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Mutter tötet zuerst Tochter

Von Michael Deutsch 21.06.2006, 18:14

Halle/MZ. - Die Tragödie vom Leichenfund einer 41 Jahre alten Mutter und ihrer 16-jährigen Tochter nach einem Wohnungsbrand in der halleschen Wolfgang-Borchert-Straße (die MZ berichtete am Mittwoch ) bekommt zusätzliche dramatische Züge. Wie am Mittwoch Oberstaatsanwalt Klaus Wiechmann mitteilte, handelt es sich mit großer Gewissheit nicht um einen Unfall, sondern um einen so genannten erweiterten Suizid.

Demnach hat die Mutter offenbar einige Tage zuvor der Tochter Gift gespritzt und sich später selbst mit Tabletten vergiftet. Die Obduktionen seien abgeschlossen, so Wiechmann. Die Ergebnisse seien zwar noch vorläufig, aber doch eindeutig: "Beide Frauen waren bereits vor Ausbruch des Feuers tot:" Anhand des bei der Tochter deutlich fortgeschritteneren Verwesungsprozesses habe man ableiten können, dass das Mädchen früher zu Tode kam. Eine bei ihr in der Ellenbeuge entdeckte Einstichwunde lässt die Vermutung zu, dass ihr so das Gift von der Mutter mittels Spritze injiziert wurde. Die Frau, die als Krankenschwester in einem halleschen Krankenhaus tätig war, habe mit Sicherheit entsprechende Toxine beschaffen können.

"Die Analysen laufen, Drogen können bereits ausgeschlossen werden", so Wiechmann. Obwohl das Mädchen an einer Herzschwäche litt und vor Jahren deswegen operiert wurde, schließe die Staatsanwaltschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Zusammenhang zwischen der Krankheit und dem Tod des Mädchen aus.

Die Mutter selbst habe sich auch in einem anderen Raum mit den Tabletten umgebracht. Untersuchungen lassen vermuten, dass der Brand später zufällig ausbrach. In der Wohnung, die sich laut Staatsanwaltschaft in einem verkommenen und vermüllten Zustand befand, wurden jede Menge Zigarettenkippen und Kerzen vorgefunden.

Wiechmann bestätigte weiter, dass bei der toten Mutter ein Abschiedsbrief gefunden wurde. Der werfe allerdings neue Fragen auf, weil darin kein einziges Motiv für die Tat erkennbar sei. Die Staatsanwaltschaft wird deshalb in den nächsten Tagen im Verwandten- und Bekanntenkreis nach Ursachen für das Familiendrama suchen.