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Nickel Hoffmann Nickel Hoffmann: Halles berühmter Baumeister hatte Schulden

Von Silvia Zöller 16.10.2016, 10:00
Merian-Stich von 1653
Merian-Stich von 1653 Stadtarchiv Halle

Halle (Saale) - Nickel Hoffmann war als Baumeister und Steinmetz in seiner Zeit ein Star: Er baute Rathäuser von Hof über Schweinfurt bis nach Merseburg, weiter auch Schlösser und Kirchen. Trotzdem ist weder bekannt, wann und wo er geboren wurde, noch wie alt er wurde und wo er begraben ist. Fest steht aber: In Halle hat er mit dem Bau der Marktkirche und des Stadtgottesackers Besonderes geleistet.

Erstmals erwähnt wird Nickel Hoffmann 1536 im Zusammenhang mit dem Bau des Schlosses Hartenfels in Torgau. Pirna und Zwickau in Sachsen, aber auch Bernburg und Chemnitz sind Stationen, an denen heute noch seine Werke zu sehen sind, etwa das Schloß Bernburg.

Baumeister lebte von 1510 bis 1592

Vermutlich lebte der Baumeister von 1510 bis 1592. Seine Werke prägen bis heute den historischen Stadtkern von Halle, jeder kennt sie. Auch die Moritzkirche und der Umbau des Rathauses sind Bauten, die er mit geschaffen hat. An vielen dieser Häuser hat er sich mit seinem Steinmetzzeichen verewigt.

Ganz umfassend hat sich Werner Broda in einer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Baumeister beschäftigt und er kann ebenfalls nur feststellen, dass der Lebenslauf von Nickel Hoffmann sehr lückenhaft belegt ist. Er soll möglicherweise in Saalfeld geboren worden sein; Beweise gebe es nicht dafür.

Ab 1550 die Bürgerrechte in Halle

Dafür sei aber belegt, dass Nickel Hoffmann ab 1550 die Bürgerrechte in Halle erlangte - nicht zufällig, sondern durch die Förderung eines Ratsmitgliedes, das für Kirchenbau zuständig war. Denn dort vollendete er den Bau der heutigen Marktkirche, die zwischen die Türme der abgerissenen Kirchen St. Gertruden und St. Marien gebaut wurde. Die Idee, zwischen die Hausmannstürme der alten Marienkirche eine Brücke zu bauen, stammt von Nickel Hoffmann. Seine besondere Handschrift ist am Sternengewölbe der Marktkirche zu sehen.

Die Ornamente mit Blumenmustern sind typisch für den Renaissance-Baumeister, weshalb sie auch auf dem Stadtgottesacker wiederzufinden sind. Die Ratsherren waren so begeistert von den Arbeiten Nickel Hoffmanns, dass er 1555 den Titel des Ratsbaumeisters, also des obersten Architekts von Halle, erhielt - ein Jahr zuvor waren die Bauarbeiten an der Marktkirche beendet worden.

Erbauer der Moritzkirche

Zu dieser Zeit war er bereits mit einem weiteren Bauwerk beschäftigt, der Moritzkirche. Auch hier findet sich die typische Sternendecke wieder. Und als diese Arbeiten 1557 abgeschlossen waren, stand die Planung für das wohl außergewöhnlichste Bauwerk Nickel Hoffmanns: der Stadtgottesacker.

Grund für die Errichtung dieses besonderen Friedhofs im Stil eines italienischen Campo Santo ist der Umbau der Marktkirche. Denn damit wurden auch die Friedhöfe in der Stadt geschlossen, die direkt an den beiden früheren Kirchen gelegen waren. Stattdessen wurde der frühere Pestfriedhof außerhalb der Stadttore am Martinsberg der neue Friedhof. Die feierliche Weihe des Geländes fand am 8. August 1529 statt. Hier entwarf Nickel Hoffmann ab 1557 die Grabanlage, die bis heute die einzige ihrer Art nördlich der Alpen ist.

