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Nach Protest in Halle Nach Protest in Halle: Altreifen-Verwertungsanlage wird später gebaut

Von Michael Tempel 12.01.2015, 13:44
Der Hafen in Halle.
Der Hafen in Halle. ARCHIV/GÜNTER BAUER Lizenz

Halle (Saale) - Der Bau der umstrittenen Altreifen-Verwertungsanlage der Firma Pyrolytech in Halle-Trotha verzögert sich. Wie Investor und Geschäftsführer Florian Herzog am Montag auf MZ-Anfrage einräumte, wird frühestens ab Februar gebaut. Eigentlich sollte der Startschuss bereits im Herbst 2014 erfolgen.

Nach Angaben des Unternehmers aus Bayern ist an der Anordnung der einzelnen Bestandteile der Verwertungsanlage eine Änderung vorgenommen worden. Konkret geht es um einen Öllagerbehälter. „Der wird aus Platzgründen an einer anderen Stelle aufgestellt, als es bisher vorgesehen war.“ Aus diesem Grund müsse beim Landesverwaltungsamt als Genehmigungsbehörde eine sogenannte Änderungsanzeige zur bereits vorliegenden Baugenehmigung erfolgen. „Die Änderungsanzeige werden wir in den nächsten Tagen einreichen“, so Herzog. Er hoffe zeitnah auf einen positiven Bescheid.

Für die Reifen-Verwertungsanlage der Firma Pyrolytech wird inmitten eines alten Kraftfutter-Mischwerks und unmittelbar neben den weithin sichtbaren Siloturm eine neue Halle mit einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern errichtet. Dazu ist eine alte Betriebshalle des Mischwerks abgerissen worden.

Ursprünglich wollte Herzog sein Projekt im Hafen neben dem langgestreckten Hafenbecken errichten. Trotz vorliegender Baugenehmigung hat er aber sich für den jetzigen Standort entscheiden.

Laut Oberbürgermeister Bernd Wiegand könnte sich demnächst an der Bewertung des Projekts einiges ändern: Das Land will für den Hafen und andere Flächen an der Saale neue Überflutungsbereiche für den Hochwasserfall festlegen. Inwieweit das die Baugenehmigung beeinflussen könnte, ist aber offen. (mit)

Herzog plant auf dem Gelände eines alten Kraftfutter-Mischwerks in der Brachwitzer Straße eine Anlage, in der Altreifen nach dem sogenannten Pyrolyse-Verfahren thermisch in Ruß und Öl umgewandelt werden. Diese Verarbeitungsprodukte können in der Reifenindustrie wiederverwendet werden. Die Anlage kostet zehn Millionen Euro. In der ersten Ausbaustufe sollen jährlich 1,7 Millionen Altreifen verwertet werden.

Sturm gegen das Projekt

Allerdings laufen vor allem Anwohner in den Stadtteilen Trotha und Kröllwitz Sturm gegen das Projekt. Die Bürgerinitiativen „Für Halle“ und „Gesundes Trotha“ wollen durchsetzen, dass die Pyrolyseanlage nicht so nahe an Wohnsiedlungen sondern woanders gebaut wird. „Für Halle“-Sprecher Ruben Hacker bekräftigte gestern, notfalls gegen das Projekt klagen zu wollen. Die Anlagengegner befürchten Beeinträchtigungen für die Gesundheit und die Lebensqualität der Anwohner. Unter anderem ist das als krebserregend geltende Dioxin Bestandteil der Abgase. Nach Herzogs Darstellung indes werden die Grenzwerte für Gifte weit unterschritten.

Die BI „Für Halle“ hat nach Einbringung einer Petition mit 8 200 Unterschriften von Pyrolysegegnern zumindest erreicht, dass sich Stadtverwaltung und -rat jetzt nochmals mit dem Thema befassen. Am Montagabend fand unter Leitung von Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) ein erster Runder Tisch statt, der Auftakt einer ganzen Reihe von Treffen sein soll. Mit dem Verweis, dass nicht die Stadt, sondern das Landesverwaltungsamt Genehmigungsbehörde sei, vermied Wiegand am Abend eine eindeutige Positionierung zum Streit um die Anlage. Das Ziel der Bürgerinitiativen bezeichnete er als „legitim“. „Wir wollen jetzt eine Moderatorenrolle übernehmen und die Bürger und den Unternehmer in ihrer Diskussion betreuen“, sagte Wiegand. (mz)