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Leitfaden zum Uraltwerden

Von Heidi Pohle 31.07.2007, 16:29

Halle/MZ. - Die Antwort lautet ja, denn dass vernünftiges Essen und Trinken die Lebenserwartung zum Positiven beeinflusst, ist bekannt.

Im Dunkeln tappen dagegen die Wissenschaftler, wenn sie sagen sollen, welche Rolle dabei bestimmte Stoffwechselprodukte wie die Advanced Glycation Endproducts (AGEs) spielen. AGEs sind Zucker-Eiweiß-Verbindungen, von denen sich im Laufe des Lebens immer mehr im Körper anhäufen und die Alterung vorantreiben, wie Dr. Andreas Simm, Forschungsleiter an der Herz-Thorax-Chirurgie des Uni-Klinikums, erklärt.

Der Laie müsse sich das so vorstellen: Bäckt man Kuchen, wird er braun. Dasselbe spiele sich im Menschen ab, nur bei viel niedrigeren Temperaturen und deshalb langsamer. Was entsteht, sind die

AGEs, deren Existenz man zum Beispiel am Knorpelgewebe des Knies nachweisen könne: "Beim Säugling ist es noch weiß, bei Erwachsenen ockerfarben und im hohen Alter dunkelbraun." AGEs, die vor allem in braunen und süßen Lebensmitteln vorkommen, spielen also bei vielen degenerativen Altersgebrechen eine große Rolle. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen und im Körper gebunden, das steht fest. Aber welche Menge kommt im Blut an? Und: Was machen die AGEs dort? Reagieren sie mit anderen Stoffen, und wenn ja, mit welchen? "Daran wird weltweit geforscht, auch bei uns", so Simm.

Seit April sucht auch Beatrice Leuner nach Antworten. Die 24-Jährige ist Doktorandin und wird sich drei Jahre lang mit dem Einfluss der Ernährung auf Erkrankungen des Alters befassen. Dass sie das kann, ist der Vereinigung der Freunde und Förderer der Uni Halle zu verdanken. Von dort erhält die aus der Sächsischen Schweiz stammende junge Wissenschaftlerin rund 70 000 Euro in Form eines monatlichen Stipendiums. Die Mittel stammen zum größten Teil aus Geldern der Vereinigung, ko-finanziert durch die Stadtsparkasse und den Stiftungsfonds der Dresdner Bank.

Die Arbeit von Beatrice Leuner ist ein Baustein von vielen zur Etablierung eines Zentrums für Altersforschung an der Medizinischen Fakultät - interdisziplinär unter Einbindung unter anderem der Ernährungs-, Sport-, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie. Die Thematik hat in einer immer älter werdenden Gesellschaft zunehmende Bedeutung. Es wäre der erste integrative Forschungs-Schwerpunkt in den neuen Ländern dieser Art.

Beatrice Leuner wird die Rolle, die AGEs bei der Alterung spielen, an Mäusen im Labor untersuchen. Ziel sei, so erklärt sie, zu beweisen und nicht nur zu behaupten, dass man mit gesunder Ernährung älter werden kann. "Kennen wir das ,wie', können wir fundierte Empfehlungen geben, wodurch man den Alterungsprozess verzögern kann", sagt sie. Durch Dauer-Diät oder nur unter Auslassung bestimmter Lebensmittel wie Zucker? Vielleicht findet sie ja auch eine Substanz, mit der die AGEs unschädlich gemacht werden können. Die Antwort wäre dann sozusagen ein Leitfaden zum Uraltwerden.