Neubau in der Franz-Andres-Strasse Neubau in der Franz-Andres-Strasse : Die Parkhaus-Pleite

Halle (Saale) - Noch weist ein großes Schild auf das ehemalige Parkhaus in der Franz-Andres-Straße. Doch nicht mehr lange. Denn aktuell ist eine Firma mit dem Abriss des Objekts beschäftigt. Angesichts der seit Jahren grassierenden Parkplatznot im Paulusviertel und den Straßen rund um die Ludwig-Wucherer-Straße mag es seltsam anmuten, dass von einem erst 2007 eröffneten Parkhaus bald nur noch ein Haufen Schutt übrig sein wird. Und noch verrückter wird es, wenn man hört, dass dort ein Parkplatz entstehen soll.
Parkhaus nicht funktionstüchtig
Grundstückseigentümer Torsten Märker jedoch sieht dazu keine Alternative. Mehr noch: Für ihn beendet der Abriss das allerletzte Kapitel eines ambitionierten Projekts, das aus seiner Sicht schon lange vor der Insolvenz der Betreibergesellschaft des Parkhauses 2012 zum Scheitern verurteilt gewesen war. „Das Parkhaus ist derzeit absolut nicht funktionstüchtig. Technisch wie wirtschaftlich gibt zum Abriss keine Alternative“, lautet deshalb das Fazit des Geschäftsmanns, der das Objekt im vergangenen Jahr erworben hatte.
Kurz bevor es in die Zwangsversteigerung ging, einigte sich Märker damals mit Bank und Alteigentümer auf den Kauf der Immobilie. Nicht ohne Grund: Als Geschäftsführer der Wemax GmbH - einem Dienstleister, der auf Parkraummanagement spezialisiert ist und mehr als 40 Parkplätze in Halle betreibt - sei er schon vor der Bebauung an dem Grundstück interessiert gewesen, sagt Märker. Doch Verhandlungen mit den Eigentümern scheiterten 2005. Diese setzten auf das Modell eines vollautomatischen Parkhauses, das schließlich im Jahr 2007 auch eröffnet wurde.
Stadtrat verabschiedet Parkraumkonzept
Die Parkplatzsituation im Paulusviertel ist seit Jahren auch Thema im Stadtrat. Auf Antrag der SPD-Fraktion hat das Rathaus ein Stellflächenkonzept für den Stadtteil erarbeiten lassen, das in der Kommunalvertretung im Februar verabschiedet worden ist. Danach will die Verwaltung vor allem mit kleineren Eingriffen die Parkplatzsituation im Paulusviertel verbessern und gleichzeitig gegen das Falschparken vorgehen. So plant das Rathaus den Umbau von Kreuzungsbereichen. Dazu gehört die Einrichtung von Fahrradbügeln und das Markieren von Sperrflächen. Zugleich will die Verwaltung Be- und Entladezonen für die Anwohner einrichten. Damit sollen auch Parkplätze außerhalb des Kerngebietes attraktiver werden. Auf Antrag der CDU muss das Rathaus aber auch noch einmal die Schaffung von zusätzlichen Parkplätzen prüfen. So sollen unterschiedliche Standorte für Parkhäuser untersucht werden. JOP
Bedarf ist fraglos vorhanden: Seit Jahren gehört die Parkplatzsuche zum Alltag der rund 12.000 Bewohner des Paulusviertels. Auf rund 4.000 öffentliche und private Parkplätze kommen etwa 4.500 gemeldete Fahrzeuge - Besucher und Auswärtige sind da freilich noch gar nicht eingerechnet. Eng an eng parkende Autos, ewiges Kreiseln auf der Suche nach dem Stellplatz sind an der Tagesordnung. Jüngst hat die Verwaltung ein Parkraumkonzept erstellt, der Stadtrat hat es in seiner Februarsitzung verabschiedet. Zu den Forderungen der Bewohner gehört seit Langem auch eine Verlegung der Straßenreinigungszeiten auf die Nachmittagsstunden.
Vor neun Jahren freilich klang durchaus verheißungsvoll, was als „Prototyp eines neuartigen Garagenprinzips“ angepriesen wurde. Doch schnell erwies sich der zwei Millionen Euro teure Bau mit seinen 124 Stellflächen als Fehlinvestition. Bei einem Monatspreis von 75 Euro pro Stellplatz konnten bis zur endgültigen Schließung gerade mal 30 Prozent der Plätze vermietet werden. Zu wenig, um das Parkhaus wirtschaftlich zu betreiben.
Um dieses „Missverständnis“, wie Märker es bezeichnet, nun zu beseitigen, muss er aktuell einen niedrigen sechsstelligen Betrag aufwenden. Sein kurzfristiges Ziel ist, bis zum Sommer auf dem mehr als 1.000 Quadratmeter großen Grundstück einen Parkplatz zu errichten. Etwa 40 Stellplätze soll dieser dann haben. Ob sich auf langer Sicht an diesem Nutzungskonzept etwas ändern soll, das hingegen steht für Märker heute noch in den Sternen. „Vielleicht wird das Grundstück irgendwann einmal wieder bebaut.“ Aktuell jedoch brauche es Parkplätze - gerade im Paulusviertel. (mz)