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Liebeserklärung von Norbert Bischoff an Halle Liebeserklärung von Norbert Bischoff an Halle: Sozialminister zieht von Magdeburg an die Saale

Von Anne Schneemelcher 17.07.2015, 07:21
Norbert Bischoff spielt Gitarre und freut sich aufs Radfahren in Halle.
Norbert Bischoff spielt Gitarre und freut sich aufs Radfahren in Halle. Sebastian Lizenz

Halle (Saale)/Magdeburg - Berlin sei zu laut und zu schrill, Leipzig eine Weltstadt und in Magdeburg merke man ganz genau, wann die Semesterferien beginnen, findet Norbert Bischoff. Der SPD-Politiker und Minister für Arbeit und Soziales investiert derzeit in Umzugskartons. Kurz vor der politischen Sommerpause kündigte er einen Städtewechsel an. Denn ihn ziehe es in die größere Stadt des Landes - nach Halle. Damit gehört er dann zu den mehr als 27 500 Pendlern, die in der Saalestadt leben, aber hier nicht arbeiten. Das ist kurios, denn weitaus mehr Menschen - insgesamt knapp 39.000 - arbeiten laut dem Statistischen Landesamt in Halle, wohnen aber woanders. Die Stadt hat den Minister vor allem als Wohnort überzeugt. Das hänge mit der Größe zusammen: „Halle lebt davon, dass es übersichtlich und klein ist.“

Kunst-Ausstellung vor dem Haus?

Der Minister schätzt zudem die Hallenser für ihre Offenherzigkeit, hält sie für gesprächig und nachbarschaftlich. In wenigen Monaten gehört Bischoff dazu und wird Hallunke. Wo er hinziehen wird, steht auch schon fest. Der Minister hat ein altes Laborgebäude der Universität in der nördlichen Innenstadt gekauft. Weihnachten sei ein neuer Dachstuhl geplant, so der 64-Jährige. Was das Flair um das neue Haus angeht, so hat er auch schon Ideen, die noch mit Behörden abgestimmt werden müssen. Bischoff möchte die Nachbarschaft in sein Wohnprojekt mit einzubeziehen. Draußen vor dem Haus könne er sich Kunst-Ausstellungen vorstellen und Sitzgelegenheiten, die von den Studenten des Geisteswissenschaftlichen Zentrums genutzt werden könnten. Das befinde sich ganz in der Nähe vom neuen Haus.

Claudia Dalbert lebt bereits seit 1998 in der Saalestadt. „Ich bin damals beruflich nach Halle gezogen“, berichtet die Fraktionsvorsitzende der Grünen im sachsen-anhaltinischen Landtag. Wohnhaft ist die studierte Psychologin im Paulusviertel. „Ich empfinde das als großes Glück, das Viertel ist einfach wunderschön“, sagt Dalbert. Ein Umzug in eine andere Stadt kommt für die 60-Jährige daher nicht in Frage: „Ich bin begeisterte Hallenserin“, betont sie.

Marco Tullner kam im Wendejahr 1989 nach Halle, um an der Universität zu studieren. Seit Jahren wohnt der Staatssekretär im Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium im Süden der Stadt in der Nähe der Robert-Koch-Schwimmhalle. „Hier ist es grün und mit der Straßenbahn sind es nur zehn Minuten zum Marktplatz“, sagt der 46-jährige CDU-Kreisvorsitzende. Was ihn an Halle fasziniert: Die wunderbare Altstadt und der urbane Flair einer alten Unistadt.

Seit den achtziger Jahren hat Petra Sitte ihren Wohnsitz in der Landsberger Straße unweit des Hauptbahnhofs von Halle. Über die dort entstandene „Freiraumgalerie“ freut sich die erste parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion im Bundestag sehr. „Dadurch hat sich das Viertel positiv entwickelt“, findet Sitte. Sie habe aber schon immer gerne im halleschen Osten gewohnt, vor allem die Nähe zum Bahnhof schätzt die 54-Jährige.

Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand bezog erst vor wenigen Monaten seine neue Wohnung im historischen Wittekind-Bad. Zuvor lebte der gebürtige Braunschweiger in der Herweghstraße im Paulusviertel. Die neue Wohnlage hat für den 58-Jährigen einen großen Vorteil: Vom Wittekind-Bad sind es nur wenige hundert Meter bis zum Saaleufer, wo das Stadtoberhaupt nach eigener Auskunft gerne seine morgendlichen Jogging-Runden dreht.

So schön das alles klingt: Magdeburg werde er dennoch vermissen - vor allem die Elbe mit ihren Radwegen, sagt er. Aber die Saalestadt biete genügend Alternativen. Und das ist gut, denn Bischoff radelt lieber, als das er joggt. Am liebsten fährt er mit seiner Lebensgefährtin Fahrrad. Die heißt Birke Bull, lebt bereits in Halle und ist die Landesvorsitzende der Partei Die Linke. Zusammen mit der 51-Jährigen ist Bischoff zur See und in den Spreewald geradelt - von Halle übrigens. „Der Urlaub beginnt in Zukunft vor der Haustür“, sagt er.

In Halle studiert

Damit in der neuen Heimat keine Langeweile aufkommt, hat er sich kundig gemacht, welche Freizeitangebote Halle bereit hält. Der Förderverein des Peißnitzhauses reize ihn und der Kunstverein Talstraße. Dort will er sich bei der Förderung junger Künstler einbringen. Halle ist in der Beziehung besonders, findet Bischoff. Die Kunststudenten seien ein Bonus und beleben die Stadt auch in den Semesterferien.

In den Siebzigern war Bischoff selbst Student in Halle und hat sich mit Sprachen und Theologie beschäftigt. Im Vergleich zu damals, freue ihn besonders die Entwicklung des Glauchaer Viertels: „Das war zerfallen, dann wurden Häuser abgerissen und es kamen Wohnblöcke hinzu. Man wusste nie, was daraus wird.“ Auch an den Riebeckplatz hat der Politiker düstere Erinnerungen. Vor allem, wenn er sich den Fußgängertunnel ins Gedächtnis ruft. Heute sei das aber gut gelöst, „besser als jemals zuvor“, lobt er. Gern ist er auch in der Kleinen Ulrichstraße unterwegs. Dort stehe zwar so gut wie kein Baum, aber der Mix aus alten Villen und Plattenbauten kombiniert mit der Kneipen-Atmosphäre faszinieren ihn. Am Universitätsring gibt es ein Restaurant mit russischen Spezialitäten, wo es dem Minister schmeckt, auch besuche er gern die Vorstellungen im NT und im Puppentheater. Dem Hallunken-Leben steht also nichts im Weg. (mz)