Musik für diese Zeit Musik für diese Zeit: Ragna Schirmer gibt im Steintor ein Konzert

Halle (Saale) - Sie gehören zu den Lieblingsstücken, die die Pianistin auf ihrem Instrument besonders gern zu Gehör bringt: die Goldberg-Variationen Johann Sebastian Bachs. „Das ist solch eine hoffnungsvolle Musik - und eine nachdenkliche zugleich“, so Ragna Schirmer. Eine Musik, wie sie in diese Zeit nicht besser passen könnte, meint die Konzertvirtuosin.
Seit die Pandemie ausgebrochen ist, hat sie die Goldberg-Variationen so oft gespielt wie kaum zuvor - manchmal mehrmals an einem Tag, bis zu zwölf Mal in einer Woche. In Köthen zum Beispiel, als im Sommer langsam wieder Konzerte möglich waren. Allerdings nur für einen kleinen Publikumskreis.
„Also habe ich die Variationen fünfmal an einem Tag gespielt - für jeweils 30 Zuhörer“
„Also habe ich die Variationen fünfmal an einem Tag gespielt - für jeweils 30 Zuhörer“, so die vielfach preisgekrönte Pianistin, die unter anderem den hochangebundenen internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb Leipzig gleich zweimal gewann - einzigartig in dessen Geschichte - und jetzt erneut geehrt wird. Im November wird der international erfolgreichen Künstlerin der Landesmusikpreis 2020 von Kulturminister Rainer Robra (CDU) überreicht.
Aufführungen wie die in der Köthener Kirche St. Agnus, in der der Köthener Hofkapellmeister Johann Sebastian Bach während seiner Amtszeit 1717 bis 1723 wirkte, seien für sie authentische Orte, an denen die Sehnsucht und der Hunger nach dem Live-Erlebnis der Kunst in besonderer Weise spürbar werde, sagt sie. „Schön, dass es diese Orte gibt“, so die Künstlerin, die dafür dankbar sei, an solchen Orten spielen zu können. Überhaupt sei sie dankbar für jedes Konzert, das stattfinde.
„Wir leben in einer extrem angespannten Zeit“
„Wir leben in einer extrem angespannten Zeit, man weiß nicht, was kommt“, so Ragna Schirmer, die als Künstlerin in diesen Zeiten stets die Sorge umtreibt, „dass etwas dazwischen kommt“. Das sei extrem belastend, denn nichts wünsche sich ein Künstler mehr, als vor und für Publikum zu spielen.
Dieser Wunsch soll nun am kommenden Sonntag in Erfüllung gehen. Dann wird Ragna Schirmer, sofern es die aktuellen Corona-Zahlen zulassen, ein Konzert im altehrwürdigen Steintor geben. „Live zu spielen ist in diesen Monaten wie der erste Bissen nach einer sehr langen Fastenzeit“, zieht die Künstlerin einen treffenden Vergleich.
„Abrundung der Konzertreihe in schöner Filmkulisse“
Es soll ein besonderes Konzert werden, denn nach den vielen Auftritten in kleinen Formaten ist dies eines vor einem etwas größeren Publikum: 300 Zuhörer sind in diesen Zeiten schon viel. Zudem sei die Interpretation der Goldberg-Variationen im Steintor die „Abrundung der Konzertreihe in schöner Filmkulisse“, so Ragna Schirmer. Denn das Konzert soll in Video und Ton aufgenommen werden. „Für diesen Live-Mitschnitt wünsche ich mir ein tolles Publikum, das mitgeht“, so die Pianistin aus Leidenschaft.
››Konzert im Steintor, Sonntag, 1. November, 11 Uhr, Tickets auf steintor-variete.de (mz)