MZ-Serie "Wohin will Halle?" - Teil 6 MZ-Serie "Wohin will Halle?" - Teil 6 : Schauplatz und Kulisse für Zukunft

Halle (Saale) - Was sind eigentlich „Leitbild-Strategie-Wege“? Etwa Wege, auf denen man über eine „Leitbild“ genannte Landkarte hin zu einer sonst schwer auffindbaren Strategie findet? Zu einer Strategie nämlich, mit Hilfe derer ein dann noch zu benennendes Ziel auch zielsicher angepeilt werden kann?
Mag sein, doch es ist schon eine kleine Wissenschaft, die da gerade im halleschen „Isek 2025“ genannten Prozess gewachsen ist: Eine Art Zukunftswissenschaft zwecks Prognostizierung, ja letztlich sogar zur Erlangung einer nicht allzu fernen Zukunft in gerade mal neun Jahren: 300 Seiten hat das unabgekürzt ausgesprochene „Integrierte Stadtentwicklungskonzept“ - und wer es studiert hat, dieses 300 Seiten-Papier - oder wer wenigstens fleißig darin geschmökert - der weiß hinterher bescheid. Bescheid zumindest darüber, wie alle die ticken, deren Aufgabe es vielleicht weniger ist, Zukunft zu gestalten, aber doch deren Rahmenbedingungen zu setzen. Was für die eingangs aus „Isek“ zitierten „Leitbild-Strategie-Wege“ bedeuten würde, dass sich hinter diesem Wortgruppen-Ungetüm allenfalls so etwas verbirgt wie das Leitplanken-System auf der Straße in die Zukunft. Doch das wäre ja immerhin auch schon was!
Amtsvisionsschrift für die Isek-City Halle
Was die Amtsvisionsschrift für die Isek-City Halle über den notwendiger Wandel, die Wirtschaftsförderung, den Wissenschaftsstandort und das Wohnen ins Auge fasst, das läuft zwangsläufig auf das fünfte große W hinaus - nämlich aufs Wohlfühlen. Auf jenes Gefühl und Identifikationspotenzial, mit dem aus Halle schnellstmöglich und für möglichst viele „zu Hause“ werden möge.
Beiträge dazu soll und darf insbesondere auch die Kultur liefern. Jene Kultur, die laut Isek-Text „das Gesicht der Stadt (jetzt schon?) prägt“. Sie, die Kultur, schaffe nämlich Lebensqualität und wirke identitätsstiftend, heißt es in dem Visions-Papier. Das freilich setzt dann - fußend auf den schon etwas älteren kulturpolitischen Leitlinien der Stadt - insbesondere auf bisherige Schwergewichte wie das Thema Händel, wie die Franckeschen Stiftungen und wie die von der Stadt mit dem Löwenanteil des kommunalen Kulturbudgets rund 90-prozentig bezuschusste Theater, Oper und Orchester GmbH (TOOH).
Vernetzung der Kultur- und Wissenschaftspotenziale
Anderes wie „die weitere gesamtstädtische Vernetzung der Kultur- und Wissenschaftspotenziale“ ist bisher noch eher Idee - aber immerhin! Auch die „räumliche Ausweitung der Kulturmeile an der Saale“ (Saline bis Burg Giebichenstein) lässt durchaus hoffen: Hoffen auf eine wenn nicht gar zunehmende wirtschaftliche Relevanz des Kulturellen und Kreativen, so doch zumindest auf deren wachsende Bedeutung mit Blick auf den Wohlfühlfaktor.
Den hat der Kunstpreisträger Hans-Christoph Rackwitz in seinem visionären Bild zur halleschen Kultur übrigens ganz unvergleichlich ins Bild gerückt, indem er die auch so schon grandiose Kulisse des Operngebäudes noch erheblich erweitert und buchstäblich vertieft hat. Und damit zugleich angedeutet, welches Erweiterungs- und Wachstumspotenzial Kreativität nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Stadt bieten könnte - wenn dergleichen an zuständigen Stellen zur Kenntnis genommen oder nur für möglich gehalten würde.
Auf die gesamte Stadt und auf ihre Teilräume bezieht sich das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) - sowie auf übergreifende Einzelthemen, darunter auch die fünf großen W: Wohnen, Wirtschaft, Wissenschaft, Wandel und Wohlfühlen. Das Konzept soll unter anderem Antworten geben auf die Frage: Wohin will Halle?
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Für möglich gehalten, dass die lange so vernachlässigte und (bis zum kurzfristig erfolgten Europa-Kulturhauptstadt-Vorstoß von OB Wiegand) so unterschätzte Kultur DER entscheidende Vorteil für Halle sein könnte: Kultur als Schauplatz und Kulisse für Zukunft, wie sie nicht viele vergleichbare Städte im Wettbewerb der Regionen zu bieten haben.
Isek nennt Faktoren
Zu dieser Kulisse zählen freilich auch andere Faktoren. Isek nennt hier insbesondere das seit Jahren verfolgte (und durch die flutgefährdete Saale durchaus auch bedrohte) Projekt „Stadt am Fluss“. Und Isek fasst zum Glück auch generell „die Aufwertung des öffentlichen Raums“ als eine wichtige Aufgabe und Zielvorgabe für die nächsten Jahre ins Auge.
Doch was tun mit diesem öffentlichen Raum, wenn er aufgewertet ist? Dann müsste er auch bespielt werden! Nur durch wen? Etwa, wenn mal wieder Sommer ist und die Stadttheaterkünstler ihren wohlverdienten Urlaub genießen? Dann rückt wieder Halles rührige freie Szene in den Blick - und rettet das städtische Wohlfühl-Gefühl! Wohl deshalb hält „Isek 2025“ noch ein Versprechen bereit: Das Versprechen, die freie Kunstszene stärker zu fördern. Nicht zuletzt auf die Erfüllung dieses Versprechens darf man nun gespannt sein.
Das Papier „Isek 2025“ soll vom 20. Oktober bis 25. November öffentlich ausgelegt werden, vorausgesetzt, der Stadtrat beschließt das nächstens. (mz)