlight im Semester. Im von Studenten verwalteten Unikino, das jede Woche Filme im Audimax-Hörsaal zeigt, gehört die Feuerzangenbowle zum bestbesuchten Film des Jahres. Am kommenden Donnerstag ist die diesjährige Vorstellung geplant.
Kritik am Film „Feuerzangenbowle" aufgrund der Entstehungsgeschichte im Nationalsozialismus
Nur dem Studentenrat schmeckt die Feuerzangenbowle so gar nicht. Jedes Jahr kritisiert das Studentengremium den Film wegen des „Entstehungszusammenhangs im Nationalsozialismus“. „Der Film wurde 1943 produziert und kam 1944 heraus, also in der Hochphase des nationalsozialistischen ,totalen Krieges’. Allein das macht eine Reflexion des Filmes schon dringend“, hieß es vom Stura bereits vor zwei Jahren. Inhaltlich entspreche der Film der Stoßrichtung der NS-Propaganda, etwa in Form der Figur des Oberlehrers Dr. Brett.
In vielen anderen deutschen Universitäten, in denen die Feuerzangenbowle inzwischen auch Kultstatus mit mehreren Tausend Zuschauern hat, erntet der als Nationalsozialist identifizierte Lehrer bei seinem Auftreten ein Pfeifkonzert. Gepfiffen wird im Audimax der Uni Halle ebenfalls. Und auch das missfällt dem Stura. In diesem Jahr sei die Vorführungspraxis „sexistisch“, da in einem Flyer des Unikinos dazu aufgerufen wird, zu pfeifen, wenn ein Frauenzimmer zu sehen ist. Statt zu pfeifen, solle liebe die Kritik der „übernommenen Geschlechterrollen“ thematisiert werden. (mz)