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MDR kippt Halle-Krimi MDR kippt Halle-Krimi: Das steckt hinter dem Aus von "Zorn"

Von Alexander Schultz und Jan Schumann 13.09.2017, 09:45
Ein kauziges Ermittlerduo in fünf Filmen: Für den dicken Schröder (l) und Claudius Zorn ist im TV jetzt Schluss.
Ein kauziges Ermittlerduo in fünf Filmen: Für den dicken Schröder (l) und Claudius Zorn ist im TV jetzt Schluss. TV Halle

Halle (Saale) - Im Sommer traten die beiden Fernseh-Kommissare Claudius Zorn und der dicke Schröder noch beim Promi-Turmspringen im halleschen Nordbad auf und zeigten sich hinsichtlich weiterer Verfilmungen optimistisch. Doch nun kommt das endgültige Aus für den „Zorn“-Krimi im Fernsehen.

Die Krimireihe hatte die Quotenerwartung der Fernsehmacher nicht erfüllt. Nach MZ-Informationen hat „Zorn“ eine interne Quotenvorgabe ganz knapp gerissen. So soll es für den fünften Film, der am 1. Juni in der ARD ausgestrahlt wurde, eine interne Vorgabe von 14 Prozent gegeben haben. „Zorn - Kalter Rauch“ erreichte aber nur einen Marktanteil von 13,7 Prozent.

MDR kippt „Zorn“-Krimi im TV: Das sorgt auch im Landtag für Kritik

Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) am Dienstag gegenüber der MZ mitteilte, wird es keine weiteren Verfilmungen der Bücher des halleschen Bestsellerautors Stephan Ludwig mehr geben. „Wir sind traurig, dass „Zorn“ nicht weitergehen wird“, sagte Jana Brandt. „Zugleich sind wir uns bewusst, dass wir uns den Kriterien im Wettbewerb mit den anderen Donnerstagskrimis stellen müssen“, so die Fernsehchefin des Senders.

Offiziell verkündet wurde das Krimi-Aus von MDR-Intendantin Karola Wille im Rundfunkrat. Dass Zorn und Schröder nun den Filmtod sterben, sorgt dort für Kritik. „Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Serie eingestellt wird“, sagte Stefan Gebhardt, Linken-Abgeordneter und Mitglied des Gremiums. „Es gab nichts Vergleichbares. Ich gehe aber davon aus, dass es eine entsprechende Kompensation für Sachsen-Anhalt geben wird.“

Nicht zuletzt war die „Zorn“-Reihe auch ein Lieblingskind der Staatskanzlei in Magdeburg gewesen. Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und zuständig für Medienpolitik, hatte die Serie zuletzt vehement gegen Kritik verteidigt. Am Dienstag sagte er der MZ, „dass eine Serie in Sachsen-Anhalt und in Halle produziert wird, ist für das Land von großer Bedeutung.“ Es sei wichtig, dass es auch künftig dabei bleibe.

Aus für „Zorn“ im TV: Diese Krimis haben Halles „Zorn“-Verfilmungen den Rang abgelaufen

Gemeinsame Auftraggeber für die bisherigen fünf „Zorn“-Verfilmungen waren der MDR und die für ARD-Produktionen zuständige Degeto Filmgesellschaft. Gegenüber der MZ erklärte Degeto-Geschäftsführerin Christina Strobl: „Wir haben in den letzten Jahren mit den Donnerstagskrimis im Ersten einen neuen erfolgreichen Krimiplatz etabliert, für den eine Vielzahl unterschiedlicher Krimireihen entwickelt wurde, die naturgemäß in einem gewissen Wettbewerb stehen.“ Zu diesem gehörte auch „Zorn“.

Doch „Der Bozen-Krimi“ mit durchschnittlichen Einschaltquoten von 18 Prozent, „Der Usedom-Krimi“, „Der Kroatien-Krimi“ oder „Nord bei Nordwest“ haben sich laut Strobl als überaus attraktiv für den Zuschauer erwiesen. „Leider hat sich die Krimi-Reihe „Zorn“, trotz ihrer unbestrittenen Qualität, in diesem Wettbewerb nicht durchsetzen können, auch wenn hier die Verortung in Sachsen-Anhalt überzeugend schien.“

MDR sägt „Zorn“-Filme ab: Was kommt jetzt?

Stattdessen soll Sachsen-Anhalt in der ARD mit neuem Format auf einem neuen Sendeplatz heimisch werden. „Um das attraktive Bundesland Sachsen-Anhalt filmisch trotzdem nicht verlassen zu müssen, entwickeln wir derzeit gemeinsam mit dem MDR in Sachsen-Anhalt eine originäre Hotel-Reihe für den Sendeplatz ’Endlich Freitag im Ersten’ und prüfen weitere Programmangebote für diese Region.“

Mit der „Zorn“-Reihe verliert die Stadt Halle nach dem Ende des Polizeirufs wieder eine Krimiserie im Fernsehen und damit ein Leuchtturmprojekt für die Filmstadt. Erfolgsautor Stephan Ludwig zeigte sich am Dienstag angesichts vom TV-Aus kämpferisch: „Ja, das ist schade. Aber noch lange nicht das Ende für ’Zorn’.“ Sein nächstes Buch erscheint im Herbst. (mz)