Neuer Film "Akt" von Mario Schneider Neuer Film "Akt" von Mario Schneider : "Ich kenne jetzt alle 70 Aktmodelle in Leipzig"

Halle (Saale) - Der in Halle lebende Filmemacher, Filmkomponist und Schriftsteller Mario Schneider, Jahrgang 1970, hat mit der „Mansfeld Trilogie“ („Helbra“, „Heinz und Fred“ und „MansFeld“, 2004 bis 2013) international Erfolge feiern können. Für seinen neuen Dokumentarfilm „Akt“, der am Sonntag seine Premiere im Kino Luchs in Halle erlebt, hat sich Schneider für Halles große Schwester Leipzig entschieden, denn der Kontrast zwischen der Hektik einer Großstadt und der Stille im Atelier war ihm für seinen Film wichtig. „Ich kenne jetzt alle 70 Aktmodelle in Leipzig“, sagt Schneider und erklärt, warum er diese Dokumentation machen wollte.
Das von den Medien – vom Modemagazin bis zu „Germany Next Topmodel“ - propagierte Schönheitsideal von Frau und Mann hängt in der realen Welt schief. Schief, weil die glattgebügelten Schönheiten beim genaueren Hinsehen langweilig sind. Erst recht für die Kunst. Der Reiz für einen Künstler, wenn er einen Akt zeichnet oder malt, seien vor allem jene markanten Stellen am Körper, mit denen man selber mehr als unzufrieden ist.
Schönheitsideale hinterfragen
Mit dem Verhältnis zum eigenen Körper haben alle vier Protagonisten in Schneiders Dokumentation ein Problem. Und so beginnt eine Spurensuche, die der Frage folgt, was man allgemein unter Schönheit versteht. Für den Filmemacher ist klar, dass der Begriff viele Facetten hat und nicht nur Makellosigkeit bedeutet. Was für die Werbung ein Muss ist, durchbricht Schneider konsequent und vielschichtig. „Die Lebensgeschichten von Uta, Annette, Gabriela und Max ergänzen sich gut und bilden für mich eine Einheit, denn sie beziehen sich aufeinander.“
Die spannendste Protagonistin im Film ist gewiss Uta. Wer öfters durch Leipzig geht, dem dürfte auf der Petersstraße, eine der Einkaufsmeilen in der Messestadt, eine ältere Frau aufgefallen sein, die als Straßensängerin unterwegs ist. Für Mario Schneider war Uta eine echte Entdeckung, denn er wusste zuvor weder, dass sie Leipzigs bekannteste Straßenmusikerin ist, noch, dass sie als Aktmodell arbeitet. Utas Lebensgeschichte ist derart außergewöhnlich, dass der Dokumentarfilmer ihr einen eigenen Film widmen möchte.
„Akt“ steht als Motto ein Zitat des Renaissance-Künstlers Michelangelo voran: „Auf dass man tausend Jahr, nachdem wir starben, sehe, wie schön Ihr wart“. Die Damen waren damals üppig und die Herren alles andere als durchtrainiert. Schönheit ist eben auch eine Frage des Zeitgeschmacks.
Weltpremiere auf dem DOK-Festival 2015
Für Mario Schneider ist noch ein anderer Aspekt wichtig. Seine Darsteller sind im Auftrag der Kunst unterwegs und leisten einen Beitrag, damit angehende Künstler ihr Handwerk perfektionieren. Das Aktzeichnen gehört zu den Grundlagen einer künstlerischen Ausbildung und nichts ist schwieriger, als den Menschen zu zeichnen, so wie ihn die Natur geschaffen hat.
„Akt“, der seine Weltpremiere auf dem DOK-Festival Leipzig 2015 feierte, wird demnächst auf internationale Festivaltour gehen.
Premiere mit Mario Schneider: Sonntag, 16.45 Uhr, im Luchs - Kino am Zoo, Halle, Seebener Straße 172. Offizieller Kinostart ist der 14. April. (mz)
