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Maria und Josef ohne Kostüm

Von Katja Pausch 22.12.2006, 16:12

Halle/MZ. - Kalt ist es am Freitagmorgen in der Marktkirche, und so hat Pfarrer Harald Bartl als erste Amtshandlung zunächst die Heizung eingeschaltet. Die rund 20 jungen Leuten indes, die den Altarraum und das Seitenschiff der Marienkirche bevölkern, frieren ganz sicher nicht - schließlich sind sie beschäftigt: Kulissen auf die Bühne vor dem Altar schieben, Requisiten herbeischaffen, die Beleuchtung einstellen, wieder und wieder die Textblätter studieren. Wäre ja peinlich, wenn beim Krippenspiel plötzlich die Worte fehlten.

Zur ersten Probe in der Kirche, zu der sich die Mitglieder der Jungen Gemeinde am Freitag zusammengefunden haben, wäre das noch nicht das Problem, bei den zwei Aufführungen am Heiligabend dann allerdings schon. Und so spielen Clara Wendelborn als Maria und Matthias Hauser, der den Josef darstellt, gemeinsam mit ihren Mitstreitern die Geschichte um Jesu Geburt zweimal komplett durch, wenn auch noch ohne Kostüm.

Und mit kleinen Pannen: "Maria, dein Mikrophon ist abgefallen", ist einer der Sätze, den Josef alias Matthias an Clara richtet und den Josef im Original garantiert nicht gesprochen hat. Auch ein Besenstiel als Hirtenstab muss bis Sonntag noch besorgt werden - der alte ist zerbrochen. Mit Geduld folgen nicht nur die Hirten Carl Conrad, Max und Constantin des Pfarrers Hinweisen, und öfter fällt die Aufforderung, "nicht so zu nuscheln". Auch die Musik müssen sich die 16- und 17-Jährigen dazu denken - am Heiligabend erst vervollständigen die Marktstreicher mit Cello, Bratsche und Violine sowie die Christenlehrekinder, alle dann in weißen Engelsgewändern und mit Kerzen in den Händen, das Ensemble.

"Die jungen Leute machen das hier mit einer großen Begeisterung", meint Harald Bartl, der mit "seinen" Jugendlichen vor rund sechs Wochen mit den Vorbereitungen für das alljährliche Krippenspiel begonnen hat. Bei der Textauswahl habe man sich für eine modernere Variante entschieden, ohne sich dabei gänzlich von der ursprünglichen Fassung im Lukas-Evangelium zu verabschieden. "Vertraute Worte hört man immer gern wieder", so der Pfarrer, der stets den Spagat zwischen Altem und Neuem wagt und dabei offensichtlich auch bei vielen älteren Kirchgängern Anklang findet. Bester Beweis für die Mühe aber sind die Menschen, die an jedem Heiligabend reihenweise auf Einlass warten. "Bis zum Roten Turm stehen die Leute", so Bartl, der jedem Krippenspiel eine kurze Andacht folgen lässt und damit die Kirchbesucher in die Weihnachtsfeiertage verabschiedet.

Krippenspiel Heiligabend, Marktkirche, 14 und 15 Uhr