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MZ-Joggingserie - Teil 5 MZ-Joggingserie - Teil 5: Mit Manuela Plath durch Halles Industriegeschichte

Von Jan-Ole Prasse 17.08.2015, 11:37
Stadträtin Manuela Plath hat zusammen mit MZ-Redakteur Jan-Ole Prasse die Hafenbahntrasse als Joggingstrecke getestet.
Stadträtin Manuela Plath hat zusammen mit MZ-Redakteur Jan-Ole Prasse die Hafenbahntrasse als Joggingstrecke getestet. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Halten, Laufen, Halten. Das gehört zum Joggen auf der Hafenbahntrasse einfach dazu. Schließlich sind immer wieder große Straßen mit Ampelanlagen zu überwinden. Für Stadträtin Manuela Plath (Linke) ist das durchaus mal eine gute Möglichkeit zu verschnaufen. Denn die 30-Jährige ist eigentlich keine Draußen-Joggerin. „Ich gehe einmal die Woche ins Fitnessstudio und powere mich 60 Minuten auf dem Laufband aus“, sagt Plath, die seit gut einem Jahr im Stadtrat sitzt.

Und dann hat sie sich auch noch einen der heißesten Tage in diesem Sommer für die rund fünf Kilometer lange Strecke vom Thüringer Bahnhof bis zum Holzplatz ausgesucht. Bei 33 Grad im Schatten einmal quer durch die südliche Innenstadt. Immerhin: Der Start an der Allee durch den Park am Thüringer Bahnhof ist zumindest ein bisschen schattig. Erst danach beginnt die Hitze sich voll durchzusetzen. Das erfordert Leidensfähigkeit.

Leidensfähig durch BWL-Studium

Die besitzt Manuela Platz aber zur Genüge: Aus dem Stadtrat und aus ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre. „Mein Professor hat immer gesagt: Ein bestandenes BWL-Diplom bezeugt einzig Ihre Leidensfähigkeit“, sagt sie. Und auch in der Stadtratsmühle ist diese Fähigkeit erwünscht. Stundenlange Sitzungen, meterweise Papiere - und das an mehreren Tagen und vor allem Abenden in der Woche.

Und Plath hat sich mit der Finanzpolitik auch noch eine der schwierigsten Materien ausgesucht. „Ich schrecke auch Dank meiner Ausbildung nicht vor großen Bilanzen zurück. Aber mit den großen Zahlen hatte ich am Anfang doch Probleme“, gibt sie zu, als wir die Turmstraße überqueren und entlang der alten Schienen hinter dem Betriebsgelände des Pumpenherstellers KSB entlanglaufen.

Das ist das Besondere an der Hafenbahntrasse, die 1895 in Betrieb genommen wurde. Sie ist heute wie ein kleiner, grüner Streifen vorbei an Betrieben und Bürogebäuden. Erst vor acht Jahren hat die Stadt begonnen, die Trasse Stück für Stück in eine Naherholungsstrecke umzubauen. Mittlerweile ist damit das Joggen durch Halles Industriegeschichte möglich.

Für Manuela Plath ein Heimspiel. Denn die 30-Jährige ist vor allem über die Gewerkschaftsarbeit zur Stadtratspolitik gekommen. Sie arbeitet als Controllerin beim Call-Center der Sparkasse S-Direkt, ist stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und bei der Gewerkschaft Verdi aktiv. Sie saß in dem langen Arbeitskampf bei der Sparkassen-Tochter in der Tarifkommission. „Erst diese Arbeit hat mich zu den Linken gebracht.“

Riebeckplatz - weder pink noch sexy

Das bedeutet aber auch das Arbeiten in Männerdomänen. Das gilt sowohl für die Gewerkschaften als auch für den Stadtrat oder die politischen Parteien. Für Plath hat diese männliche Mehrheit auch direkte Auswirkungen auf kommunalpolitische Entscheidung. „Große Häuser zu bauen, ist halt männlich. Bestes Beispiel sind die Pläne für den Riebeckplatz: Da gibt es nichts Feminines, nichts ist pink oder sexy.“

Mittlerweile haben wir die Beesener Straße und die Straße der Republik hinter uns gelassen. Auf der rechten Seite ragt der Erdgas-Sportpark auf. Auch dort verbringt Plath häufig ihre Freizeit, versucht möglichst viele Heimspiele des HFC live mitzuerleben. Familiär bedingt ist sie auch häufig beim Floorball - ihr Freund spielt bei den Saalebibern in der Ersten Bundesliga. Sport anschauen hat bei ihr beinahe noch einen höheren Stellenwert als Sport selbst machen. „Ich gucke beinahe alles im Fernsehen: Fußball, Wintersport, Volleyball.“

Nach dem Überqueren des Böllberger Wegs verlassen wir auf der Hafenbahntrasse die Stadt und tauchen ein in die Stadt am Fluss. Über die blaue Brücke führt der Weg auf die Pulverweiden in Richtung Holzplatz. Jetzt wird die Hafenbahntrasse zum Naturerlebnis. Beim Wohnen und Erholen muss es für Plath dagegen etwas anderes sein. Sie wohnt seit Jahren in Neustadt. „Ich bin ein quadratisch, praktischer Mensch. Ich finde die ganze Anordnung der Neustadt einfach großartig.“

Das Ende der Hafenbahntrasse ist dann für die Stadträtin auch praktisch. Von hier geht es direkt über die Mansfelder Brücke zurück in die Neustadt. Für andere Jogger hat die Hafenbahntrasse nämlich einen großen Nachteil: Sie ist nicht als Runde zu laufen, was gute Planung voraussetzt. Doch dafür gehört die Hafenbahntrasse sicher zu den historischsten und gleichzeitig abwechslungsreichsten Strecken in Halle. (mz)

Blick auf die alte Malzfabrik am früheren Thüringer Bahnhof.
Blick auf die alte Malzfabrik am früheren Thüringer Bahnhof.
Bauer Lizenz
Die Hafenbahntrasse in Halle wurde in den letzten Jahren für Jogger und Radfahrer zunehmend attraktiver.
Die Hafenbahntrasse in Halle wurde in den letzten Jahren für Jogger und Radfahrer zunehmend attraktiver.
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Hinter dem Böllberger Weg führt die Hafenbahntrasse über die Saale.
Hinter dem Böllberger Weg führt die Hafenbahntrasse über die Saale.
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Gedenktafel für Karl Meseberg an der Hafenbahnbrücke
Gedenktafel für Karl Meseberg an der Hafenbahnbrücke
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