Mit Alarmmelder und Bonbon
Halle/MZ. - Diese Posten werden von Mitarbeitern der PSD-Piepenbrock-Sicherheitsdienste Leipzig besetzt. Kurz vor 9 Uhr sind alle da. Schichtleiterin Barbara Reinhardt begrüßt die Kollegen im Alter zwischen Mitte 20 und Ende 50 mit Handschlag, manche drückt sie kurz: "Wir verstehen uns gut." Trotzdem setzt sie ein ernstes Gesicht auf, als sie die Tagesaufgaben und Überfall-Melder verteilt. Bereichsleiter Andreas Schuster fragt einen jungen Mitarbeiter, wo er seine Uniformjacke hat. Zu Hause? Das gehe aber nicht; irgendwo wird für den schuldbewusst Dreinblickenden noch eine Jacke aufgetrieben, die Zeit drängt.
Und schon dreht sich der Schlüssel im Schloss der riesigen Eingangstür, vor der etliche Besucher warten wie das Ehepaar Schulz aus Herrnhut bei Zittau. Halb sechs sind sie losgefahren und nach einer Stunde Wartezeit vor dem Museum durchgefroren, aber neugierig auf die Schau. Diana Schneider lässt sich an der Kasse nicht aus der Ruhe bringen. Und Mirko Wiermann kontrolliert sorgfältig die Tickets, händigt Faltblätter aus. "Danke, bitte, zu den Garderoben rechts." Diese Worte wird der Hettstedter bis zum Abend noch unendlich viele Male sagen, erst mit klarer, dann mit leicht heiserer Stimme im zugigen Foyer. Halsbonbons in der Pause und Kamillentee zu Hause - "dann geht es wieder", sagt er.
Besonders scharf bewacht werden natürlich Sternenscheibe und Sonnenwagen. Die meisten Besucher kriegen davon nicht viel mit - die Männer mit dem Funkgerät samt Kopfhörer und Mikrofon versehen ihren Job diskret. Ihnen entgeht nichts. Raffinierte Versuche etwa, verbotenerweise die Kostbarkeiten zu fotografieren, wie Bernd Petrat erzählt. Er hat diesmal in der verdunkelten Schatzkammer Dienst. "In diesem Raum muss man die Augen besonders gut aufhalten", sagt der 45-Jährige. Langweilig sei sein Job nie, schon weil die Besucher viele Fragen hätten. Und so manchen musste der Wachmann schon daran hindern, in den Zeittunnel zu kriechen, an dessen Ende eine Nachbildung der Scheibe prangt.
In der zweiten Etage wandern die Augen von Christel Mann ständig zwischen Exponaten wie Mammut, Urmensch und Waldelefant hin und her. Besonders gefährdet ist das zarte Skelett des Höhlenbärenkindes, das ohne schützendes Glas mitten im Raum steht. Anfassen darf man es nicht, doch Verbotenes reizt. "Dann reicht schon ein freundliches ,Guten Tag, kann ich helfen'", verrät die Aufsichtsfrau ihren Kniff, um die Leute von ihrem Tun abzuhalten.
Zum Schluss landen fast alle Gäste im Museums-Shop, dem Refugium von Diana Airazzi. Sie verkauft Postkarten, Plakate, Schmuck, Kalender und T-Shirts mit der Sternenscheibe und manchmal auch deren Nachbildung - für 895 Euro. Ihre Kunden kommen aus Kanada, Amerika oder Neuseeland. Und manchmal staunt sie, wie viel die Fremden schon vor dem Rundgang über die archäologischen Sensationen wissen. Da ist sie als Hallenserin schon ein wenig stolz auf das, was ihre Stadt zu bieten hat. "Nur meine Verwandten und Bekannten wussten nicht, was sich im Museum tut", erzählt die junge Frau. Das ärgerte sie, aber sie schaffte es: "Nun waren alle schon mal da."
Zehn Stunden sind die Sicherheitsleute im Dienst, kein leichter Job. Bislang sei immer alles gut gegangen, so Schichtleiterin Reinhardt. Am Ende dieses Tages sind 2 499 Karten verkauft, so viel wie selten an einem Tag der Schau.
Die Schau "Der geschmiedete Himmel" ist bis zum 22. Mai täglich außer montags von 9 bis 19 Uhr geöffnet.