Neubauviertel in Halle Neubauviertel in Halle: Fünf Elfgeschosser fallen bis August

Halle (Saale)/MZ - Es ist eine gewaltige Baustelle: Gleich fünf Elfgeschosser verschwinden an der Ecke Murmansker Straße/Elsa-Brändström-Straße. Für geplante 1,4 Millionen Euro lässt die Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG das kleine Neubauviertel wegreißen - mehr als 300 Wohnungen, gebaut Anfang der 1970er Jahre und seinerzeit hochbegehrt. Nun werden die Plattenbauten demontiert.
Abriss statt Sanierung
HWG-Sprecher Steffen Schier widersprecht indes der Beobachtung von Anwohnern, dass der Abriss des Komplexes ins Stocken geraten sei. „Die Arbeiten laufen ohne Unterbrechungen. Im Moment spricht nichts dagegen, dass die Arbeiten wie geplant im August 2014 beendet sein werden.“ Bisher habe man die Hausnummern Murmansker Straße 8 a und 8 b abgerissen, derzeit laufe der Abriss der Nummer 8. Und in dieser Woche sollen die Arbeiten an der Murmansker Straße 10 beginnen.
Das kommunale Wohnungsunternehmen hat sich für Abriss statt Sanierung der Elfgeschosser am Rande der Südstadt entschieden. „Abriss geschieht in jenen Quartieren mit einer hohen Leerstandsquote beziehungsweise deren Sanierung nur mit einem unverhältnismäßig hohem Aufwand zu realisieren wäre“, so Schier. So wie eben beim Quartier Elsa-Brändström-Straße und Murmansker Straße. Nach dem Abriss wird die freiwerdende Fläche übrigens begrünt.
Kulisse für „Wir sind jung. Wir sind stark“
Ganz spurlos verschwinden die Plattenbauten indes nicht: Denn im vergangenen Jahr wurden dort Szenen für den Kinofilm „Wir sind jung. Wir sind stark“ gedreht. Der Film spielt vor dem Hintergrund der ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahre 1992. Im Rostocker Neubaugebiet waren damals mehrere Hundert, teilweise rechtsextreme Randalierer und bis zu 3 000 applaudierende Zuschauer an den viertägigen Übergriffen beteiligt. Die halleschen Plattenbauten waren für diese beschämende Szenen der ideale Drehort: Mehr als 20 Jahre danach waren die Elfgeschosser nicht durch Wärmedämmung oder neue Fenster verändert.
Die Neubauten waren nur der wichtigste von 30 Drehorten in Halle. Laut Filmverleih stehe noch nicht fest, ob der Film im zweiten Halbjahr oder doch erst nächstes Jahr in den Kinos anlaufe.