1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Hallenser tourt mit Band durch Osteuropa: Musiker aus Halle tourt mit Band durch Osteuropa: Eric Köber auf Spuren von Bob Dylan

Hallenser tourt mit Band durch Osteuropa Musiker aus Halle tourt mit Band durch Osteuropa: Eric Köber auf Spuren von Bob Dylan

Von Günther Sturmlechner 03.08.2018, 10:30
Auf Tour durch Osteuropa: Der Hallenser Eric Kröber hat zwölf Auftritte geplant.
Auf Tour durch Osteuropa: Der Hallenser Eric Kröber hat zwölf Auftritte geplant. Günther Sturmlechner

Halle (Saale) - Als Eric Kröber vor genau neun Jahren durch Norwegen trampte, geriet er in einen Regenschauer und flüchtete mit einigen anderen Reisenden in eine Hütte am Waldesrand in der skandinavischen Provinz. Ausgerechnet dort traf er einen zweiten, jungen Deutschen namens Robert Wenzl und während die beiden auf besseres Wetter warteten, begannen sie miteinander Musik zu machen.

Wenzl spielte Gitarre, Kröber improvisierte Texte und was klingt, wie die Handlung eines Jugendromans ist tatsächlich die Entstehungsgeschichte der Band Lightcap. Neun Jahre später starten die Musiker, von Halle aus, genau an diesem Freitag ihre erste Osteuropatour. Mit im Gepäck: Die Songs ihres Debütalbums „Be true to your heart“.

Mitbewohner übernahmen Booking und Tour-Organisation

Kröber, heute 27, sitzt in einem Café nahe der Pauluskirche und schmunzelt, als er die Geschichte über das Kennenlernen mit Bandgitarrist Wenzl erzählt. „Was ich damals gesungen habe, war total sinnfrei, purer Dadaismus.“ Auf ihn wirkt das Zustandekommen der Osteuropatour genauso märchenhaft, wie die ersten Improvisationen der Band.

Kröber wohnt in Halle mit zwei jungen Eltern in einer WG. Diese lebten einige Jahre in Osteuropa und hatten die Idee zur Tour. Sie übernahmen Booking und Tour-Organisation, kontaktierten alte Freunde und baten um Hilfe bei der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten. Per Mail schickten sie Bilder, Musik und Live-Videos an Veranstalter. Gesprochen wurde auf Russisch, Rumänisch und Englisch. Das Resultat sind zwölf Konzerte in Polen, Tschechien, Weißrussland und der Ukraine. Gereist wird mit einem Bus und einem Renault Kombi.

Hauptberuflich arbeitet Kröber als Arzt

Hauptberuflich arbeitet Kröber als Arzt und freut sich darauf, abseits der Praxis mit seinen Songs, Länder zu erkunden, wo wenige Leute hinfahren. „Es geht darum über unsere Musik die Menschen vor Ort kennenzulernen.“ Diese Musik erinnert an Bob Dylan und Neil Young, die Fleet Foxes und Mumford & Sons. Auf dem Debütalbum stimmt eine Hamond-Orgel einsame Töne an.

Kröbers Fingerpicking, eine Spieltechnik, auf der Gitarre verbreitet einen zarten Klang und seine Stimme wirkt warm, aber traurig, wenn er von Abschied, Sehnsucht und Orientierungslosigkeit singt. „Musik kann eine unglaubliche Schönheit aus Leid und Schmerz ziehen“, sagt er und blickt nachdenklich auf den Café-Tisch.

Eric Kröber: Entstehung von Songs als eine Art Entspannung

Wenn er Songs schreibt, ist es ihm wichtig, dass er Zeit hat und sich während der Entstehung eine Art Entspannung einstellt. Inhaltlich beschäftigt Kröber der Versuch sich selbst und anderen Menschen gerecht zu werden. Und die Konflikte, die daraus entstehen, werden zu Songs: Verletzt zu werden, ohne dass man es versteht oder jemanden zu verletzen, obwohl man es nicht will. „Manchmal ist ein Lied in 20 Minuten da, manchmal braucht ein Konzept zwei Wochen“, sagt er.

Dass elektronische Musik möglicherweise erfolgversprechender wäre, kümmert ihn wenig. Kröber genießt den direkten Kontakt zum Instrument, das intuitive. Mit 18 Jahren hat er Bob Dylans „Mr. Tambourine Man“ gehört und bezeichnet das als Knackpunkt seiner Laufbahn. „Der Song hat genau ausgedrückt, wie ich mich damals gefühlt habe.“

Musiker aus Halle hat Bob Dylan zum Vorbild

Heute zählt der amerikanische Literaturnobelpreisträger zu einem der Musiker, die ihn am meisten beeinflussen: Die Reichhaltigkeit von Dylans Bildern, ihre Vieldeutigkeit, die Möglichkeit in seiner Musik immer etwas neues zu entdecken.

Kröber grinst und erzählt vom diesjährigen Peißnitzhausfestival, bei dem Lightcap aufgetreten sind. „Bei jedem Konzert gibt es immer diesen einen älteren Mann, der total auf unsere Musik steht, weil er eben Dylan oder Neil Young mag.“ Und wie beliebt ist die Gruppe bei jüngeren, gibt es gar Groupies? Zunächst verneint Kroeber die Frage, hält aber plötzlich inne: „In Norwegen haben mal einige Typen BHs auf die Bühne geworfen. Zählt das?“

Lightcaps erstes Tour-Konzert findet am Samstag in einem Warschauer Pub statt, das letzte am 24. August in Prag. In Halle spielen Kröber und Co. übrigens das nächste Mal wieder am 5. Oktober. Dann wollen sie im Lichthaus die offizielle Veröffentlichung ihres Albums feiern. (mz)