Leute von nebenan Leute von nebenan: Student ermöglicht Blinden das Surfen im Internet
Halle/MZ. - Nichts hören, nichts sehen. Für viele behinderte Menschen bleibt das Internet lautlos oder unsichtbar. Dem abzuhelfen, hat die hallesche Firma "Liwing IT-Services" eine Software entwickelt, die Online-Inhalte für Blinde oder Taubstumme erfassbar macht.
Kürzlich wurde dem Zwei-Mann-Betrieb ein Förderbescheid in Höhe von 10 000 Euro aus dem Pakt für Arbeit der Stadt Halle überreicht. Mit dieser Finanzspritze soll das Projekt "Barrierefreies Internetportal" - ein Internetauftritt für Behinderte - realisiert werden.
Kopf von "Liwing IT-Services" ist Jens Rehsack, ein programmiereifriger Informatik-Student der halleschen Universität. Vor zwei Jahren begann der 26-Jährige an der Software "Flex Page" zu tüfteln - allerdings mit ganz anderen Absichten. Als Aufhänger nennt der PC-Freak die einst fehlerhafte Darstellung von Internetseiten, verursacht durch unterschiedliche Internetbrowser. Seine Software sollte das beseitigen. "Auf diesem Weg kam mir die Idee, Online-Inhalte auch für Blinde und Taubstumme lesbar zu machen", erklärt er. So vermag das Programm grafische Inhalte in Texte zu übersetzen und für blinde Internetnutzer über einen so genannten "Screen-Reader" per Fühlung lesbar zu machen.
Jens Rehsack, in Köthen geboren, hatte schon früh einen Faible für Zahlen. Seine Mathelehrerin vermittelte ihn 1991 an das mathematisch-naturwissenschaftliche Georg-Cantor-Gymnasium nach Halle-Neustadt. Dort probierte sich der damals 14-Jährige an der Programmiersprache "Pascal." Rehsack: "Seidem verschlinge ich Computerbücher, wie andere Menschen Belletristik." Nach dem Abitur folgte das Informatikstudium an der Uni in Halle.
Allerdings hat er bis heute keinen Abschluss. Zu wenig Zeit zum Pauken. Denn neben dem Studium gründete Rehsack mit 19 Jahren mit einem Kommilitonen die erste Firma "Softwareschmiede". Der Geschäftserfolg stellte sich schnell ein. Doch Geld war nicht alles. "Ich wollte weiter an innovativen Technologien arbeiten", begründet er seinen Ausstieg. 2000 gründete Jens Rehsack schließlich "Liwing IT-Services."
Eine Software müsse optimiert werden, und so sieht Rehsack "Flex Page" noch nicht am Entwicklungsende. Anders verhält es sich mit dem Studium. Das will er rasch abschließen. Das hieße in der Informatikersprache: Der Abschluss ist schon programmiert.