Nach Feuernacht in Halle Nach Feuernacht in Halle: Ermittlungen in alle Richtungen

Halle (Saale) - Dramatischer könnte eine Nacht kaum verlaufen: Drei Brände an verschiedenen Orten, mehr als hundert Feuerwehrleute waren am Mittwochabend und Donnerstag im Einsatz. Noch bis in die Nachmittagsstunden des Donnerstag liefen die Löscharbeiten in der Fritz-Hoffmann-Straße, weitere Brände hatte es in der Berliner Straße und in der Großen Steinstraße gegeben. „Die Brandursache ist in allen Fällen noch unbekannt“, sagt Polizeisprecherin Ulrike Diener.
Auch wenn es augenfällig ist, dass alle drei Brände in kurzer Zeit und in relativer Nähe zueinander ausgebrochen sind, wollen die Ermittler nicht von einer Serie oder einem Feuerteufel sprechen. „Wir ermitteln in alle Richtungen, sowohl der Verdacht der Brandstiftung als auch die Vermutung einer Fahrlässigkeit sind momentan nur Spekulation“, so Diener.
Alle drei Gebäude konnten am Donnerstag noch nicht betreten werden
Das Problem: Alle drei Gebäude konnten am Donnerstag noch nicht betreten werden, weil sie nach den Bränden erst abkühlen müssen. Erst dann konnten die Brandermittler vor Ort tätig werden. Bis zum Abend gab es jedoch noch keine Ergebnisse zur Brandursache. Das große Glück in der Unglücksnacht: Niemand wurde verletzt.
Die Havag hatte in der großen Steinstraße und in der Berliner Straße Busse bereit gestellt, in denen die Anwohner sich aufhalten konnten. Die Evakuierten wurden jedoch nicht in Ausweichquartiere gebracht. Ein solches hatte sich Babett Glaubke selbst gesucht: Ihr Blumenlädchen grenzt genau an die Lagerhalle in der Fritz-Hoffmann-Straße, die total abgebrannt ist. „Ich habe mit meiner Familie bei meinem Sohn übernachtet“, berichtet sie.
Rauchgeruch musste jedoch erst noch verfliegen
Die Feuerwehr, die die ganze Nacht mit den Löscharbeiten beschäftigt war, hatte ihr kurzzeitig den Zugang zu ihrer Wohnung im selben Haus noch einmal kurz erlaubt, damit sie das Wichtigste mitnehmen konnte. „Dann durfte ich nicht mehr in das Haus hinein“, sagt sie. Ihr Geschäft blieb am Donnerstag geschlossen - auch wenn es vom Brand verschont geblieben ist. Der Rauchgeruch musste jedoch erst noch verfliegen.
Weniger Glück als Betroffene hatte Josefine Cyranka: Die Künstlerin, die mit weiteren im „Kinderkunstforum“ aktiv ist, hatte mit ihren Kollegen Materialien für das Projekt in der Halle gelagert. Alles ist nun weg: „Das waren Tafeln, Leinwände, die gesamte Siebdruckwerkstatt“, bedauert sie. Versichert war nichts davon - der Verein muss den Verlust nun erst einmal verdauen.
Auch eine Tischlerei und das Lager eines Feinkosthändlers waren in dem Gebäude untergebracht, das vollkommen ausgebrannt ist. Das Gebäude wurde durch das Feuer sehr stark beschädigt: Der Sachschaden hier beträgt nach ersten Schätzungen der Polizei rund 250.000 Euro.
Auch der Verkehr in der Stadt war durch die Brände betroffen
Auch der Verkehr in der Stadt war durch die Brände betroffen: Die Fritz-Hoffmann-Straße war auch am Donnerstag wegen der Löscharbeiten gesperrt, so dass auch die Buslinie 27 über die Reideburger Straße und Verlängerte Apoldaer Straße umgeleitet werden musste. „Aufgrund des Feuerwehreinsatzes war die Große Steinstraße in beiden Fahrtrichtungen gesperrt“, so Stadtwerke-Sprecherin Iris Rudolph. Die Straßenbahnlinien 1, 2 und 10 wurden von etwa 4.10 Uhr bis 7.40 Uhr über Am Steintor und Reileck und die Straßenbahnlinie 5 ab Riebeckplatz, beziehungsweise Marktplatz über Franckeplatz umgeleitet. Der Brand in der Berliner Straße betraf die Havag nicht.
Waren die Feuerwehren schon mit den beiden Bränden in der Fritz-Hoffmann-Straße und der Berliner Straße voll ausgelastet, so musste die Berufsfeuerwehr mit Unterstützung der Freiwilligen Wehren aus Ammendorf, Diemitz, Nietleben und Passendorf um 4.18 Uhr zum dritten Brand der Nacht in der Großen Steinstraße 28 ausrücken: in die ehemalige Schauburg. Das frühere Kino und Velodrom steht seit den 1990er Jahren leer, eine Wiederbelebung durch einen Verein war gescheitert, nachdem ein Sturm das Dach stark beschädigt hatte. Auch hier wurde glücklicherweise niemand durch den Brand verletzt. Doch ein angrenzendes Haus mit zwei Bewohnern musste evakuiert werden. (mz)