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Lochau Lochau: Reiterhof vom Müll befreit

Von Anne Schneemelcher 15.09.2015, 12:36
Schon in zwei Wochen wollen die neuen Pächter ihre Pferde in Lochau unterstellen. Jede freie Minute verbringen sie deshalb auf dem Hof. Freunde und Bekannte helfen ihnen beim Entrümpeln.
Schon in zwei Wochen wollen die neuen Pächter ihre Pferde in Lochau unterstellen. Jede freie Minute verbringen sie deshalb auf dem Hof. Freunde und Bekannte helfen ihnen beim Entrümpeln. Schneemelcher Lizenz

Lochau - Bindfäden, Bindfäden, Bindfäden - das ist das erste, was Yvonne Neumann einfällt, wenn sie an ihren Sommer in Lochau denkt. Denn damit hatte der alte Pächter des Lochauer Reiterhofs so ziemlich alles festgebunden, was nicht niet- und nagelfest war - sogar Bäume an der Hauswand hingen am Strick. Doch die Bindfäden sind jetzt in Müllsäcken verschwunden, und auch sonst ist von der ganzen Unordnung nur noch wenig übrig. Wo sich vor zwei Monaten noch Unkraut breit machte sind wieder Wege sichtbar, die ausgetrockneten Pferdeäpfel liegen nicht mehr kreuz und quer herum, und auch die Sitzecke macht wieder einen einladenden Eindruck.

Das ist das Verdienst der neuen Pferde-Haltergemeinschaft, die in schon zwei Wochen ihre elf Tiere in Lochau unterstellen will. Aus der MZ hatten die Mitglieder im Juli erfahren, dass Grundstückseigentümer Dietrich Pfautsch für den ehemaligen Reiterhof Interessenten sucht. Der fast Neunzigjährige stellte nur eine Bedingung: Die Neuen müssen das Gelände selbst vom Müll des Vorgängers befreien, denn das schafft er nicht mehr, und er wisse auch gar nicht, wo er anfangen solle.

Lochau statt Mittelmeer

Der letzte Mieter hat den Hof nach einem jahrelangen Rechtsstreit in einem katastrophalen Zustand hinterlassen. Nicht nur, dass er Stalltüren abgebaut hatte, seit Jahren wurde auch nicht ausgemistet. Das Stroh war dadurch so festgetreten, dass es sich nicht mit einer Heugabel lösen ließ. Dafür brauchte es schwere Maschinen. Weil der alte Mieter seit Jahren aber keine Pacht bezahlt hatte, fehlten Pfautsch die finanziellen Mittel, um den Hof wieder in Ordnung bringen zu können. Das war Yvonne Neumann und den anderen Pferdebesitzern bewusst. Dennoch spricht sie von einem „Glücksfall“. „Wir kannten viele Schauergeschichten über den Zustand. Aber wir wollten das schaffen“, sagt sie. Deswegen verbrachten die Pferdebesitzer aus Kötzschau, Schkeuditz und Leipzig ihren Sommer in Lochau statt am Mittelmeer.

Vertrag über zehn Jahre

„Wir mussten ja fast alles neu machen“, sagt Leonie Fleischhammer, die wie Neumann ihr Pferd unterstellen wird. Denn: Was noch brauchbar gewesen wäre, war zerstört, sagt die 20-Jährige. Sie berichtet von durchgeschnittenen Wasserschläuchen, gekappten Stromleitungen und von einer Menge Sondermüll, der noch fachgerecht entsorgt werden muss. Trotzdem: Die neuen Pächter sind überglücklich. Sie haben mit dem Besitzer einen Vertrag über zehn Jahre geschlossen und neben der privaten Unterstellung ihrer Pferde eine Menge Ideen. „Am liebsten morgen“ möchten sie einen Reitverein gründen und die Lochauer zum Kennenlern-Grillen einladen. (mz)