Modehauses Loewendahl Modehauses Loewendahl: Welches Schicksal die Kaufhaus-Schwestern zur NS-Zeit erlitten

Halle (Saale) - Im Jahr 1890 rückt Halle als bedeutende Industriemetropole mit 100.000 Einwohnern in die Reihe deutscher Großstädte auf. Seit 1871 mit staatsbürgerlichen Rechten ausgestattet, wächst auch die jüdische Bevölkerung. Sie erreicht um 1900 die Zahl 660 - und trägt wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt bei.
Warenhaus der Geschwister Loewendahl über Halles Stadtgrenzen hinaus bekannt
Geschäfte, Unternehmen und Warenhäuser entstehen und prägen in vielen Fällen bis heute Halles Stadtbild. Heute beherbergen die Gebäude moderne Geschäfte, aber kaum einer der Kunden weiß um das Schicksal der einstigen Besitzer. Eines der bekanntesten Kaufhäuser Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert ist das Kaufhaus Loewendahl.
Im Jahre 1896 eröffnet die Firma ein Geschäft im Aßmannschen Haus, Große Ulrichstraße 54 - heute hat dort „Ann Christin“ eine Filiale. 1913 ziehen die Geschwister Loewendahl, nachdem sie am Standort Große Ulrichstraße 2 (heute Kaufhaus Müller) gebaut haben, in einen Kaufhausneubau, der zu dieser Zeit keine Wünsche offen lässt: Das Warenhaus verfügt über riesige Schaufenster und einen gläsernen Vorraum und ist aufgrund seines Angebots weit über Halles Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Warenhaus für die Frau von Wohlstand
Elegante und teure Mode für die Dame der „gehobenen Klasse“ ist bei Loewendahls, die nach zeitgenössischen Berichten ihre Verkaufsauslagen übersichtlich und geschmackvoll präsentieren, zu haben.
Die Firmenwerbung verspricht gar, die Frau von Wohlstand könne in das Warenhaus „sozusagen unbekleidet hineinspazieren, in einer halben Stunde komplett angezogen mit seidener Unterkleidung und Strümpfen, modernen Schuhchen, Pelz-, Regen- oder Wintermantel, feschem Hütchen, Schal, Handtasche wieder herauskommen“, schreibt die „Hallesche Hausfrau“ im November 1929.
Schicksal dreier Schwestern während des Nationalsozialismuses
Neun Jahre später, die Nazis sind inzwischen an der Macht, wird das Geschäft „zwangsarisiert“. Neuer Besitzer wird Otto Knödel. Das Wohnhaus von Clara Loewendahl in der Forsterstraße 13 wird 1941 sogar zum „Judenhaus“ erklärt und Clara Loewendahl muss eine größere Zahl aus ihren Wohnungen vertriebener Juden bei sich aufnehmen.
Darunter auch ihre Schwestern Paula und Selma. Sie leben in Angst und bedrückender Enge - am 13. April 1942 nimmt sich Clara Loewendahl das Leben, ihre Schwestern Paula und Selma wählen angesichts der bevorstehenden Deportation am 19. September 1942 den Freitod.
Gedenkveranstaltung im Stadtmuseum, Gr. Märkerstraße 10, Montag, 18 Uhr. (mz)