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Mit wenig das Maximale erreichen

Von Peter Godazgar 12.02.2006, 18:09

Halle/MZ. - Und einer, der sich Zeit nimmt: An den "Variationen" hat er vier Jahre gearbeitet - das Ergebnis sind, analog zu Bachs berühmtem Klavierwerk, 30 zarte Kaltnadelradierungen, in denen sich drei Menschen tänzelnd umeinander bewegen. "Mit relativ wenig Mitteln das Maximum erreichen" - so beschreibt Petersohn das Ziel seiner Arbeit, und er fügt hinzu, dass das ja eigentlich keine sonderlich originelle Maxime ist.

Petersohn gehört zu denen, die auf Umwegen zu ihrer Profession fanden: 1964 in Leipzig geboren, wuchs er in Berlin auf und absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Schlosser. Er arbeitete einige Jahre in diesem Beruf und später auch als Kindergärtner. Nebenher jedoch besuchte er schon früh verschiedene Zeichen- und Malzirkel. Nach der Wende, 1991, nahm er dann ein Studium an der "Burg" auf, im Fachbereich Malerei und Grafik. So kam er nach Halle, wo er seit 1998 freischaffend tätig ist.

Inzwischen kann Petersohn auf zahlreiche Ausstellungen zurückblicken. 1996 bekam er zudem den "Ars Halensis" zugesprochen, den Kunstpreis der Dresdner Bank. Wer sich mit dem 41-Jährigen unterhält, der sieht sich einem ernsthaften, aber nicht verbissenen, einem nachdenklichen, aber nicht zergrübelten Menschen gegenüber.

Davon mag ihn wohl auch seine Familie abhalten. Petersohn, mit Vollbart und schwer zu bändigenden Locken, lebt mit der Buchkünstlerin Susanne Nickel zusammen, auch sie ist Burg-Absolventin - und mit seinen sechs und vier Jahre alten Kindern.

Das Atelier in der Wohnung teilen sich Petersohn und Nickel. Dort herrscht, was man wohl kreatives Chaos nennt, dort steht auch die große Radierpresse, auf der Lars Petersohn die Grafiken herstellt, die manchmal - etwa im Fall der "Variationen" - sogar zu Büchern werden.

Seine Arbeit versteht Lars Petersohn als "Angebot" an den Betrachter. Was der dann mit dem Bild anstellt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ihn selbst, sagt Petersohn, interessiere der sinnlich erfahrbare Raum, die Geschichte, die in einem Bild geschehe.

So sucht er weiter nach der Intensität im Bild. Und hofft, dass sich diese im Kopf des Betrachters festsetzt. Der Weg dahin bleibt beschwerlich: "Ich weiß am Anfang nur, wie's nicht werden soll", sagt Petersohn ironisch.

Der Hallesche Kunstverein zeigt Arbeiten von Lars Petersohn noch bis zum 5. März in der Foyer-Galerie des Opernhauses (geöffnet zu den Vorstellungen). Petersohn stellt dort gemeinsam mit Donata Hillger aus.