1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Ohne Kopf und Füße: Moritzburg in Halle (Saale): Menschliches Skelett ohne Kopf und Füße gefunden

Ohne Kopf und Füße Moritzburg in Halle (Saale): Menschliches Skelett ohne Kopf und Füße gefunden

Von Dirk Skrzypczak 16.03.2018, 11:40
Archäologe Peter Hiptmair legt das Skelett vorsichtig frei.
Archäologe Peter Hiptmair legt das Skelett vorsichtig frei. Silvio Kison

Halle (Saale) - Vorsichtig pinselt Archäologe Peter Hiptmair im Innenhof der Moritzburg die Erde von den menschlichen Überresten. Dem Skelett, das in Ost-West-Richtung in einem Meter Tiefe im Boden liegt, die Arme vor dem Körper verschränkt, fehlt der Kopf. Ist die unbekannte Person Opfer womöglich eines grausamen Rituals geworden?

„Darauf deutet nichts hin“, sagt der Archäologe. Er habe sehr wohl Fragmente des Schädels gefunden, vermutlich Teile des Unterkiefers. Hiptmair geht davon aus, dass der Kopf in der Vergangenheit eventuell bei Erdarbeiten zerstört worden sein könnte. Außerdem fehlen dem Skelett die unteren Gliedmaßen.

Fund an der Moritzburg: Liegt verwundeter Soldat aus Russland hier?

Der Experte hat eine Theorie, mit wem er es da zu tun haben könnte. „Zur Zeit der Völkerschlacht 1813 wurde die Moritzburg als Lazarett für verwundete Soldaten genutzt. Möglicherweise haben wir es hier mit einem russischen Armeeangehörigen zu tun.

Das würde zu anderen Skelettfunden passen, die im Innenhof der Burg schon ausgegraben worden sind.“ Ganz sicher könne er natürlich nicht sein. Deshalb müsse man die anthropologischen Untersuchungen der Knochen abwarten.

Toter könnte aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen

Theoretisch sei es auch möglich, dass der Tote aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) stammt. Die Moritzburg war damals von wechselnden Feldherren besetzt. Während einer Belagerung im Winter 1637 brach ein Feuerinferno aus, das den gesamten West- und Nordflügel zerstörte. 1639 folgte die Sprengung der Süd-Westbastion. Danach war die Burg lange eine Ruine.

Skelett bei Arbeiten am Talamt entdeckt

Das Skelett wurde jetzt bei Arbeiten am Talamt entdeckt. Dort wird am Gebäude ein sechs Meter tiefer Graben gezogen, um den spätmittelalterlichen Münzkeller trocken zu legen. Vom Hof her dringt nämlich die Feuchtigkeit in das Gemäuer ein. Die Knochen werden ins Landesmuseum für Vorgeschichte gebracht und dort analysiert. Anschließend kommen sie in das Depot des Museums. Archäologe Peter Hiptmair hat außerdem eine alte Hofpflasterung gefunden, die wohl aus dem 19. Jahrhundert stammt. (mz)