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Wichtige Personalie im Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis Neue Superintendentin: Tanzend zum Führungsposten

Ute Niethammer wurde zur neuen Superintendentin des halleschen Kirchenkreises gewählt. Was die Frau aus Freiburg nach Halle lockte und welchen Turbo sie nicht betätigen möchte.

Von Denny Kleindienst 25.06.2025, 14:00
Will selbst auch etwas lernen in Halle: Ute Niethammer am Freitagabend nach ihrer Wahl zur  neuen Superintendentin durch die Kreissynode
Will selbst auch etwas lernen in Halle: Ute Niethammer am Freitagabend nach ihrer Wahl zur neuen Superintendentin durch die Kreissynode Foto: Denny Kleindienst

Halle (Saale)/MZ - Die Mitglieder der Kreissynode nahmen sich Zeit für ihre Aussprache. Viel Zeit. Knapp eine Stunde diskutierten sie am Freitagabend hinter geschlossenen Türen über die beiden Nominierten für den Superintendenten-Posten des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis. Die beiden Nominierten, die sich zuvor noch einmal persönlich vorgestellt hatten – die Theologin Ute Niethammer, geboren 1970 in Reutlingen, sowie der Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland Peter Herrfurth, geboren 1966 in Gera – mussten draußen bleiben.

Und was machte Ute Niethammer, um die sich hinziehende Wartezeit bis zum anschließenden Wahlakt der Kreissynode zu überbrücken? „Ich hatte Musik dabei“, sagt sie. „Und ich habe ein bisschen getanzt.“

Die 54-Jährige konnte die Wahl für sich entscheiden, holte gleich im ersten Wahlgang die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Der derzeitige Superintendent Hans-Jürgen Kant wird zum 31. Oktober in den Ruhestand verabschiedet, doch es wird keinen nahtlosen Übergang geben. Ute Niethammer wird erst im kommenden Jahr als neue Superintendentin tätig.

Eine sympathische Kirche

Mit dem Umzug von ihrem Wohnort Freiburg wird sie sich nach der Sommerpause beschäftigen, sagt sie. Bammel davor hat sie nicht. „Ich ziehe leidenschaftlich um und passe mich gern anderen Gegebenheiten an.“

Aktuell ist Ute Niethammer Beauftragte für den Prädikantendienst der Badischen Landeskirche. Prädikanten sind Leute, die ehrenamtlich Gottesdienste leiten, aber auch bestatten und trauen können, und dafür Schulungen durchlaufen, erklärt sie. Außerdem lehrt Niethammer noch an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Ihre Fächer sind Liturgie und Predigtlehre.

Auf Halle kam Niethammer, die in zweiter Ehe verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, weil sie gezielt im mitteldeutschen Raum nach einer Stelle suchte. Ihr Mann ist bei der Sächsischen Landeskirche. Auch sagt sie: „Die Mitteldeutsche Kirche ist eine sympathische Kirche.“ Denn sie sei offen und nicht so konservativ.

Erinnerung an die DDR

Das Bemerkenswerte an Niethammers Vorstellungsrede am Freitag bei der Kreissynode: Als Erstes sprach sie von Christen in der DDR, von Pfarrern, die ihrer Tätigkeit trotz Restriktionen nachgegangen sind.

Warum war ihr dieser Punkt wichtig? Sie bewundere die Kraft dieser Menschen, Widerstand zu leisten, sagt Niethammer. „Daran sollte man immer wieder erinnern.“

Sie erlebe auch, dass es ein Thema ist, wenn jemand aus dem Westen in den Osten kommt. Für sie selbst ist es das eher nicht. „Es macht keinen Unterschied, finde ich.“ Schließlich komme sie nicht nach Halle, um irgendwelche westlichen Werte zu bringen. Niemals würde sie behaupten, „ich habe die Einsicht, die ihr nicht habt“, wie sie es ausdrückt. Vielmehr sei es andersrum. „Ich möchte gerne auch etwas lernen.“

Veränderung ist nötig

Ein zentraler Punkt in Niethammers Rede war die Veränderung, die in allen Bereichen passiere und der sich die Kirche nicht entziehen könne. „Kirche muss sich mitverändern“, betonte sie.

Auf Nachfrage spricht sie vom Rückgang der Mitglieder in der evangelischen wie auch der katholischen Kirche in ganz Deutschland. „Ich habe aber nicht vor, eine Turbotransformation voranzutreiben.“ Ihr sei wichtig, den Anschluss nicht zu verlieren. „Es geht darum, dass wir eine starke Stimme bleiben“. Dass die Stimme der Kirche in Deutschland gehört werde, „die etwas anderes bietet als Hass und Gewalt“.

Was das ist? Sie sagt: „Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild geschaffen. Und zwar jeder Mensch.“