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Halles Turn-Star vor DM in Berlin Nick Klessing vor Turn-DM: Olympia in Tokio ist das Traumziel

Von Fabian Wölfling 01.08.2019, 07:56
Ganz schön muskelbepackt: Nick Klessing trainiert am Pauschenpferd.
Ganz schön muskelbepackt: Nick Klessing trainiert am Pauschenpferd. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Genug der Wackler. Genug der Patzer. Jetzt wird es ernst. Das weiß Nick Klessing nur zu gut. „Ab sofort muss jeder Wettkampf gut laufen, damit der Bundestrainer sieht, auf wen er vertrauen kann“, betont der Turner des SV Halle während einer der letzten Trainingseinheiten vor der wichtigen Bewährungsprobe. Mit den Deutschen Meisterschaften in Berlin an diesem Wochenende startet der Countdown in Richtung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Dort dabei zu sein, ist Klessings großes Ziel. „Darauf sind die letzten vier Trainingsjahre aufgebaut. Ich bin in einem guten Alter, will da unbedingt hin.“

Das 21-jährige Kraftpaket muss sich in Berlin auf der ersten Etappe nach Japan beweisen. Es geht nicht nur um die deutschen Titel. Die Meisterschaft ist zugleich der erste Teil der nationalen Qualifikation für die Heim-Weltmeisterschaft in Stuttgart im Oktober. Am 17. August folgt im Bundesleistungszentrum Kienbaum der zweite und letzte Ausscheidungs-Wettbewerb aller Nationalmannschafts-Turner.

Fünf Tickets für Turn-WM in Stuttgart zu vergeben

In genau einem Jahr sind die Olympischen Spiele in Tokio im Gange. Sie dauern vom 24. Juli bis zum 9. August. Diese Sportler, die für Vereine aus Halle starten, könnten bestenfalls dabei sein:

Leichtathletik: Nadine Müller (Diskus), Sara Gambetta (Kugelstoß), Cindy Roleder (Hürden), Rico Freimuth (Zehnkampf)
Turnen: Nick Klessing
Schwimmen: Laura Riedemann
Judo: Luise Malzahn
Rudern: Julia Lier
Boxen: Ornella Wahner, Argishti Terteryan

Danach entscheidet Bundestrainer Andreas Hirsch, welche fünf Athleten im Aufgebot für Stuttgart stehen. Natürlich will der Hallenser zum Quintett der Auserwählten zählen. Im letzten Jahr hatte er in Doha, der Hauptstadt von Katar, bei einer WM debütiert. ,„Eine Heim-WM allein ist schon ein Riesending, das will jeder Sportler mal schaffen, sich dort den Fans präsentieren zu können“, sagt Klessing.

Aber dennoch: Auch die WM ist im Prinzip nur eine weitere Hürde auf dem Weg nach Tokio. Zu Olympia. In Stuttgart entscheidet sich, welche Nationen sich für die Team-Wettbewerbe der Sommerspiele qualifizieren. „Das ist dann unsere letzte Chance. Wir müssen unter die letzten zwölf Mannschaften kommen“, erklärt Klessing. „Alles andere wäre ein Desaster. Das darf nicht passieren.“

Deshalb hat sich Klessing seit der wenig erfolgreichen EM im April, wo nicht nur er, der Ringe-Spezialist, patzte, mit Ausnahme eines kleinen Erholungsurlaubs auf der indonesischen Insel Bali voll auf das Training konzentriert. Hauptsächlich in Halle, allein mit sich und Trainer Hubert Brylok. Seit Matthias Fahrig im vergangenen Jahr seine Karriere beendet hat, ist Klessing hier der einzige Turner von internationalem Format.

Nick Klessing schätzt das Wohlfühlklima in Halle

Den Kontakt zu den Nationalteamkollegen wie Marcel Ngyuen oder Andreas Toba hat er nur in Kienbaum. „Das ist aber kein Problem“, sagt der Polizist in Ausbildung, der das Wohlfühlklima in Halle schätzt. „Ich war vor zwei Wochen zum Trainingslehrgang in Kienbaum und habe die anderen Jungs aus dem Team gesehen. Und ich bin da mit einem guten Gefühl rausgegangen.“ Er fühlt sich fit, bereit für den Konkurrenzkampf um die WM-Tickets.

Mit Coach Brylok, früher selbst Spitzenturner und einst EM-Dritter, hat er in den vergangenen Wochen vor allem an der Sicherheit seiner Übungen gearbeitet, um Patzer auszuschließen. Am Barren kam noch eine Schwierigkeit dazu, „eine Riesenganze“, sonst ging es darum, die Übungen sauber zu turnen, Fehler zu korrigieren. Gerade an seinem schwächeren Geräten, allen voran das Pauschenpferd. „Bei der Deutschen und der Qualifikation in Kienbaum muss jeder Athlet einen Mehrkampf turnen“, erklärt Klessing. „Da geht es einfach darum, dass die Mannschaft abgesichert ist, falls jemand ausfällt. Auch wenn ich im Normalfall wohl nicht am Pferd eingesetzt werde.“

Nick Klessing ist vor allem der Mann für Ringe und Sprung. Da ist er der Maßstab. Ziemlich realistisch, dass er an den Geräten am Wochenende zwei Meistertitel abräumt. „Letzten Freitag habe ich einen Probewettkampf durchgeturnt, da hat alles gepasst. Ich bin guter Dinge für Berlin“, sagt Klessing. Gold in der Hauptstadt wäre trotzdem nur Nebensache. Es geht um mehr. Um Tokio. Um Olympia. (mz)

Coach Hubert Brylok (r.) redet mit Nick Klessing.
Coach Hubert Brylok (r.) redet mit Nick Klessing.
H. John