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Neuer Baudezernent René Rebenstorf Neuer Baudezernent René Rebenstorf: Seine Heimkehr löste Beben im Stadtrat aus

Von Detlef Färber 01.06.2018, 12:19
René Rebenstorf nach seiner Wahl im Stadthaus
René Rebenstorf nach seiner Wahl im Stadthaus Silvio Kison

Halle (Saale) - Als er am Mittwoch kam, hat ihn fast keiner bemerkt. Stunden später, kurz bevor er ging, stand der Mann im Mittelpunkt. Denn René Rebenstorf - krasser Außenseiter im Rennen um die Nachfolge von Uwe Stäglin auf dem Posten des Baubeigeordneten der Stadtverwaltung - hatte das Rennen gemacht. Was für alle Beobachter eine Sensation war, das war zumindest für manche fast ein Skandal.

Wie auch immer, ein politisches Beben in Halle war es allemal, was freilich rein gar nichts mit Rebenstorf zu tun hatte und eher wenig mit dem Favoriten und Mitbewerber Wolfgang Aldag, der in Halle durchaus auch parteiübergreifend geschätzt wird.

Gruppe von „Abweichlern“ gegen ein linksdominiertes rot-rot-grünes Bündnis für die nächste OB-Wahl

Doch wird das knappe Votum gegen ihn als deutliches Signal von einer in der SPD-Fraktion vermuteten Gruppe von „Abweichlern“ gegen ein linksdominiertes rot-rot-grünes Bündnis für die nächste OB-Wahl gewertet. Und als ein - in geheimer Wahl ergangenes - Votum gegen eine noch stärkere Begrünung der halleschen Stadtpolitik durch die Besetzung eines so wichtigen Postens durch den Grünen-Landtagsabgeordneten Aldag - als Vertreter einer Partei mit doch nur geringer Wählerresonanz in der Stadt wie im Land.

Aber wer ist der Mann, der ohne es zu wollen, die Planspiele hallescher Parteipolitik für die nächsten Jahre gründlich durcheinandergewirbelt haben dürfte? Was will er? Was kann er? Was traut er sich zu? Geboren in nordthüringischen Sömmerda, ist Rebenstorf früh mit der Familie nach Halle gekommen, wo er die Schule besucht und abgeschlossen hat, bevor er mit Fachabitur und nach einer Fliesenlegerlehre an der Fachhochschule Erfurt studiert hat - Architektur mit der Vertiefungsrichtung Städtebau, das er als Diplomingenieur abgeschlossen hat.

René Rebenstorf war 14 Jahre in einem freien Stadtplanungsbüro in Stuttgart

Seither war René Rebenstorf 14 Jahre in einem freien Stadtplanungsbüro in Stuttgart tätig - ohne freilich die Verbindung nach Halle abreißen zu lassen. Von dieser Treue aus der Ferne zur Heimatstadt zeugt auch ein Engagement des inzwischen 42-Jährigen, das im Vorfeld der Dezernentenwahl für einige Verwirrung gesorgt hatte. Denn Rebenstorff war von Stuttgart aus Mitglied der halleschen „Bürgerinitiative Hochstraße“ - bis er vor einem Jahr dort ausgestiegen ist, weil er „in der damaligen Konstellation keine Chance auf inhaltliche Erweiterung des Themas gesehen“ habe.

Zudem lief damals bereits parallel die Instandsetzung der Hochstraße - kurzum: Rebenstorf will auch während seiner Amtszeit das heiße Eisen nicht anfassen, es sei denn es werde ein politischer Wille in dieser Richtung deutlich.

René Rebenstorf mit vielen Problemen und Aufgaben in Halle vertraut

Einen solchen hätte er aber im Fall der Fälle wohl schon mitbekommen, schließlich sei er als Kandidat fast bei allen Fraktionen eingeladen gewesen - „außer bei den Grünen“. Somit ist er bereits mit vielen Problemen und Aufgaben vertraut, die ab August auf seinem Schreibtisch im Technischen Rathaus am Hansering auf ihn warten.

Fachlich mit Halle zu tun hatte er übrigens schon als Student und Praktikant, als er sich mit dem Bau des Neuen Theaters und der Baugeschichte Neustadts zu befassen hatte. Ohne bei dem, was auf ihn zukommt, ins Detail gehen zu wollen, sieht er den städtebaulichen Schwerpunkt für Halle in den nächsten Jahren klar im Umfeld des Bahnhofs, sagt er.

René Rebenstorf: Quasi-Heimkehr in Form eines schnellen Umzugs

Doch zuvor steht für den baldigen Ex-Stuttgarter nach dem Paukenschlag seiner überraschenden Wahl nun die Quasi-Heimkehr in Form eines schnellen Umzugs nach Halle an. An eine Rückkehr in die Frohe Zukunft, wo er aufgewachsen ist, denkt er aber weniger. Sondern? Wo will er wohnen?

Bei der Antwort scheinen zugleich der Stadtplaner und der Privatmann aus ihm zu sprechen. Er wolle nur in einem Radius von 500 Metern von seinem Arbeitsort aus suchen, sagt er - und verweist darauf, dass er derart kurze Wege bereits im von Staus geplagten Stuttgart sehr genossen habe. Und in Halle, sagt er, warteten ja noch längere Arbeitstage auf ihn.

In diesem Punkt wird sich Halles neuer Baulöwe sicher mit seinem neuen Chef, Oberbürgermeister Bernd Wiegand, verstehen, der ebenfalls nicht gerade als Freund des Feierabends gilt. Auf MZ-Anfrage hin freut sich Wiegand dann auch auf seinen neuen Beigeordneten und die Zusammenarbeit mit ihm: „Wir werden“, so der OB, „in den nächsten Wochen über alle wichtigen Projekte in der Stadt sprechen.“ (mz)