Matthias Frosch Matthias Frosch: Hallore von Geburt an

Halle (Saale) - Die Halloren in der Siedehalle haben am frühen Samstagabend ihre Silberbecher schon erwartungsfroh in der Hand. Den traditionellen Anstich des Pfingstbiers überlässt der alte und neue 1. und regierende Vorsteher der Salzwirker Brüderschaft im Thale zu Halle, Matthias Frosch, einem Gast der Sängerverbindung „Fridericiana“.
Drei Schläge und schon spritzt das Gebräu aus Landsberg aus dem hölzernen Fass. Prost auf die Brüderschaft, die älteste ihrer Art überhaupt (von 1491) und immaterielles Weltkulturerbe. Und Prost auf Matthias Frosch, der für weitere zwei Jahre aus den Reihen des siebenköpfigen Vorstands an die Spitze der Halloren gewählt wurde. Es ist bereits die dritte Amtszeit des 34-Jährigen.
Frosch ist kein Mann, der anderen lang und breit die Welt erklärt
Frosch ist kein Mann, der anderen lang und breit die Welt erklärt. Große Reden schwingt er nicht. „Ich bin durch meine Familie ein Hallore von Geburt an, habe das Mitgliedsrecht quasi mit der Muttermilch bekommen“, sagt Matthias Frosch, der beruflich als Bauleiter in einem Garten- und Landschaftsbetrieb arbeitet. Doch die Brüderschaft ist für den jungen Mann weit mehr als die Bewahrung einer über 500 Jahre alten Tradition.
„Ohne diese Gemeinschaft würde mir etwas fehlen. Wir halten zusammen, helfen uns und anderen und leisten einen wichtigen Beitrag für das gesellschaftliche Leben in der Stadt“, sagt er. Die Frosch-Familie mit ihren Verästelungen ist innerhalb der Halloren wie eine Dynastie - aktuell tragen sechs Mitglieder diesen Namen. Ganz so streng wie früher ist es übrigens nicht mehr, ein Hallore zu werden. Das Erbrecht ist zwar nach wie vor die erste Möglichkeit, der Bruderschaft beizutreten.
Thalschwager als ein Teil der Verbindung
Allerdings kann man auch als Thalschwager ein Teil der Verbindung werden. Dafür muss man in einer zweijährigen Probezeit seine Eignung nachweisen und sich danach dem Urteil der Brüderschaft stellen, die derzeit 60 Halloren zählt. Bei öffentlichen Auftritten aber auch bei ihren Zusammenkünften wie jetzt am Wochenende tragen die Halloren ihre Festkleider. „Bei sommerlichen Temperaturen ist das schon anstrengend, aber man hält das gern aus“, versichert Matthias Frosch.
Die Halloren blicken in ihrer Tradition vor allem nach vorn. Noch in diesem Jahr soll der Silberschatz um einen Becher zu Ehren Hans-Dietrich Genschers erweitert werden. Ein Silberschmied aus Halle wurde mit der Arbeit beauftragt. Außerdem wird auf dem Gelände der Saline das Saalhorn, das Salzmagazin, rekonstruiert. Und natürlich hoffen auch die Halloren, dass das weiße Gold wieder aus heimischer Sole gesiedet werden kann. Ein Brunnen befindet sich auf dem Holzplatz. Er ist seit 1960 verschlossen, soll aber 2021 wieder sprudeln. Bis dahin wird die Sole importiert. Derzeit kommt sie aus Bernburg. Für einen Halloren ein Unding. (mz)