Neue Sicht auf alte Münzen
Landsberg/MZ. - Weitere Münzfunde, über die der Numismatiker in der soeben erschienenen Schrift "Heilige Kreuzsäule" berichtet, unterstreichen die bisher offenbar unterschätzte Bedeutung der Saalkreis-Stadt.
Rehmann, der sich seit 40 Jahren intensiv der regionalen Münzgeschichte widmet, kennt viele der historischen Geldstücke schon länger aus der Literatur. Bekannt sind vor allem technische Daten wie Durchmesser und Gewicht. "Allerdings hat sich wohl niemand die Mühe gemacht, die historischen Zusammenhänge darzustellen. Genau darin sieht Rehmann seine Aufgabe.
Immer wieder kommt er dabei auf einen so genannten Brakteaten von Erzbischof Wichmann (1154-1192). Nach umfangreichen historischen Studien ist sich der 60-jährige Hallenser jetzt sicher, den Kirchenfürsten als damals mächtigsten Mann der Region bezeichnen zu dürfen. "Wichmann baute an der Saale einen regelrechten Hofstaat auf, der zu seinem Schutz im Osten über die Reichsburg Landsberg verfügte." Selbst der berühmte Minnesänger Walter von der Vogelweide soll Rehmann zufolge an der Saale aufgetreten sein.
Im Mittelpunkt der Argumentation stehen die historischen Münzen, die die Kreuzsäule zeigen. Danach müsse Landsberg in jener Zeit eine zentrale Rolle gespielt haben. Dietrich, Markgraf der Ostmark, gilt als Stellvertreter von Kaiser Barbarossa. Rehmann: "Der Hochadel ging in Landsberg ein und aus, um sich an geweihtem Ort - in der Doppelkapelle - zu verständigen." Wohl nicht zufällig heiratet Graf Ulrich von Wettin ausgerechnet in Landsberg - ein Hochzeitspfennig belegt es. Bischof Konrad von Halberstadt, populär durch eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, pflegte gleichfalls enge Beziehungen.
Damit nicht genug: Vermessungsergebnisse, auf die sich auch Pfarrer Gottfried Sehmsdorf aus Oppin beruft, lassen Rehmann zufolge auf eine gewaltige Anlage in Landsberg schließen. Ein Teil der heutigen Altstadt um die Nikolaikirche herum gehört demnach zur ehemaligen Unterburg.