Lehmofen nach eigenem Plan
NAUENDORF/MZ. - Wobei die Adresse nicht wörtlich zu nehmen ist, liegt der große alte Bauernhof auch am "Ende der Besiedlung".
Schon auf den zweiten Blick sieht man, was sich im Haus und auf dem Hof alles tut. Seit vier Jahren leben die Deppes hier. "Wir sind aus Halle hergezogen", erzählt der Diplom-Psychologe, der im Krankenhaus Halle-Dölau arbeitet. "Wegen der zu hohen Heizkosten haben wir was anderes gesucht und diesen Hof gefunden", erklärt er.
Mit den eigenen Händen etwas schaffen, was nicht alltäglich ist und Familie und Freunden gleichermaßen Lust und gute Laune macht - das haben sich die Eheleute gewünscht. Und Ralf Deppe begann mit den Recherchen zum Lehmofenbau im Internet, fand Kontakt zu Gleichgesinnten. Bis heute treffen sie sich im Internet, tauschen Erfahrungen und Rezepte. Da mailen nicht nur Lehmofenbauer, auch Hobbyköche und Leute mit Wissen über Holz als Brennstoff.
"Der Ofen wird nur mit raucharmem Holz von Laubbäumen beheizt", sagt Deppe. Nachbar Adolf Jeske half Deppe beim Bau, jeder konnte seine Fähigkeiten in das Ofenbau-Projekt einbringen. Im Jahr 2007 war das. Eine Pizza schoben die Männer zuerst in den Ofen. Nichts verbrannte, alles ging gut.
Inzwischen hat Deppe das Backen im Griff, kennt sich mit den Temperaturen für die einzelnen Speisen bestens aus, weiß, wie die Hitze zu regulieren und selbst Restwärme noch effektiv zu nutzen ist - zum Brot backen beispielsweise. Wenn Klaras Kindergarten zum Pizzabacken eingeladen wird, dann geht am Lehmofen die Post ab: "27 Erwachsene und 14 Kinder hatten wir hier schon zu Gast. Das war richtig toll", sagt Cornelia Deppe. Die Flammen züngeln; je näher man kommt, umso mehr Wärme strahlt der überdachte Ofen ab. "Er hält einiges aus, Hitze und auch Kälte, das haben wir schon getestet. Nur nass werden der Lehm nicht, das schadet ihm", sagt der Lehmofengourmet, während die Hausfrau das Pizza-Brot mit frischem Rosmarin und ein wenig Olivenöl in den Ofen schiebt.
"Eigentlich wollte ich ja bloß einen größeren Grillplatz bauen", sagt Ralf Deppe. Aber das sei ihm zu langweilig gewesen. Und jetzt werkelt der begeisterte Koch ("am liebsten leichte Küche, mediterran".) schon wieder an einem neuen Plan. "Ich will einen Zimmerofen bauen, noch dieses Jahr." Warum? "Weil es mich aufregt, im Winter draußen in der Kälte zu backen", sagt Deppe.