1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. MZ-Joggingserie - Teil 6: MZ-Joggingserie - Teil 6: Anschwitzen mit HFC-Musterprofi Ivica Banovic

MZ-Joggingserie - Teil 6 MZ-Joggingserie - Teil 6: Anschwitzen mit HFC-Musterprofi Ivica Banovic

Von Jan-Ole Prasse 23.08.2015, 07:16
Ab in die Natur: Ivica Banovic (l.) war zum ersten Mal in der Saale-Elster-Aue unterwegs.
Ab in die Natur: Ivica Banovic (l.) war zum ersten Mal in der Saale-Elster-Aue unterwegs. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Anschwitzen. Das ist für den HFC-Profi Ivica Banovic die typische Art des Joggings. Häufig läuft der 1,86 Meter große Mittelfeldspieler vor Heimspielen morgens eine kurze Runde - meistens über die Silberhöhe. „Ich brauche diese 20 bis 30 Minuten - auch um das Adrenalin vor dem Anpfiff abzubauen“, sagt er, als wir uns am Eingang zur Saale-Elster-Aue an der Georgi-Dimitroff-Straße auf der Silberhöhe treffen.

Für die MZ hat der 35-Jährige diesmal eine Ausnahme gemacht. Statt der kurzen Anschwitz-Strecke läuft er die größere, rund sieben Kilometer lange Runde durch das Naturschutzgebiet im Süden von Halle. Und die beginnt gleich einmal malerisch: Über die kleine Steinbrücke geht es vorbei an Wiesen mit großen Heurollen. Am Horizont ist die Rauchsäule über dem Schornstein des Braunkohlekraftwerkes Schkopau zu sehen.

Die Schönheit dieser Peißnitz des Südens überrascht Banovic. Zwar wohnt er seit mehr als einem Jahr auf der Silberhöhe, aber von der Umgebung kennt er bislang wenig. „Ab und an bin ich in der Innenstadt, ansonsten auf dem Trainingsplatz oder in meiner Wohnung“, sagt Banovic.

Laufen als Stärke

Das liegt nicht nur daran, dass seine Frau mit den zwei Söhnen in Freiburg wohnt, sondern auch an seiner Einstellung. Banovic ist ein Musterprofi, der extrem auf seinen Körper achtet. Mindestens sechs Mal die Woche steht er beim HFC auf dem Trainingsplatz. Zusätzlich legt er zwei Krafttrainings ein. „Jeder Profi hat eine besondere Fähigkeit, die ihn auszeichnet. Bei mir ist es die Laufstärke.“

Das ist schon nach einem Kilometer auch zu merken. Banovic legt ein kräftiges Tempo vor, wobei er es aus Rücksicht schon ein wenig drosselt. Zu meinem Glück beginnt nach etwa 1,5 Kilometern ein schmaleres Stück in Richtung Planena. Hier heißt es, vorsichtiger und damit langsamer zu laufen. Das gilt auch in dem kleinem, dörflichen Stadtteil, in dem die Strecke über ein Stück Kopfsteinpflaster verläuft.

Steinige Karriere

Auch Banovic’ Fußballer-Karriere verlief steinig. Mit 19 Jahren wechselte er von seinem Heimatverein NK Zagreb zum Bundesligisten Werder Bremen. „Es war natürlich eine schwierige Zeit der Eingewöhnung“, sagt der HFC-Profi. In der Mannschaft war er einer der wenigen unter 25 Jahre. Die Mannschaft war geprägt durch ältere Stars wie Dieter Eilts, Marco Bode oder Andreas Herzog. „Da musstest du dich als junger Spieler ganz klar hinten anstellen.“

Nach vier Jahren verließ er Werder nach Meisterschaft und Pokalsieg in Richtung Nürnberg. Dort traf er auf Trainerlegende Hans Meyer. „Er war unglaublich. Ein extremer strenger Trainer, aber einer der besten, die ich je hatte“, sagt Banovic. In dieser Zeit entwickelte er auch seine Musterprofieinstellung, mehr zu trainieren als viele andere. Auch mit Nürnberg gewann er den DFB-Pokal.

Trotz dieser Erfolge bezeichnet Banovic die anschließenden vier Jahre beim SC Freiburg als seine schönsten Fußballjahre. „Der Aufstieg in die erste Liga war ein unfassbares Erlebnis“, sagt er. Über Duisburg und Cottbus landete er mit 34 Jahren beim HFC in der Dritten Liga. Ein Abstieg? „Als junger Profi wäre das sicher schwierig gewesen. Aber angesichts des Jugendwahns in den oberen Ligen war das für mich kein Rückschritt“, sagt er, als wir an der neuen ICE-Brücke den Scheitelpunkt der Strecke erreicht haben und uns auf den Rückweg entlang der ehemaligen Trinkwasserreservoirs in Richtung Silberhöhe machen.

Wie lange er noch Fußball spielen will? Banovic ist sich noch nicht sicher: Vielleicht noch ein Jahr. Pläne für die Zeit nach der Karriere hat er aber schon. „Ich würde gerne als Personal Trainer in Freiburg arbeiten.“ Und vielleicht auch junge Profis aus Kroatien managen. „Wenn ich denen zehn Prozent meiner Erfahrungen vermitteln kann, hätte ich viel erreicht.“ Und natürlich wird Banovic seine professionelle Einstellung nicht ablegen - auch aus familiären Gründen. „Meine Frau sagt immer: Ein Mann ohne Haare auf dem Kopf ist okay, einer ohne Haare und mit einem dicken Bauch geht nicht“, sagte er lachend, als wir wieder an der Steinbrücke ankommen. (mz)