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Nach 30 Jahren Leerstand Nach 30 Jahren Leerstand: Eines der wertvollsten Barock-Häuser von Halle wird saniert

Von Anja Falgowski 25.12.2018, 11:00
So soll das Haus nach der Sanierung aussehen.
So soll das Haus nach der Sanierung aussehen. Animation Koch Immobilien

Halle (Saale) - Einsam ragt die Barock-Fassade des Hauses in der Brüderstraße Nr. 12 in den Himmel, dahinter steht heute nichts mehr. Gestützt wird die Wand von einem riesigen Stahlgerüst auf ihrer Rückseite. Die Sanierung und damit Rettung eines der Häuser, das auf der Roten Liste der besonders wertvollen und gefährdeten Baudenkmale der Stadt Halle stand, hat begonnen.

Von der alten Substanz des 1736 umgebauten, vierflügeligen Gebäudes ist freilich nicht mehr viel übrig. Stuckdecken und originale Türen waren lange verloren; die hinter der Fassade gelegenen Gebäudeteile wurden zurückgebaut. An ihrer Stelle entstehen das Vorderhaus nach historischem Vorbild und zwei komplett neue Flügel als Ersatzbau. „Die Arbeiten sind natürlich mit dem Denkmalschutz abgesprochen, es gibt eine sehr gute Kooperation“, sagt Jens-Uwe Koch.

Brüderstraße 12 in Halle: Die alten Elemente werden zurückgebaut

Der Geschäftsführer der Firma Koch-Immobilien ist der Makler für das Gebäude und war mit zuständig für dessen Entwicklung. „Die alten Elemente werden zurückgebaut, Teile im Erdgeschoss wie Sandsteingewände bleiben erhalten.“ Ebenso wie das Kellergewölbe, erbaut noch vor dem 16. Jahrhundert und aus zwei Tonnengewölben bestehend, und die Fassade samt Toreinfahrt.

„Wir halten uns an die Auflagen des Denkmalschutzes. Holzfenster, Gauben, Putz, Farbe - die Fassade wird originalgetreu gestaltet.“ Die Genehmigung für den Umbau habe man mit vielen Auflagen erhalten - immerhin steht das Gebäude seit 30 Jahren leer und soll trotzdem weitestgehend erhalten bleiben.

Brüderstraße 12 in Halle: Gebäudeflügel werden mit Hilfe einer aufwendigen Bohrpfahlgründung errichtet

Die neuen Gebäudeflügel werden mit Hilfe einer aufwendigen Bohrpfahlgründung errichtet - die Gebäudeteile ruhen dann auf tief in der Erde stehenden Bohrpfählen. Das dient der Tragfähigkeit, das Haus könnte sonst wegen des unsicheren Untergrundes absacken und Schaden nehmen. Im Gebäude werden acht 3- bis 4-Raum-Wohnungen entstehen, neben der Toreinfahrt ein kleiner Laden und im umschlossenen Innenhof neun Pkw-Stellplätze.

Die Wohnungen, sechs von ihnen sind bereits verkauft, sind zwischen 93 und 131 Quadratmetern groß und altengerecht saniert, ein Aufzug wird ebenfalls eingebaut. „Die Besitzer sind sämtlich Leute aus Halle oder aus der Umgebung“, sagt Jens-Uwe Koch. Für 2020 ist der Bezug der Wohnungen geplant.

Brüderstraße 12 in Halle: Ein besonders dramatischer Sanierungsfall

Bis zum Beginn der Sanierung war das Einzeldenkmal in der Brüderstraße Nr. 12 ein besonders dramatischer Sanierungsfall. Um die Jahrtausendwende wurden mittels fingierter Rechnungen Fördergelder von Immobilienunternehmern in anderen Häusern verbaut, nachdem bereits in den vorangegangenen Jahren mehrere Hunderttausend Euro in das Haus investiert wurden.

Nach einer Zwangsversteigerung wechselte das Haus mehrfach den Besitzer. „Spekulanten“, sagt Jens-Uwe Koch. Der vorletzte Eigentümer, die Hallesche Hypotheken GmbH, hätte zwar über Planungen und eine Baugenehmigung verfügt, passiert sei aber nichts. „Nur der Preis“, so Jens-Uwe Koch, „ist weiter gestiegen.“

Brüderstraße 12 in Halle: „Da war nichts funktionsfähig, inklusive Statik“

2016 erwarb dann Raik Müller das Gebäude. Müller ist Geschäftsführer der Futur-Baugesellschaft mbH, die auch die Sanierung der alten Kaffeerösterei - das 1702 errichtete Gebäudeensemble an der Kleinen Märker-/Ecke Christian-Wolff-Straße – als führender Rohbauunternehmer verantwortet.

Nach dem Kauf der Brüderstraße Nr. 12 mussten allerdings sämtliche vorhandenen Planungen der Vorbesitzer verworfen werden: „Da war nichts funktionsfähig, inklusive Statik“, so Jens-Uwe Koch. Also habe man von vorn angefangen; zwei bis drei Millionen Euro würde die Sanierung insgesamt kosten. Öffentliche Gelder werden nicht genutzt. (mz)

Derzeit ist das Portal eingerüstet.
Derzeit ist das Portal eingerüstet.
Silvio Kison