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Neues theater im Dom Neues theater im Dom: Den «Jedermann» für Halle aufgeheitert

Von Detlef Färber 31.05.2001, 18:37

Halle/MZ. - Zuzuschauen, wie den reichenMann der Teufel holt, das konnte sich bislangdurchaus nicht "Jedermann" leisten. Denn beidem berühmten Spektakel gleichen Namens, dasalljährlich zu den Salzburger Festspielenauf den Domstufen der Mozart-Stadt zelebriertwird, kann von gemäßigten Eintrittspreisennicht die Rede sein. Warum auch - trifft sichdoch dort zumeist die Schickeria. Das mahnendeBühnen-Exempel vom Ende des reichen armenSünders fasziniert die Betuchten mit schönerRegelmäßigkeit.

Nicht gerade einen Jedermann für Arme aberdoch zumindest einen vor der eigenen Haustür,das ist die Sommer-Offerte des neuen theaters,mit der die Leute von der Kulturinsel ab Samstagin den Dom einladen. Dafür hat sich mit demBrecht-Regisseur Manfred Wekwerth ein Spielleiterdes Textes von Hugo von Hofmannsthal angenommen,der nicht gerade im Verdacht steht, ein heimlicherkatholischer Missionar zu sein.

Der einstige Präsident der DDR-Akademie derKünste, der in Halle sehr erfolgreich etwaden "Puntila" inszenierte, hat das zum Teiletwas düstere Erbauungs-Stück mit seinem Krippenspiel-Charmegründlich entstaubt, mit einer früheren Fassung- einem Fastnachtsspiel von Hans Sachs - verquickt,ein bisschen umgedichtet und aufgeheitert.Auch um eine hochaktuelle Fragestellung hater das Stück erweitert. So wird hier der vomSensenmann bedrohte Jedermann, anders alsin allen Vorlagen, auch noch von den Verlockungender High-Tech-Medizin in Versuchung geführt.In einer witzigen, wie für den Stummfilm arrangiertenSzene wird er auf seiner Geldkiste operiert,was der Rettung seiner von Habgier, Geiz,Wollust, Völlerei und weiteren Sünden gebeuteltenSeele aber auch nicht förderlich ist.

Es bleibt auch bei Halles Jedermann dabei:Trotz Geld und guter Worte will keiner denletzten Weg mit dem reichen Manne gehen. Under macht eine bittere Erfahrung, die - inetwas banalerer Variante - auch schon dieBesitzer der DDR-Mark gerade in den Sommerferienmit dem Inhalt ihrer Börsen machen mussten:"Geld ist nur solang' etwas wert, wie jemandist, der's auch begehrt."

Für das Spektakel haben sich die nt-Leutemit dem Dom einen passenden Ort gewählt. Hiersoll in vor-reformatorischer Zeit ein Zentrumder Mysterienspiele gewesen sein. Und weilvor dem Domtor einst auch Meister Tetzel seineAblassbriefe verkaufte, werden bei den Jedermann-Aufführungenebenfalls welche angeboten - für einen gutenZweck, versteht sich.

Die Traumrolle des Jedermann hat das "nt"mit seinem Star Hilmar Eichhorn besetzt, dersie schon einmal in Solingen gespielt hat.Für Eichhorn ist Jedermann eine "Herausforderung"- nicht nur des Umfangs wegen. Der Ernst desThemas Sterben als Reifeprüfung soll - beialler Unterhaltsamkeit der Darbietung - gewahrtbleiben. Doch will Eichhorn auch nicht "pastoralherüberkommen". Die im Trend liegende Frage,ob man Jedermann nicht auch mit einer Jedefrauhätte auf die Bühne bringen können, stelltesich für Wekwerth übrigens nicht: Denn, soder Regisseur nicht ganz ohne Charme: "Soviel Dummheit, wie dieser Jedermann produziert,bringt keine Frau zustande."

Die Premiere am Samstag ist fast ausverkauft.Für Sonntag, 20 Uhr, gibt es noch Karten.Das Stück wird nur zehn mal gespielt. Kartenbestellungenunter 2050222/3.