Gräber in 94 Grüften

Das Besondere sind die Gräber in 94 Grüften, die in verzierten Schwibbögen gelegen sind. Rankenmotive, Tiere und auch Bibelzitate sind der Schmuck, mit dem die Bögen nach den Vorstellungen von Nickel Hoffmann ausgestaltet wurden.

Nickel Hoffmann und ein Gehilfe arbeiteten an den ersten Grabbögen selbst, danach wurde ihre Arbeit offenbar durch geschulte Handwerker fortgesetzt und beendet. Die Gruftbögen wurden von Halles angesehensten Geschlechtern in Auftrag gegeben: Begraben liegen hier unter anderem der bedeutende Jurist Thomasius, der Arzt Hoffmann („Hoffmanns Tropfen“) und auch die Eltern des Barockkomponisten Händel. Dreißig Jahre lang wurde an dem Stadtgottesacker gebaut, erst 1590 wurde er vollendet.

Totengeläut für Nickel Hoffmann

Belegt ist dies ebenfalls nicht, aber Werner Broda geht davon aus, dass Nickel Hoffmann „mit Sicherheit“ auf dem Stadtgottesacker begraben wurde. In der Woche vor Pfingsten ist er nach den Eintragungen des Kirchenrechenbuchs verstorben, denn dort heißt es, dass für das Totengeläut für Nickel Hoffmann zwei Gulden und vier Groschen eingenommen worden sind.

Doch gerade Geld scheint im Leben des erfolgreichen Bauherren ein Problem gewesen zu sein. So musste er Mahnschreiben verschicken, um von seinen Auftraggebern Geld zu bekommen - ein Übel, das offensichtlich nicht nur in der Gegenwart existiert. Auch ist überliefert, dass Nickel Hoffmann einen hohen Kredit aufnehmen musste, weil sein Sohn Schulden hatte, für die er bürgte. Auch weitere Geldgeschäfte der Söhne sollen nicht optimal gelaufen sein, so dass Nickel Hoffmann mehrfach eingreifen musste. Und deswegen auch mehrfach vor den halleschen Richtern erscheinen musste.

Kirchenbücher und Urkunden

Wie viele Kinder der Baumeister genau hatte, ist ebenso offen, da etliche Eintragungen der alten Kirchenbücher und Urkunden nicht eindeutig Nickel Hoffmann zugeordnet werden können. Fünf Kinder sind jedoch nachgewiesen, wo bei eines der Kinder denselben Namen wie Nickel Hoffmann hatte - was ebenfalls für Unsicherheit sorgt, wer in den alten Schriften gemeint ist. Ein Kind, das aus der zweiten Ehe des Baumeisters stammt (die erste Frau war gestorben), war mit jungen Jahren ebenfalls gestorben.

Nickel Hoffmann erfreute sich dagegen ganz offensichtlich langer Gesundheit, wofür auch spricht, dass er im Alter von über 70 Jahren noch Kinder zeugte. Vermutlich wurde er über 80 Jahre alt und es gibt einige Indizien dafür, dass er noch 1582 - also im Alter von etwa 72 Jahren - am Neubau der Neumühle am Saaleufer beteiligt gewesen sein kann. Ebenso könnte er für den Bau der Laurentiuskirche im gleichen Jahr mitverantwortlich gewesen sein. Seine Schaffenskraft war ein Segen für die Stadt Halle. (mz)

Kardinal Albrecht und Nickel Hoffmann? Beim Bau des Stadtgottesackers ab 1557 hatte Albrecht Halle längst verlassen.
Kardinal Albrecht und Nickel Hoffmann? Beim Bau des Stadtgottesackers ab 1557 hatte Albrecht Halle längst verlassen.
Stadtarchiv
Ein Porträt Nickel Hoffmanns ist am Stadtgottesacker zu sehen. Man vermutet, dass er auch hier begraben ist, doch das ist nicht belegt.
Ein Porträt Nickel Hoffmanns ist am Stadtgottesacker zu sehen. Man vermutet, dass er auch hier begraben ist, doch das ist nicht belegt.
Günter Bauer