Leben hinter Gittern Leben hinter Gittern: Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle denkt ans Auswandern

Halle (Saale) - Max Privorozki, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Halle, denkt ans Auswandern. Er beschäftige sich mit dem Gedanken schon seit mehreren Jahren, so Privorozki in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich fühle mich schon seit ein paar Jahren nicht mehr so wohl in meiner Stadt, in meinem Land“, sagte er im Interview. Er fühle sich in Deutschland nicht mehr Zuhause.
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland hätte keine Zukunft, wenn nicht mehr Maßnahmen gegen Antisemitismus und Judenhass ergriffen werden. Derzeit müssten Juden in Deutschland ihren Alltag „hinter Gittern und Schutzmauern“ verbringen. Er beobachte, dass Antisemitismus immer offener gezeigt werde. „Sich offen als Antisemit zu zeigen ist nicht mehr peinlich“, beklagt Max Privorozki im Interview.
Jüdische Gemeinde Halle steht nach Terrorangriff weiter unter Stress
Privorozki war dabei, als am 9. Oktober ein bewaffneter Rechtsextremist versuchte, an Jom Kippur ein Blutbad in der Synagoge in Halle anzurichten. Bis heute stehe die Gemeinschaft unter großem Stress. „Wir sind müde“, hatte Privorozki erst kürzlich der MZ mitgeteilt, als er und seine Helfer den Besuch von US-Außenminister Mike Pompeo organisieren mussten. (mz)