Neustart nach Zwangspause Neustart nach Zwangspause: Kein Geschäft in der Innenstadt musste wegen Corona aufgeben

Halle (Saale) - Hat es etwa den kleinen Eckladen in der Geiststraße getroffen? Als die Geschäfte in Halle am 27. April nach der mehrwöchigen Zwangsschließung wieder öffnen durften, konnte man auch im „Rauminhalt“ wieder einkaufen. Angeboten wurden die Produkte diverser hallescher Designer. An diesem Mittwoch ist davon nun nichts mehr zu sehen.
Der Raum ist leer gefegt. Michael Kaspar stellt aber klar: „Da kommt wieder etwas rein.“ Zumal er kein gewöhnliches Geschäft betreibt. Der Malermeister nutzt die Räume des einstigen Döner-Imbisses zusammen mit dem Tischlermeister Mathias Kassner und die beiden vermieten die Fläche auch, so wie zuletzt für die Verkaufsausstellung.
Gibt es Händler in der Stadt, die letztlich wegen Corona aufgeben mussten?
Gibt es überhaupt Händler in der Stadt, die letztlich wegen Corona aufgeben mussten? Dem Sprecher der City-Gemeinschaft Halle, Wolfgang Fleischer, fällt kein Beispiel ein. Das ist die gute Nachricht. Nachdem am 18. März alle Geschäfte, deren Angebot nicht der Lebenssicherung diente, schließen mussten, haben die Läden nun schon in der dritten Woche wieder offen. Sie können Kunden empfangen und Umsatz machen. Die schlechte Nachricht ist: „Die Verluste werden kaum wieder aufgeholt, wenn überhaupt“, wie Wolfgang Fleischer sagt.
Bis Ende Mai wird „H&K“ in der Großen Ulrichstraße, wo Schreibwaren und Bürobedarf verkauft werden, noch offen sein. Dann ist Schluss. „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“, steht auf den Aufklebern an der Schaufensterscheibe. „Corona war das i-Tüpfelchen“, sagt Inhaberin Irene Hunica. Die Schließung habe aber schon vorher festgestanden.
Gut gestartet ist das „Ankleidezimmer“
Laut der 72-Jährigen habe vieles einfach nicht mehr gepasst. Sie kritisiert unter anderem die Stadt für ihre Wirtschaftspolitik und den Vermieter, der nichts am Haus getan habe. Eigentlich wollte Irene Hunicas Tochter das Geschäft einmal übernehmen. Daraus wird nun nichts. Kaum wieder offen, wird der Schreibwarenladen also bald wieder schließen.
Gut gestartet ist derweil das „Ankleidezimmer“ wenige hundert Meter weiter. „Besser hätte der Start nach Corona nicht sein können für uns“, sagt Filialleiterin Pauline Herzberg - und korrigiert sich: „Nach dem Lockdown.“ Viele Stammkunden hätten in den ersten beiden Wochen eingekauft. Sie hätten mitgeteilt, dass sie extra gewartet haben, dass sie nicht bei einem Onlineanbieter bestellt haben. Nun müsse sich zeigen, wie die Lage sich entwickelt. „Ich bin zuversichtlich“, sagt Pauline Herzberg.
Während der mehrwöchigen Zwangspause konnten Kunden weiter im „Ötzi“ bestellen
Einen guten Start nach der Wiedereröffnung hatte auch das Outdoor-Ausrüstungs-Geschäft „Ötzi“. Besonders in den ersten drei Tagen kamen laut Geschäftsführer Thomas Kreißig viele Kunden. Leider sei die Nachfrage inzwischen wieder abgeebbt. Während der mehrwöchigen Zwangspause konnten Kunden weiter im „Ötzi“ bestellen, ausgeliefert wurde per Lastenrad. Dieses Angebot besteht nach wie vor.
„Das hat uns ein stückweit über die Krise getragen“, sagt Kreißig. Doch es sei ein großer Aufwand und ersetze nicht das Ladengeschäft. Kreißig glaubt, dass die Leute angesichts der unklaren Lage vorsichtig sind mit dem Geldausgeben. Und wenn sie einkaufen, hofft er, dass sie es in den Geschäften in ihrer Stadt tun. Die Hoffnung teilt Wolfgang Fleischer. Von den Händlern, sagt er, würden alle Regeln eingehalten. (mz)