Meister statt Studium Meister statt Studium: Mit besonderem Prpgramm ins Handwerk gewechselt

Halle (Saale) - Schweißen, flexen, bohren - das ist die Welt von Maik Krzykos. Der 25-jährige Ex-Student hat das gefunden, was er eigentlich schon lange gesucht hat: eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker im Metallbau und anschließend den Meisterkurs. In nur drei Jahren ist er dank des besonderen „Northeimer Modells“ mit dieser Ausbildung fertig.
Darüber freut sich vor allem Matthias Kasperki, Geschäftsführer von Metallbau Cronberg, wo Krzykos nun lernt: denn der Noch-Auszubildende soll schon bald rechte Hand der Geschäftsführung werden und als Bauleiter tätig sein.
„Nicht meine Welt, am Schreibtisch zu sitzen“
Warum er nach zehn Semestern Studium der Medizinischen Physik das Handtuch geworfen hat, kann Maik Krzykos gut erklären. „An sich war das ein hochinteressantes Studium“, sagt der Familienvater. Doch schon währenddessen habe er parallel im Fraunhofer-Institut in Halle gearbeitet, auch in den Semesterferien. Schaltschränke und ganze Versuchsanlagen habe er aufgebaut.
„Doch während meiner Bachelorarbeit habe ich gemerkt, dass es nicht meine Welt ist, am Schreibtisch zu sitzen“, sagt er. Familie und Freunde machten ihn auf den Beruf des Konstruktionsmechanikers aufmerksam - und so schrieb Maik Krzykos Bewerbungen. Matthias Kasperski war zunächst skeptisch, als er die Bewerbung auf seinem Schreibtisch hatte: „Studienabbrecher? Da habe ich die Bewerbung erst einmal weggeräumt.“
„Northeimer Modell“
Doch dann habe er sie sich noch einmal angeschaut und sich gefragt, ob ein Student, der bei Fraunhofer gearbeitet hat, nicht doch mehr Potenzial hat. „Zudem habe ich jemanden gesucht, der als Projektleiter einsteigen kann und mich in dieser Aufgabe entlastet.“
Der Weg dahin soll nun über das „Northeimer Modell“ führen, das das Bundesfachzentrum für Metall und Technik in Northeim (Niedersachsen) anbietet: Die Privatschule bietet eine dreijährige Ausbildung an, in der in zwei Jahren der Facharbeiter Metallbau in der Richtung Konstruktionsmechaniker von Maik Krzykos erlernt wird. Im dritten Ausbildungsjahr wird er zum Meister ausgebildet.
Als Bauleiter überwachte er eine Baustelle in Berlin
Metallbau Cronberg übernimmt alle Kosten, hat dafür aber auch etwas besonders: Drei Monate ist der 25-Jährige zum Erlernen der Praxis im Betrieb in Kanena und auf Baustellen des Unternehmens im Einsatz und drei Monate lernt er im Block Theorie. So sind die Einsatzzeiten für das Unternehmen gut überschaubar.
Und praktische Arbeit kann der 25-Jährige nun nach mehreren Monaten Ausbildung schon vorweisen: Als Bauleiter überwachte er eine Baustelle in Berlin, wo Cronberg Metallkonstruktionen zur Verstärkung einer Deckenkonstruktion einbaut. Aber auch in einem für Halle spektakulären Projekt war der junge Mann beteiligt. So hat er eine temporäre Treppe für das Kunstmuseum Moritzburg aufgebaut, die zurzeit auch noch für die Lagerfeld-Ausstellung genutzt wird. In seinem neuen Job fühlt er sich nun rundum glücklich und tausendmal wohler als an der Uni.
Die Handwerkskammer Halle wirbt seit Längerem um Studienabbrecher. Doch wie viele davon wirklich eine Ausbildung im Handwerk beginnen, möglicherweise auch im Rahmen des „Northeimer Modells“, dazu liegen der Handwerkskammer keinerlei Zahlen vor, wie eine MZ-Anfrage ergeben hat. „Das hat auch datenschutzrechtliche Gründe“, so Sprecher Jens Schumann. (mz)