Nach Unfall mit 20 Toten in USA: Nach Unfall mit 20 Toten in USA: Ist Halles einzige Stretch-Limousine sicher?

Halle (Saale) - Es ist ein Horror-Szenario, das sich niemand ausmalen will: Eine mit 17 Passagieren plus Fahrer besetzte Stretch-Limousine kommt von der Straße ab, überfährt zwei Passanten und kracht in ein geparktes Auto. Alle Insassen, die meisten befreundet und auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier, und die Passanten sterben. Dieser Unfall mit 20 Toten hat sich Anfang Oktober im US-Bundesstaat New-York ereignet.

Auch in Halle kann man sich eine Stretch-Limousine mit Fahrer mieten. Für Brautpaare, Junggesellenabschiede oder Frauen, die ein paar schöne Stunden verbringen wollen, ist das Auto äußerst beliebt. Doch wie sicher ist die Fahrt in der „Limo“ hierzulande?

„Einen Unfall wie den in den USA kann es bei uns nicht geben“, ist sich Ronald Kopsch sicher. Nach seinen Angaben ist er der einzige Vermieter einer Stretch-Limousine in Halle. Außerdem hat er einige gewöhnliche Taxen. In Deutschland dürfe eine Limousine höchstens mit neun Insassen inklusive Fahrer besetzt sein, wenn sie mit einem normalen Führerschein gefahren wird.

Fahrzeuge mit mehr Sitzplätzen gelten in Deutschland als Bus und erfordern einen speziellen Führerschein, wie sie ihn etwa Reisebus-Fahrer haben. In seiner Limousine gebe es auch nur acht Plätze für Passagiere, damit gar nicht erst auf die Idee komme, dass mehr Personen mitfahren könnten. So gibt es im Heck drei Sitzplätze mit Gurten nebeneinander. Im 90-Grad-Winkel, also seitlich ausgerichtet, befindet sich zudem eine Bank mit fünf weiteren Plätzen. Einen Beifahrersitz gibt es nicht.

Zwar seien auf der Bank keine Gurte vorhanden, das sei aber durch eine Sondergenehmigung gestattet, so Kopsch. In seiner Firma fährt stets derselbe Mann die Limo: Enrico Schrader, der langjährige Erfahrungen mit dem XXL-Auto hat. „Ich fahre in der Stadt rund 30, höchstens 40 Kilometer pro Stunde. Selbst wenn ich einmal über Land nach Leipzig fahre, bin ich nicht schneller als 60“, sagt der Fahrer, der einen Personenbeförderungsschein besitzt. Insofern sei die Gefahr wegen der fehlenden Gurte begrenzt.

Im Fall aus den USA teilten Ermittler mit, dass die Unfall-Limousine bei einer früheren Inspektion durchgefallen sei. So seien die Bremsen bemängelt worden. Kopsch’ Limousine muss, wie alle anderen Taxen und Busse auch, jährlich zum Tüv. Dort wird das Auto auf Herz und Nieren geprüft.

An Unfälle denken die Passagiere natürlich nicht, denn meistens sind sie in Feierlaune. Dazu gehört auch ein wenig Luxus: Im Fahrpreis von 110 Euro pro Stunde unter der Woche und 140 Euro am Wochenende ist eine Flasche Sekt und Wasser inbegriffen. Es gibt auch einen roten Teppich, der bei Hochzeitspaaren beliebt ist.

Aber Fahrer Schrader hatte auch schon besondere Begegnungen, wie mit einem 99 Jahre alten Fahrgast, der einmal im Leben Limousine fahren wollte. „Der hat gesagt: ,Da muss ich erst 99 Jahre alt werden, um in einer Limousine mitzufahren’“, erinnert er sich. (mz)