Nachgefragt Mit der Maske an die Urne - So lief die Wahl in Halle
Was hat die Menschen bei der Stimmabgabe am Sonntag dazu bewogen, während einer Pandemie die Wahllokale aufzusuchen? Die MZ hat nachgefragt.

Halle (Saale) - In der prallen Sonne bildeten sich bereits am Sonntagvormittag lange Schlangen vor den Wahllokalen. Im August-Bebel-Viertel gab es gleich zwei Wahlräume in der IGS I, die Wähler standen bis auf den Schulhof hinaus. Auch in der Grundschule am Diesterweg warteten die Wähler bei über 20 Grad Celsius auf ihre Stimmabgabe. Die Stimmung vor den Schulen war entspannt, die Abstände wurden eingehalten. Auch in den Schlangen wurde auf die Maskenpflicht geachtet.
Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass der Anteil an Briefwählern hoch sein würde. Gegenüber der MZ sprachen sich jedoch einige Hallenser gegen den Urnengang per Post aus: „Die Briefwahl war für mich keine Option“, sagte Paul Mohr. Für ihn sei der Gang zum Wahllokal fast schon ein Ritual - auch während der Pandemie. Er wolle sich alles bis zum Ende offenhalten. Der Maskenskandal der CDU in Baden-Württemberg hat ihn in seiner Sichtweise maßgeblich beeinflusst, sagte er.
„Mir war die Briefwahl unsympathisch“
Jürgen Straube gab auch in der IGS I seine Stimme ab. Auch er wählte den bewussten Gang ins Wahllokal: „Mir war die Briefwahl unsympathisch. Auch die Politik von Herrn Haseloff hat meine Wahl eher negativ beeinflusst.“ Vor allem hofft er, dass die Hallenser Innenstadt fußgängerfreundlicher wird. Seinen größten Wunsch verriet er auch: „Dass sich die Landesregierung verändert.“ Im Diesterweg traf die MZ zudem auf Petra Zoche. Auch sie sieht die Notwendigkeit, ihre Stimme abzugeben: „So wie es gerade in anderen Ländern und in Sachsen-Anhalt läuft, wo teilweise Leute benachteiligt werden, müssen wir nun auch mal etwas Richtiges wählen.“ Die Briefwahl war für Frau Zoche aktuell kein Thema mehr: „Derzeit ist die Situation mit der Corona-Pandemie meiner Meinung nach nicht mehr so verschärft. Außerdem mache ich alles gerne selbst.“

Den Gang zur Wahlurne verbinde sie gerne mit einem kleinen Spaziergang. Hat die Politik während der Corona-Pandemie auch ihre Entscheidung bei der Wahl beeinflusst? „Ja, dieses Mal habe ich anders gewählt als sonst“, so Petra Zoche.
„Ich gehe wählen, weil ich etwas verändern möchte.“
Bei allen Wählern, die der MZ vor den gut gefüllten Wahllokalen begegneten, klang eines durch: „Ich gehe wählen, weil ich etwas verändern möchte.“ So auch bei René Kuntzmann, der in der IGS sein Kreuz setzte. Die Stimmabgabe vor Ort ist den Menschen in Halle offenbar ein wichtiges Anliegen. Kuntzmann „macht das Spaß“. Der persönliche Gang sei es, den die Wähler nach anderthalb Jahren Einschränkungen jetzt sehr genießen. Aber auch heute klingt immer wieder durch, wie viel schief gelaufen sei in Sachsen-Anhalt. Die Corona-Politik ist der Menge der Wähler ein Dorn im Auge: „Es lief einfach einiges daneben in Sachsen-Anhalt. Das war quasi ein politisches Versagen, was mich natürlich in meiner Wahl beeinflusst hat“, so Kuntzmann.
Die Briefwahl war auch für Peter Zwirmmann dieses Jahr kein Thema - zu umständlich. Auch die Stimmabgabe im Wahllokal sei für ihn etwas Selbstverständliches: „Ich bin wählen gegangen, weil ich das für ganz normal halte.“ In den letzten Jahren hätte er jedoch immer per Briefwahl seine Stimme abgegeben. (mz)