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Leute von nebenan Leute von nebenan: Straße der Romanik als Ersatz für fehlenden Rhein

19.05.2003, 19:18

Halle/MZ/ikr. - Seit 2002 ist er nun an der Uni Halle als Professor für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit tätig. Den dadurch erforderlichen Umzug nach Halle hat er nicht bereut. "Kaum eine andere deutsche Stadt, die ich bisher gesehen habe, ist architektonisch so interessant wie Halle", meint der 46-Jährige, der vorher an den Universitäten Cambridge, Bonn und München studierte und lehrte.

Auch gegen die gelegentlich aufflackernde Sehnsucht nach dem heimischen Rheinland hat Klein bereits etwas gefunden: Die Straße der Romanik nämlich, deren imposante Bauwerke ihn immer wieder faszinieren. Ansonsten gehört sein Herz den alten Sprachen und ihrer Kultur. "Latein ist wirklich kein alter Zopf", so meint er, und die Altphilologie sei weit davon entfernt, eine verstaubte Wissenschaft zu sein. "Schließlich repräsentiert sie eine lange Kulturtradition, die es zu bewahren und für die Gegenwart fruchtbar zu machen gilt".

"Die goldenen Zeiten", wie er es nennt, hat Klein gerade noch in seiner Schulzeit miterlebt. Was er damit meint? "Als dem humanistischen Bildungsideal noch eine Existenzberechtigung zugesprochen wurde." Latein, Griechisch und Hebräisch hat er gelernt, und zwar mit großer Begeisterung.

Diese Zeiten sind heutzutage freilich längst vorbei. Junge Leute interessieren sich, so seine Erfahrung, nur noch sehr verhalten für alte Sprachen und ihre Kultur. "Schade", meint Klein, der seine Begeisterung trotzdem an die Studenten weitergeben möchte. Nicht zuletzt deshalb hat er sich gleich nach seinem Umzug in die Saalestadt an der Erarbeitung eines neuen Studiengangs beteiligt. Latinistik heißt er und wird in diesem Semester erstmals angeboten. Außerdem ist er seit Jahresbeginn Hauptherausgeber des Mittellateinischen Jahrbuchs, dem zentralen Fachblatt für sein Forschungsgebiet.

Eine willkommene Ergänzung zur lateinischen Literatur des Mittelalters und der Neuzeit ist für Klein modernere deutschsprachige Literatur. Sein Lieblingsautor: Thomas Mann. "Ein Wunder an Sprachkunst und Gedankenreichtum."